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.Im Zwielicht der kleinen Butterlampe waren seine Augen dunkel wie eine andere Welt.Ich bewegte die Lippen an seiner Wange, fuhr mit der Zungenspitze über seine Lippen, teilte sie mit einem kleinen Biss.Wir entkleideten uns, während wir uns küssten; Vergangenheit, Gegenwart, all die Jahre, die wir getrennt voneinander erlebt hatten, vermischten sich.Ich wusste, dass ich noch gut aussah; dann und wann hatte es einen Mann gegeben, der es mir sagte.Mein Körper war wie früher, zäh und gelenkig, die Brüste straff, mit dunklen Spitzen.Hochgewachsen war ich nicht, und ich hatte auch nicht die hoch angesetzten Hüftknochen der jungen Generation, bei der Taille und Schenkel eine fast gerade Linie bilden.Aber mein Bauch war mädchenhaft flach, die Schenkel waren rund.Alles an mir war sanft, klein, eng.Mit zunehmendem Alter werden manche Frauen breiter, man kann nichts dagegen machen.Bei mir war es das Gegenteil: Ich würde schrumpfen, mich gleichsam in mich zurückziehen.Ich war froh, dass es so war, hörte ihn flüstern, wie einst: »Darf ich dein Haar lösen?«, und machte ein zustimmendes Zeichen.Langsam zog er eine Haarnadel nach der anderen aus meinem Haar.Ich bewegte 221leicht den Kopf hin und her, während er zärtlich und geschickt meine Zöpfe löste, die Finger durch das weiche, noch warme Haar gleiten ließ.Ich griff mit beiden Händen in meine Haare, schüttelte sie, damit sie über meine Schultern fielen.»Du bist unverändert«, flüsterte er.»Ich kann es fast nicht glauben.«Ich lachte ein wenig.»Bei Tageslicht… du wirst schon sehen.«»Als ob es darum ginge…«, sagte er.Er nahm mich in die Arme; und jetzt kam die Leidenschaft über uns, Schlag auf Schlag, stark, makellos, unbezwinglich.Sein Körper auf meinem war weiches Metall; mein Herz schlug an seiner Brust wie ein Schläger an den ehernen Rand einer Glocke.In all diesen Jahren war seine Kraft die gleiche geblieben; die Kraft der Pferdebändiger, der Fährtensucher, der Jäger.Meine gierig tastenden Finger erforschten die Narben auf Atans Rücken, Schultern, Oberarmen.Ich kannte die Geschichte dieser Narben, sie waren seine Geschichte, er würde sie bis an sein Lebensende tragen.Damals hatte ich Zeit gehabt, mich an sie zu gewöhnen.Trotzdem durchfuhr es mich wie ein glühender Schock, dass sie immer noch da waren.Mein Körper war von dem Verlangen erfüllt, ihn zu packen, ihn völlig zu besitzen.Ich kannte meine Gedankensprünge, war aber nicht darauf vorbereitet, dabei plötzlich an Kunsang zu denken.Es ließ sich nicht genau erklären, warum sie hierher gehörte, zu ihm; es war kein rationales Gefühl, lediglich das Empfinden, dass es so sein musste.Atan hörte noch die Stimmen aus der Tiefe der Zeit; er hatte nie versucht, sein Leben vor dem Einbruch des Geheimnisvollen zu schützen.Kunsang sendete die gleichen Signale, Zeichen, die er verstehen musste.Kunsang sendete sie, ohne es zu wollen, sie kamen von ihr, ohne jeden Einfluss von außen.Das war damals gewesen, in Nepal.Und seitdem?Ich schob den Gedanken weit von mir.Nein, nicht jetzt.Später.Dass Begehren so absolut, so schwindelerregend sein konnte, hatte ich fast verlernt; die bequeme, prosaische Schweiz bot verwegenen Träumen wenig Raum.Nun schien es, als ob etwas, das hoch über menschlichen Mutmaßungen