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.Wir fuhren die Rampe empor.Ich sah ihn neben mir, wie er sich den kleinen, nervösen Wagen mit leichter Hand gefügig machte, wie schnell und sicher er sich in den Verkehrsstrom drängte, die andere Fahrspur gewann.Und ich empfand ihn selbst als zugehörig zu dieser Schnelle und Hektik, die Rom eigen war.Manchmal, wenn er in eine Kurve bog, schwankte das Auto, und ich wurde leicht gegen ihn geworfen, spürte seine Schenkel, die schmal und federnd waren.Ich beobachtete sein ebenmäßiges Profil unter dem blonden, fülligen Haar.Dann und wann sah er mich aus den Augenwinkeln an, erwiderte lächelnd meinen Blick.Mein schöner Italiener!Inzwischen fuhren wir durch Vorstadtgebiete.Hohe, eintönig hässliche Wohnblöcke säumten die Straßen, die endlos schienen.Vor jeder Ampel staute sich der Verkehr.Ein Flimmern der Hitze lag über den Autodächern.Rom umarmte mich nicht, wie Valletta das tat, sondern breitete sich immer weiter aus, in unübersehbaren Kreisen.»Hast du Hunger?«, fragte Fabio.Ich wollte antworten: »Ja, Hunger nach dir«, hielt aber die kitschige Bemerkung zurück und sagte stattdessen:»Danke, Fabio.Nein, eigentlich nicht.Wir haben im Flugzeug spät gefrühstückt.«»Dann fahren wir gleich zum Hotel, wenn es dir recht ist?«Ich nickte wortlos.Ich wusste nicht, was ich mit mir anfangen sollte, ich war so verliebt.Inzwischen verließ Fabio die Ausfallstraße, fuhr hinter der Via Condotti mit ihren Prachtläden, erreichte die Piazza Navona.Jetzt endlich wurde Rom sichtbar, Rom mit seinen überlagerten Zeitaltern, seinem morbiden Charme.Marc Aurels Triumphsäule ragte zwischen parkenden Wagen empor.Reisebusse warteten vor dem Pantheon in der gleißenden Hitze.Wir fuhren an ockergelben Fassaden vorbei, an Denkmälern, an verschnörkelten Brunnen.Unter den Säulengängen waren die dämmrigen, kühlen Bars und Cafés voller Leute.Fabio schien sich nicht um Fahrverbote zu scheren.Wir kamen an der Piazza di Spagna vorbei, an den Brunnen mit den grün schimmernden Faunsgesichtern, von Wasserperlen besprüht.Auf der Treppe zur Kirche Trinita’ di Monti verkauften Händler Silberschmuck und exotischen Plunder.Touristen, aufgelöst vor Hitze, studierten den Stadtplan, aßen Eis, fotografierten sich gegenseitig mit dem Handy.Autos drängten sich kühn vorbei, hupten, bremsten, flüchteten mit aufheulenden Motoren in Seitenstraßen.»Neuerdings wurden so viele Fußgängerzonen eingerichtet, dass keiner sie beachtet«, sagte Fabio.»Ich bekomme ständig Strafzettel.Aber so geht es uns allen hier.«Das ursprünglich baufällige Hotel war, wie mir Fabio erklärte, erst kürzlich und ziemlich aufwändig renoviert worden.Große Amphoren, von Stoffblumen überquellend und mit alten Stadtansichten an den Wänden, gaben optisch den Rahmen.Wir schrieben uns ein.Fabio fügte seinem Namen ein »Dottore« hinzu.Der einstige Drahtkäfig-Fahrstuhl war durch einen neuen, lautlosen, ersetzt worden.Das Zimmer im dritten Stock hatte einen gewaltigen Kronleuchter, Sessel mit hohen Lehnen und einen imposanten Bettüberwurf aus grünem Satin.Das Badezimmer war aus Marmor, das Designer-Waschbecken aus Glas.Die Vorhänge blähten sich im Sommerwind, und draußen flimmerten die Kuppeln von Rom in der Hitze.»Man hat sich in den letzten Jahren Mühe gegeben«, sagte Fabio.»Unsere Hotels waren buchstäblich am Verfaulen.