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.Ich erkundigte mich beim Kapitän nach dem Namen dieses Ortes, und er erklärte mir, wir seien im Hafen von Oran gelandet, der Heimat andalusischer Araber.In meinem Gepäck befand sich Elinors Buch, eine der wenigen Habseligkeiten, die ich mitgebracht hatte.Jener kostbare letzte Band von Avicennas Kanon der Medizin.Trotz seines Gewichts hatte ich ihn zur Erinnerung an sie und an die Arbeit, die wir gemeinsam leisten wollten, eingepackt.Eines Tages werde ich Latein lesen können und den gesamten Inhalt dieses großartigen Buches auswendig lernen, dachte ich mir.Voll Bewunderung hatten Elinor und ich festgestellt, dass ein Ungläubiger schon vor so langer Zeit so viel wunderbares Wissen besessen hatte.Dann musste ich an all die Dinge denken, die die muselmanischen Ärzte seit seinem Erscheinen entdeckt haben könnten.Plötzlich hatte ich den Eindruck, mich hätte es nur deshalb in diese sonnendurchflutete Stadt verschlagen, damit ich die Möglichkeit hätte, mehr über jene Kunst zu lernen, zu der ich mich berufen fühlte.Ich zahlte die Amme aus und sorgte für ihre Rückfahrt.Vermutlich könnte ich in so einer großen Stadt eine neue finden.Mit Erzählungen von barbarischen Piraten und verbannten Spaniern versuchte der Kapitän des Schiffes, mir das Ausschiffen auszureden.Als er aber sah, dass mein Entschluss feststand, half er mir liebenswürdigerweise.Der Kapitän hatte von Ahmed Bey gehört, was nicht weiter verwunderlich war, denn seine Schriften und Reisen hatten ihn zum berühmtesten Arzt im Barbarenland gemacht.Angesichts meiner Umstände und Situation war eines allerdings wirklich erstaunlich, wenigstens für mich: wie schnell der Bey den Entschluss fasste, mich aufzunehmen.Erst später, als wir einander besser kannten, erzählte er mir, er sei gerade vom Mittagsgebet gekommen, in dem er Allah angerufen hatte, er möge sich eines müden alten Mannes erbarmen und ihm eine Hilfe senden.Anschließend hatte er die Frauengemächer betreten und mich dort beim Kaffeetrinken mit seinen Frauen vorgefunden.Heute bin ich eine seiner Frauen, wenn auch nicht körperlich, so doch dem Namen nach.Er meinte, das sei der einzige Weg, wie er mich in seinen Haushalt aufnehmen könnte.Damit würde ich hier akzeptiert werden.Da ich offensichtlich keine Jungfrau mehr war, benötigte der Mullah nicht die Einwilligung eines männlichen Vormunds.Somit war dem Ritus auf einfache Weise Genüge getan.Seither haben wir oft über den Glauben gesprochen: über jenen unerschütterlich festen, der dem Doktor täglich jeden Augenblick als Maßstab dient, und jenes dürftige zerfledderte Etwas, das von meinem eigenen Glauben übrig blieb.Mich erinnert meiner an die ausgeblichenen und durchschossenen Fetzen eines Banners.Sollte es je ein Emblem getragen haben, so konnte nun keiner mehr sagen, was das gewesen war.Ich habe Ahmed Bey erklärt, ich könnte nicht behaupten, dass ich noch einen Glauben hätte.Hoffnung vielleicht schon.Wir sind übereingekommen, dass dies genügen muss.Meiner Ansicht nach ist der Bey der weiseste und liebenswürdigste Mensch, den ich je gekannt habe, ganz sicher aber der behutsamste und freundlichste.Überschwänglich lobte er meine Fähigkeiten, die ich zu ihm mitgebracht habe.In den vergangenen Jahren habe ich von ihm so viel gelernt, dass mir eines klar ist: Dies war nur die höflich verbrämte Art seines Volkes, sich auszudrücken.Ahmed Beys Medizin ist nicht darauf angewiesen, dem Körper mit schmerzhaften Untersuchungen und glühenden Schröpfköpfen zuzusetzen.Seine Methode dient der Kräftigung und Stärkung, wobei er gleichzeitig ununterbrochen den gesunden Körper und die Art der Krankheit studiert.Wie sie sich ausbreitet, wen sie befällt und wie sie verläuft.Vermutlich hatte zur Zeit meiner Ankunft seine Verzweiflung ein gewisses Ausmaß erreicht.Muselmanische Frauen werden so strikt gehalten, dass sie beim Anblick eines fremden Mannes an ihrem Krankenlager vor Angst zittern.Seit vielen Jahren hatte ihn die Zahl jener Ehemänner zur Verzweiflung getrieben, die lieber ihre Frauen sterben ließen, als ihn zu Hilfe zu rufen.Deshalb hätte er vermutlich jede normal intelligente Frau genommen, die bereit war, von ihm zu lernen.Ich habe sein Vertrauen dadurch vergolten, dass ich viele heil durch ihre Wehen gebracht und ihnen gezeigt habe, wie sie ihre Gesundheit und die ihrer Kinder erhalten können.Mit meinen zukünftigen intensiven Studien hoffe ich, hier eine würdige Lebensarbeit zu erzielen.Inzwischen lese ich Avicenna oder Ibn Sina, wie es richtig heißen muss.Allerdings lese ich seine Schriften nicht, wie ich mir immer ausgemalt hatte, auf Lateinisch, sondern auf Arabisch.Lange hat es gedauert, bis sich meine Augen an die Helligkeit dieses Ortes gewöhnt hatten.Auf jemanden, der so lange in einer Nebelwelt gelebt hat, können die grellen Farben hier blendend wirken.Hier gibt es Farben, die ich niemandem zu beschreiben wüsste, der sie nicht selbst gesehen hat
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