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.Er wischt die einzelne Träne an seiner linken Wange nicht weg.Aus seiner Sicht sind selbst seine emotionalen Qualen ein irreführendes Phänomen, wie alles andere auf der Welt.Es belustigt ihn, dass ich ihn bewundere.Er hat keine Ahnung, wie verführerisch mir das Leben eines Mönchs einst erschien; vielleicht hat sich daran nichts geändert.Als Teenager verbrachte ich ein Jahr in einem Waldkloster.Das war die friedlichste und unkomplizierteste Zeit meines Lebens.Wir halten an einer Kreuzung, um einen von einem Motorrad bewegten Stand vorbeizulassen; das Gefährt ist über und über mit Lotterietickets und bunten Zeitschriften bedeckt, sodass man den Fahrer nicht mehr sieht.Der Polizist in mir muss eine grausame Frage stellen: »Wissen Sie, wie gut sie in ihrem Job war?«Er unterdrückt ein Schaudern.»Natürlich.Sie war wunderschön und sehr, sehr klug.So hat sie mir meine Ausbildung finanziert, sobald sie sechzehn war und ihren Körper verkaufen konnte.Sie verhalf mir zu der Chance, die sie selbst nie hatte.Aber ich war nie so klug wie sie.In einem anderen Land, vielleicht auch in einer anderen Schicht, wäre sie eine große Ärztin geworden.«»Eine Ärztin?«»Sie besaß die Gabe des Heilens und war ein ausgesprochen uneigennütziger Mensch.Und mit ihrem Wissen über Ernährung und Drogen hinderte sie meine Mutter daran, mich umzubringen.« Er gesteht sich ein Schlucken zu.»Sie war sehr, sehr sanft.«»Wann haben Sie von ihrem Tod erfahren?«Ein Achselzucken.»Sie hat mich in einem Traum aufgesucht.«»Mehr wollen Sie mir nicht sagen? Sie haben große Mühen auf sich genommen, um sich mit mir in Verbindung zu setzen.«»Ich wollte feststellen, ob Sie aufnahmebereit wären.Es freut mich sehr, in Ihnen einen so frommen Mann gefunden zu haben.«Ein Gedanke schleicht sich in mein Gehirn.»Sie sagen.Sie wussten von ihrem Tod, weil sie Sie als Geist aufsuchte.Wie konnten Sie so sicher sein?«Er wendet sich mit seiner üblichen ätherischen Eleganz mir zu.»Für den Augenblick habe ich Ihnen genug mitgeteilt.Ich wollte nur Kontakt mit Ihnen aufnehmen.«»Wie sollen wir weiter verfahren?«»Wenn ich mehr Informationen habe, lasse ich es Sie wissen.Allerdings möchte ich mich nicht mehr im Revier mit Ihnen treffen.Lieber wäre mir ein örtlicher wat, wenn Ihnen das recht ist.« Ich spüre Verlustängste in mir aufsteigen, fürchte, ihn nicht mehr wiederzusehen.Er schenkt mir ein mitfühlendes Lächeln.»Keine Sorge – wen der Buddha zusammenbringen will, kann niemand auseinander halten.«Ich lächle, überwältigt von diesem außergewöhnlichen Heiligen.»Das stimmt«, pflichte ich ihm bei.Meine Polizistenzweifel unterdrücke ich.Es ist jämmerlich, aber ich sehne mich nach der Anerkennung und der Absolution des jungen Mannes.»Wussten Sie, dass Ihre Schwester eine Weile im Club meiner Mutter gearbeitet hat? Damrong und ich, wir kannten uns.«Meine Frage scheint eine Bewusstseinsveränderung bei ihm herbeizuführen.Er zieht die Brauen zusammen, konzentriert sich auf beängstigende Weise auf sein Stirn-Chakra.Sein Blick wirkt unerbittlich; er braucht nicht zu sagen: Ich weiß alles.»Sie hielt Sie für einen heiligen Narren«, murmelt er, bevor er die Straße überquert.Erst als er weg ist, merke ich, dass ich vergessen habe, ihn zu fragen, in welchem Kloster er ordiniert wurde.Ich bitte Lek telefonisch, das beim Sangha für mich zu überprüfen.Eine halbe Stunde später steht er vor meinem Schreibtisch und erklärt mir, dass der Sangha keinen Gamon beziehungsweise Phra Titanaka kennt.Lek spielt nervös mit seinem yaa-dum-Stäbchen, schiebt die Haare mit beiden Händen zurück und hüstelt.»Was ist, Lek?«Wieder ein Hüsteln.»Die farang-Frau.Sie erinnern sich?«»Lek, du könntest sie wenigstens ›die FBI-Frau‹ nennen.Das wäre höflicher.«»Nun, sie hat mich gestern zum Mittagessen ausgeführt, während Sie weg waren.«Unsicher, wie ich auf diese Information reagieren soll, rücke ich mit dem Stuhl zurück.»Verstehe.«»Sie will mich heiraten, wenn ich die Operation nicht machen lasse.« Er sieht mich an.Plötzlich bin ich der Außenseiter mit farang-Blut – kann ich ihm die Angelegenheit erklären? Er wirkt nicht so, als würde er auch nur eine Sekunde über das Angebot der FBI-Frau nachdenken; dafür ist die kulturelle Kluft einfach zu tief.Er möchte lediglich wissen, wie sich ein Erdling in Gesellschaft eines besonders aufdringlichen Andromedaners verhalten soll.»Wenn du sie heiratest, hast du Anspruch auf die Hälfte ihres Einkommens.Ich glaube, bei ihrer Dienstzeit kriegt sie brutto ungefähr fünfunddreißigtausend Dollar im Jahr.«Mit einer eleganten Bewegung zieht Lek meinen Taschenrechner zu sich heran und gibt den Betrag mit einem Finger ein, während er das yaa-dum-Stäbchen in sein rechtes Nasenloch steckt.Als er die Zahl vor sich sieht, blinzelt er kurz und zuckt hilflos mit den Achseln.»Aber dann könnte ich keine Frau mehr sein, oder?« Er entfernt sich, den Kopf über die Verschlagenheit der Andromedaner schüttelnd.Ich bin wütend auf die FBI-Frau, doch dieses Gefühl muss ich fürs Erste auf Eis legen und mich auf Damrongs Bruder konzentrieren.Das Problem bei einer unbekannten, möglicherweise sogar unergründlichen Größe liegt darin, dass die Phantasie sie nach Belieben gestalten kann.Betrüger oder Wahnsinniger? Ausnahmsweise teile ich Lek meine Selbstzweifel mit.»Er hat mich hinters Licht geführt.Einen Moment lang hab ich ihn für echt gehalten.«»Ist er«, erklärt Lek im Brustton der Überzeugung, jetzt, da er den Mönch offenbar nicht mehr im Verdacht hat, verrückt zu sein.»Und Sie bewundern ihn.Sie hätten so sein können wie er, Meister.«»Aber der Sangha kennt ihn nicht.«Lek legt das yaa-dum-Stäbchen weg und sieht mich an.»Sie wissen genausogut wie ich, dass er als echter Mönch Jahre in einem Kloster verbracht hat
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