«Ich streifte meine Sneakers von den Füßen.Der Steinboden fühlte sich kalt an.Wir standen einander etwas befangen gegenüber.Ich hatte stets geglaubt, dass wir uns nicht verlieren würden, auch wenn wir uns lange Zeit nicht sahen.Aber das stimmte nicht mehr.Das Leben sorgte dafür, dass wir uns entfremdeten.Fabios Anwaltspraxis ging gut, zu gut, hatte er mir auf der Fahrt erzählt, er hatte jetzt einen Partner, sodass er weniger eingespannt war, mehr Zeit für das Kind hatte.Mehr Zeit für das Kind, hatte er gesagt, und nicht: mehr Zeit für dich.Aber das war ja zu erwarten gewesen.Ich legte die Arme um seinen Hals, er führte mich zum Bett, sein Mund lag auf dem meinen, seine Lippen waren fordernd und wissend.Ich verdrängte die Qual der Gedanken, ließ mich tragen von den Empfindungen, von den Seufzern und dem Entzücken.Der stumme Dialog brachte das weite Feld der Erinnerung in Bewegung, vermischte es mit dem Hier und Jetzt.Unsere Umarmung setzte dem Unausweichlichen eine neue Frist, rettete mich vor der Einsamkeit, die im Dunkeln lauerte.Nicht ich war es, die dachte, mein Körper dachte für mich, er lag unter diesem anderen Körper und wusste genau, was er wollte.Wir stöhnten leise, Mund an Mund, aufgelöst von der Leidenschaft, die sich immer wieder entzündete an der Erregung, der Hingabe und der Lust aneinander.Unser Körper war eine einzige, wild atmende Lunge, jede Pore ein verschwitztes Glitzern.Fabio legte seine Arme unter meinen Rücken und hob mich hoch, so wie ich es am liebsten mochte.Er bedeckte mich mit seiner Haut, gab mir den Geruch seiner Achselhöhlen, den Geschmack seines Mundes, der nach Zahnpasta roch.Meine Bauchmuskeln dehnten und zogen sich zusammen, eine sich hinziehende Tätigkeit, innehaltend, aufsteigend.Ich klammerte mich an ihn, an seine Schultern, glatt und rund wie Kiesel.Die Flut kam von unten, schwoll heran, hüllte mich ein und überströmte mich, wie warme Gewässer über Korallenriffe gleiten.Das Licht kam gedämpft durch die Vorhänge, der Verkehr floss ruhiger in der trägen Stunden des frühen Nachmittags.Ich starrte Fabio an, verfolgte jede Regung auf seinem Gesicht, beobachtete das langsame Vorrücken der Lust, während er, von ihr überwältigt, die Augen schloss.Und für einige Atemzüge konnte ich dann sehen, wie er die Welt und sich selbst endlich vergaß.Danach lagen wir stumm auf dem zerwühlten Laken.Ich drückte mein heißes Gesicht an Fabios Schulter, unsere Beine waren ineinander verschlungen.Ich hörte, wie sein Atem allmählich zur Ruhe kam.Sie war so gut und zärtlich, diese losgelöste Ermattung, dieses Gefühl, gemeinsam zu schweben.Nach einer Weile zog Fabio mit einer leichten Grimasse den Arm unter meinem Nacken fort, ging ins Bad, ließ Wasser laufen.Glied für Glied kehrte das Gefühl meines eigenen Körpers zurück, erfüllte mich mit prickelnder Lebenslust.Ich streckte mich, sank mit einem Seufzer des Wohlbehagens in mich zusammen.Fabio war inzwischen zur Bar gegangen; nackt trat er ans Bett, reichte mir ein Glas mit Orangensaft.Wir tranken abwechselnd aus dem Glas, wobei wir uns in die Augen sahen.Schließlich brach Fabio das Schweigen.»Wenn ich frei wäre, würden wir morgen heiraten.« Ich biss mir auf die Lippen und sagte:»Fabio, du bist nicht frei, und du hast mich auch nie in dem Glauben gelassen, dass du es eines Tages sein könntest.In zwanzig Jahren vielleicht, wenn du einen dicken Bauch hast und ich in die Wechseljahre komme.«Er lächelte.»Wie sachlich du bist.Das mag ich so an dir.«»Ich habe ja nichts, um dich zu halten«, sagte ich.»Und bin außerdem viel zu eingebildet, um dir eine Szene zu machen.«»Ich möchte nicht«, erwiderte er, »dass du meinetwegen traurig bist.«Er setzte sich auf den Bettrand, ließ seine Finger durch mein Haar gleiten; ein Schauer, ausgelöst durch seine Berührung, lief über meine Haut.Ich legte den Kopf auf seine Knie, umfasste mit beiden Armen seine Schenkel.»Keine Angst«, sagte ich.»Ich schwimme fast täglich, das beruhigt die Nerven und strafft die Figur.Wir Maltesen haben eine Neigung zum Übergewicht.Als verheiratete Frau in Italien würde ich bald zunehmen.Ist Monica fett?«Er lachte, aber nicht wirklich von Herzen.»Nein, sie ist sehr schlank.Außerdem raucht sie.«»Du hast das Rauchen aufgegeben?«»Ja, Cosima mag den Geruch nicht.Sie sagt zu mir: ›Mama riecht nach alter Asche.‹ Sie hat oft sehr lustige, sehr phantasievolle Redewendungen.Ach, wie liebe ich dieses Kind!«Er seufzte, wandte den Kopf ab
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