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.Zu lesen stand darauf: »Journalistin sucht gegen angemessene Belohnung Informationen über den soeben entlassenen Gefangenen Robson Westerfield.«In der Zwischenzeit war mir eingefallen, dass jemand, der im Auto oder im Taxi aus dem Gefängnis fuhr, oder aber jemand, der nicht gesehen werden wollte, wenn er mit mir sprach, eventuell mit mir telefonisch Kontakt aufnehmen würde.Im letzten Augenblick hatte ich daher meine Handynummer -917-555-1261- in großen, weithin lesbaren Ziffern hinzugefügt.Es war ein kalter, windiger Morgen.Der erste November.Allerheiligen.Seit dem Tod meiner Mutter hatte ich die Messe nur an Feiertagen wie Weihnachten und Ostern besucht, wenn selbst vom Glauben abgefallene Katholiken wie ich die Glocken einer nahe gelegenen Kirche hören und widerstrebend ihre Schritte dorthin lenken.Ich fühle mich wie ein Roboter, wenn ich in der Kirche bin.Ich knie nieder und stehe auf wie alle anderen, ohne an den Gebeten teilzunehmen.Ich singe gern, und ich spüre ein Kribbeln in der Kehle, wenn die Gemeinde in den Chorgesang einfällt.An Weihnachten sind es fröhliche Lieder:»Höret der Engel Gesang« oder »Dort in der Krippe liegend«.An Ostern ist der Gesang triumphierend: »Christus ist heut erstanden«.Aber meine Lippen bleiben immer verschlossen.Den Jubelgesang überlasse ich den anderen.Früher war ich voller Wut; jetzt spüre ich nur noch Überdruss.Auf die eine oder andere Weise hast du sie mir alle genommen, o Herr.Bist du jetzt zufrieden? Wenn ich im Fernsehen von ganzen Familien erfahre, die im Bombenhagel umgekommen sind, oder mit Bildern von hungernden Menschen in Flüchtlingslagern konfrontiert werde, dann ist mir zwar bewusst, um wie vieles besser es mir ergangen ist.Intellektuell kann ich es begreifen, aber es hilft mir letztlich nicht weiter.Lass uns eine Vereinbarung treffen, Gott.Lass uns beschließen, uns gegenseitig in Ruhe zu lassen.Zwei Stunden lang stand ich mit dem Schild am Tor.Die meisten Menschen, die ein- oder ausgingen, starrten voller Neugier darauf.Einige sprachen mich an.Ein dicker Mann um die fünfzig, der die Ohrenklappen seiner Mütze wegen der Kälte herabgelassen hatte, fuhr mich an: »Junge Frau, haben Sie nichts Besseres zu tun, als sich mit diesem Dreckskerl zu befassen?« Er verriet nur so viel, dass er im Gefängnis arbeite, wollte mir aber seinen Namen nicht nennen.Immerhin fielen mir ein paar Leute auf, darunter auch solche, die wie Angestellte aussahen, die das Schild betrachteten, als ob sie sich die Nummer einprägen wollten.Um zehn war ich bis auf die Knochen durchgefroren, ließ es gut sein und lief zum Parkplatz vor dem Bahnhof zurück.Gerade wollte ich die Tür zu meinem Wagen öffnen, als ein Mann auf mich zukam.Er schien um die dreißig zu sein, knochig, mit unangenehmem Blick und schmalen Lippen.»Warum hacken Sie auf Westerfield herum?«, fragte er.»Was hat er Ihnen getan?«Er trug Jeans, eine Jacke und Arbeitsschuhe.War er gerade entlassen worden und mir gefolgt? »Sind Sie ein Freund von ihm?«, fragte ich.»Was geht Sie das an?«Wenn einem jemand zu nahe kommt, sich direkt vor einem aufpflanzt, tritt man instinktiv einen Schritt zurück.Ich stand mit dem Rücken an die Fahrertür gelehnt, und der Kerl bedrängte mich.Aus den Augenwinkeln bemerkte ich zu meiner Erleichterung, wie ein Auto auf den Parkplatz einbog.Mir fuhr durch den Kopf, dass zumindest jemand in der Nähe sein würde, falls ich Hilfe brauchte.»Ich möchte jetzt in mein Auto steigen, und Sie stehen mir im Weg«, sagte ich.»Rob Westerfield war ein vorbildlicher Gefangener.Wir haben alle zu ihm aufgeschaut.Er war ein großes Vorbild für uns.Na, was ist Ihnen diese Information wert?