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.»Was meinen Sie mit: wie eine Ärztin aussehen?« Ihr scherzhafter Ton sollte suggerieren, daß es ihr mehr um leichte Arzt-Patienten-Konversation zu tun war als darum, wirklich Bermans Ansichten zu erfahren.»Kann sein, daß es eine blödsinnige Bemerkung war«, lautete die Antwort.Berman beobachtete Susans Verrichtungen genau.»Aber ein paar Klassenkameradinnen aus dem College entschieden sich für Medizin.Einige waren ganz okay, und alle hatten was im Kopf, den Grips konnte ihnen niemand absprechen.Nur beim Fraulichen haperte es.«»Wahrscheinlich erschienen sie Ihnen nicht fraulich, eben weil sie Medizin studieren wollten, nicht umgekehrt.« Susan reduzierte die Tropfenfrequenz.»Möglich … ja, möglich«, meinte Berman nachdenklich.Susans Einwurf hatte ihm einen neuen Aspekt eröffnet.»Aber nein, ich glaube nicht.Zwei von ihnen kenne ich ziemlich gut, war mit ihnen die ganze Collegezeit zusammen.Die haben sich erst im letzten Jahr für das Medizinstudium entschieden.Und davor waren sie genausowenig feminin.Während Sie, die zukünftige Dr.Wheeler, die Weiblichkeit in Person sind.«Susan, eben noch begierig darauf, Berman wegen seines Urteils über die Schulkameradinnen zu verdammen, sah sich plötzlich entwaffnet.Sie wußte nicht, ob er sich über sie lustig machte oder ihr ein Kompliment zollte, aber Bermans nächste Worte entschieden die Angelegenheit.»Wenn ich Ihnen einen Beruf aussuchen sollte«, meinte er, »dann würde ich Sie zur Tänzerin machen.«Damit hatte Berman unbewußt ins Schwarze getroffen und sozusagen Susans zweites Ich bloßgelegt.Wie eine Tänzerin zu wirken war für sie zweifellos ein Kompliment, und deshalb konnte sie auch seine Bemerkung über ihre Fraulichkeit als ein solches durchgehen lassen.»Ich danke Ihnen, Mr.Berman«, sagte sie ernsthaft.»Ach, bitte, nennen Sie mich doch Sean.«»Also, danke schön, Sean.« Susan hörte auf, die Überreste ihrer ersten medizinischen Verrichtung einzusammeln, und sah aus dem schmutzigen Fenster.Doch sie bemerkte weder den Dreck noch die dunklen Wolken, Backsteinmauern und leblosen Bäume.Nach einer Weile sah sie Berman wieder an.»Wissen Sie, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich für Ihr Kompliment bin.Vielleicht kommt es Ihnen komisch vor, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich mich schon seit einem Jahr nicht mehr weiblich gefühlt.Darum macht mir Ihr Zuspruch solchen Mut.Nicht, daß ich mir graue Haare hätte darüber wachsen lassen, aber ich hab’ mich selbst immer mehr als …« Susan suchte nach dem richtigen Wort.»Na ja, als eine Art neutrales Wesen, ein Neutrum gesehen.Ja, Neutrum, das ist der richtige Ausdruck dafür.Das kam so nach und nach, und eigentlich fällt es mir erst richtig auf, wenn ich meinen früheren Mitschülerinnen begegne, vor allem meiner Zimmergenossin.«Susan stoppte ihren Redefluß und richtete sich auf.Ihre Offenheit diesem Mann gegenüber machte sie verlegen und überraschte sie.»Was schwatze ich da eigentlich? Manchmal komme ich mir selbst unglaubwürdig vor.« Sie lachte.»Ich kann mich nicht mal wie eine Ärztin benehmen, geschweige denn wie eine aussehen.Und Sie haben bestimmt ganz anderes im Kopf als Interesse für meine beruflichen Anpassungsschwierigkeiten.«Aber Berman, der sie breit angrinste, genoß offensichtlich das Zwischenspiel.»Und außerdem«, fuhr Susan fort, »soll der Patient reden, nicht der Doktor.Warum erzählen Sie mir nicht etwas über sich und stopfen mir den Mund?«»Ich bin Architekt«, berichtete Berman.»Einer von einer Million, die Cambridge und Umgebung unsicher machen.Aber das ist eine andere Geschichte.Ich würde lieber noch etwas von Ihnen hören.Sie können sich gar nicht vorstellen, wie beruhigend das ist, wenn sich hier jemand wie ein menschliches Wesen aufführt.