stand, herabwehte, mich von jeder Logik entfremdete.Als ob eine innere Stimme mir sagte, ich sollte alles vergessen.Ich fühlte, wie sein Körper schwerer wurde, sah ganz nahe über mir seine großen, geweiteten Pupillen.Augen für die Ferne, für die Nacht.Ich legte beide Beine um seine Lenden, hörte 222seine schweren Atemzüge.Seine nackte, glühende Haut schien mit der meinen verwachsen.Die Gedanken in meinem Kopf kamen endlich zu Ruhe.Ich überließ mich dem Gewicht seines Körpers, das mir alles sagte, sein Begehren, seinen Schmerz, seine absolute Einsamkeit.Mein Atem ging rasch wie im Fieber.Das Gefühl war eine Art Befreiung – ich merkte es plötzlich.Ich lag unter ihm, weltverloren, und gleichzeitig pulsierte in mir eine wirkliche Stärke, uralt und zeitlos.Ich spürte den magischen Kraftstrom im Rücken, in den Lenden und Beinen.Das war es, was uns verband: ein vollkommenes Gleichgewicht, ein gemeinsames Schwingen.Die dunkle Flut kam von unten, schwoll heran, ja, so sollte es sein.Ich hatte nicht erwartet, dass er meinen Körper noch kannte, seinen Rhythmus, seine Bedürfnisse.Ich leckte seine Halsbeuge, atmete die Nacht in seinem Nacken.Er stieß in mich ein, stumm, mit hartem, fast zischendem Atem.Ich genoss es, diesen Mann zu besitzen, ihn mit meinem Körper festzuhalten, einen Schmerz zu empfinden, der so natürlich war.In der Dunkelheit bewegte sich sein Rücken, langsam und lebendig.Er überwachte seine Bewegungen in mir, heftete seine ganze Aufmerksamkeit daran.Feuer floss durch mein Rückgrat, brandete höher mit jedem Zucken meines Körpers.Ich verfügte über viel Erfahrung, es gelang mir, mich noch tiefer zu öffnen, ihn noch fester, noch vollständiger zu umfangen.Noch immer sah er mir unverwandt ins Gesicht, mit dem langsamen, vollen Blick, der mich so erregte.Das Brennen und Beben meines Körpers überfiel mich in Wellen.Er legte beide Hände auf meine Lenden, drückte sie zuerst sanft, dann stärker, schneller, zeigte mir, wie er es haben wollte, bis ein tiefer Schauer ihn durchbebte, die gemeinsame Raserei uns schüttelte.Wir sagten kein Wort dabei, wir keuchten nur, und das Herz stieß das Blut durch die Adern, wieder und wieder, eine warme Strömung, die uns fortspülte.Dann hielt er die Augen geschlossen; ich jedoch starrte ihn an, sah sein entrücktes Gesicht, die Falten um den Mund, bevor er sich auf meine Brust sinken ließ, das Gesicht an meinen Hals gedrückt.Es überlief mich heiß.Es war wirklich erstaunlich, ich empfand einen nahezu brennenden Genuss an mir selbst und dass ich wohl die Macht hatte, einen Mann zu betören.Er hob das Gesicht und blickte mich an; ich sah seine Augen im safrangelben Licht der kleinen Butterlampen.Blitzende, klare Augen, unwahrscheinlich jugendlich, von einem fast violetten Schwarz.Und doch trieb auf ihrer dunklen Pupille ein leichter Flor von Auflösung und Trauer, wie Öl auf dem Wasser 223schwimmt.Ich streichelte ihn sanft; seine Lippen deuteten ein Lächeln an.Mir war, als hörte ich Wellen an eine verborgene Küste branden; erst allmählich wurde ich gewahr, dass es der Wind war, der über die Bergflanke strich.Das Rauschen hatte etwas seltsam Endloses an sich; als ob die Wellen des Schicksals die Jurte umbrandeten.22423 [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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