«»Dafür können Sie sich Ihr Geld bei ihm selbst abholen.« Ich drehte mich um und drängte dabei den Kerl von mir ab, drückte auf die Fernbedienung, um das Schloss zu öffnen, und zog die Tür auf.Er versuchte nicht, mich aufzuhalten, aber bevor ich die Tür zuschlagen konnte, sagte er noch: »Ich gebe Ihnen einen guten Rat, und zwar gratis: Verbrennen Sie dieses Schild.«20ZURÜCK IN MRS.HILMERS Wohnung, begann ich die alten Zeitungen, die meine Mutter aufgehoben hatte, zu durchforsten.Für meine Recherche über Rob Westerfields Leben waren sie ein Geschenk des Himmels.In mehreren von ihnen wurden die beiden Privatschulen erwähnt, die er besucht hatte.Die erste, Arbinger Preparatory School in Massachusetts, ist eine der angesehensten des ganzen Landes.Interessanterweise war er dort nur anderthalb Jahre geblieben und dann nach Carrington in Rhode Island gewechselt.Ich wusste nichts über Carrington und sah im Internet nach.Auf der Website der Carrington Academy konnte man den Eindruck gewinnen, es handle sich um ein Landgut, auf dem durch das Zusammenwirken von Lernen, Sport und Kameradschaft wahrhaft paradiesische Zustände herrschten.Doch hinter den Lobpreisungen der großartigen Dinge, die dort geboten wurden, zeichnete sich der Kern der Sache ab: Es war eine Anstalt für »Schüler, die ihr Lernpotenzial oder ihre sozialen Fähigkeiten noch nicht genügend ausgeschöpft haben«, für »Schüler, deren Fähigkeit zu diszipliniertem Lernen noch ausgebaut werden muss«.Mit anderen Worten, es war eine Einrichtung für verhaltensgestörte Kinder.Ich beschloss, vorerst noch keine Anzeige auf meine Website zu platzieren, auf der ich ehemalige Mitschüler oder Angestellte um Informationen über Rob Westerfields Schulzeit bitten würde, sondern zunächst beide Anstalten selbst in Augenschein zu nehmen.Ich rief die Schulen an und erklärte, ich sei Journalistin und bereite ein Buch über Robson Westerfield vor, der ihre Schule besucht habe.Bei Arbinger wurde ich sofort an Craig Parshall weitergeleitet, der für Öffentlichkeitsarbeit zuständig war.Mr.Parshall teilte mir mit, die Schule verfolge die strikte Politik, sich gegenüber der Presse nicht über Schüler, seien es ehemalige oder gegenwärtige, zu äußern.Auf gut Glück sagte ich: »Wenn ich richtig informiert bin, haben Sie aber Jake Bern ein Interview über Robson Westerfield gewährt.«Es folgte eine lange Pause, die mir anzeigte, dass ich einen Volltreffer gelandet hatte.»Es wurde ein Interview genehmigt«, sagte Parshall in steifem und herablassendem Ton.»Wenn die Familie eines jetzigen oder ehemaligen Schülers ihr Einverständnis für ein Interview gibt, dann können wir unter bestimmten Umständen einem solchen Gesuch nachkommen.Sie müssen sich vor Augen führen, Miss Cavanaugh, dass unsere Schüler aus prominenten Familien stammen, manche sind Söhne von Präsidenten oder Angehörige von königlichen Familien.In gewissen Fällen kann es daher angemessen sein, den Medien einen begrenzten Zugang zu gewähren.«»Und natürlich dient diese Art von Medienpräsenz dem guten Ruf und dem Ansehen der Schule«, ergänzte ich.»Andererseits, wenn auf einer Website täglich die Tatsache verbreitet würde, dass der Mörder eines fünfzehnjährigen Mädchens die Schulbank zusammen mit einigen dieser vornehmen Schüler gedrückt hat, dann wären diese und ihre Familien vielleicht nicht allzu begeistert darüber
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