« Bermans Augen streiften durch das Zimmer.»Hab’ ja gar nichts einzuwenden gegen eine kleine Operation, aber diese Warterei ist zum Wahnsinnigwerden.Und jeder hier ist so verdammt unpersönlich.« Er sah Susan wieder an.»Erzählen Sie mir doch, was Sie über Ihre frühere Zimmergenossin sagen wollten.Es würde mich interessieren.«»Nehmen Sie mich auf den Arm?«»Keineswegs, wirklich nicht!«»Ach, wissen Sie, das ist gar nicht so wichtig.Sie war eben einfach toll.Studierte Jura.Damit hat sie sich ihre intellektuelle Bestätigung geholt, ohne daß sie ihre Weiblichkeit aufgeben mußte.«»Ich hab’ keine Ahnung, wie es um Ihren Intellekt bestellt ist, aber daß Sie eine Frau sind, daran kann ja nun wirklich niemand zweifeln.Sie sind die wandelnde Antithese zum Begriff Neutrum.«Susan fühlte sich zu einem Disput darüber angereizt, daß Berman Weiblichkeit mit äußerer Erscheinung gleichsetzte.War das nicht nur ein Teil, ein kleiner Teil des Ganzen? Aber Susan hielt sich zurück.Schließlich war Berman auf dem Weg in den OP und sollte wohl besser von Streitgesprächen verschont bleiben.»Ich kann ja nichts für meine Gefühle«, sagte sie statt dessen.»Neutrum ist dafür nun mal die beste Beschreibung.Ursprünglich erschien mir die Medizin aus mehreren Gründen ideal, unter anderem auch in der Erwartung, daß sie mir die gewünschte gesellschaftliche Position verschaffen würde.Ich wollte nicht unter Heiratsdruck geraten.Na ja.« Susan seufzte.»Meine Position scheine ich zu haben, und noch ein gutes Stück dazu.Genaugenommen fühle ich mich fast von der normalen Gesellschaft verstoßen.«»Das sollte man schleunigst kurieren, und die Infusion würde ich Ihnen gern anlegen«, sagte Berman und freute sich über seinen Vergleich.»Vorausgesetzt natürlich, daß Sie Architekten als Mitglieder der normalen Gesellschaft ansehen.Manche würden Ihnen da entschieden widersprechen, kann ich Ihnen sagen.Aber wissen Sie …« Berman kratzte sich den Schädel und legte sich seine Verbalstrategie zurecht.»In diesem lächerlichen Nachthemd kann man sich sowieso nicht vernünftig unterhalten, und dann das unpersönliche Milieu.Ich würde unser interessantes Gespräch gern fortsetzen.Mir ist klar, daß Sie dauernd derart unsittliche Anträge bekommen, und es tut mir schrecklich leid, Ihre privaten Lasten noch zu vergrößern, aber könnten wir nicht zusammen Kaffee trinken oder sonst was? Ich meine, sobald das verdammte Knie hier verarztet ist?« Berman hielt das rechte Bein hoch.»Hab’ das blöde Ding schon vor Jahren verkorkst, beim Football, natürlich.Seitdem war das Knie meine Achillesferse, sozusagen.«»Und deswegen die Operation heute?« erkundigte sich Susan, während sie überlegte, wie sie auf das Angebot reagieren sollte.Sie wußte, derlei entsprach unter keinen Umständen der Berufsetikette.Auf der anderen Seite übte Berman eine gewisse Anziehung auf sie aus.»Genau.Meniskusresektion, oder so was«, sagte er.Es klopfte an der Tür, und bevor Susan antworten konnte, war Sarah Sterns im Zimmer.Susan zuckte schuldbewußt zusammen und machte sich am Infusionsstöpsel zu schaffen.Zugleich wurde ihr das Lächerliche ihrer Reaktion bewußt, und sie ärgerte sich, daß sie sich vom System so unterdrücken ließ.»Doch nicht noch ’ne Nadel!« rief Berman.»Doch, noch ’ne Nadel.Operationsvorbereitung.Marsch, auf die Seite, mein Lieber«, sagte Miss Sterns.Susan wurde in die Ecke gedrängt, als die Schwester das Tablett auf den Nachttisch stellte.Berman blickte Susan verlegen an und ließ sich auf die rechte Seite rollen.Miss Sterns entblößte seine linke Gesäßhälfte und packte ins Fleisch
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