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.Von einer Frau.Seit einer meiner Männer sie letztes Jahr aufgetan hat, verlassen sich meine Kollegen in Whitehall immer stärker auf sie.Stärker jedenfalls, als man für zuträglich halten würde.In gewissen Angelegenheiten der Politik wird ihr Rat bereits als so entscheidend erachtet, dass man ohne Übertreibung sagen könnte, der letzte Krieg, an dem dieses Land teilnahm, hätte ohne die Empfehlungen dieser Frau weitaus weniger glücklich geendet.« Skimpole senkte den Blick auf seine Füße, verlegen wie ein ungezogener Schuljunge, den man beim Äpfelstehlen erwischt hatte.»Gleichwohl fürchte ich, wir ließen die Dinge ein wenig ausufern.«»Ihr Name?«, fragte Moon kurz angebunden.Skimpole holte tief Atem.»Madame Innocenti.«Moon tat sein Bestes, ein Lächeln zu unterdrücken.»Sie ist ein Medium«, erklärte Skimpole abschließend; seine kreidebleichen Wangen hatten sich plötzlich absonderlich scharlachrot gefärbt.»Eine Hellseherin.Sie wohnt in Tooting Bec.Und behauptet, Botschaften aus dem Jenseits zu erhalten.«Moon legte die Fingerspitzen seiner Hände aneinander und sah den Albino an; er genoss den Augenblick.»Kurz gesagt, Mister Skimpole, Sie setzen uns soeben in Kenntnis, dass sich der britische Geheimdienst seit fünf Monaten von den Äußerungen einer Hinterhofwahrsagerin leiten lässt.«Vor Moons schroffer Geradlinigkeit zuckte Skimpole etwas zurück.»Sind Sie schockiert?«»Keineswegs.Es liegt etwas ungemein Beruhigendes in der Erkenntnis, dass sich unsere schlimmsten Ahnungen bewahrheiten.«Der Schlafwandler feixte, und Moon nutzte seinen Vorteil weiter aus.»Wie weit reicht der Einfluss dieser Frau? Wie hoch hinauf geht diese Sache?«Skimpole seufzte.»Bis zu den höchsten Spitzen, Mister Moon.«»Und nun verraten Sie mir …« Moon kostete Skimpoles Unbehagen voll aus.»Was hat sie mit uns zu tun?«»Seit einiger Zeit warnt uns Madame Innocenti vor einem Komplott, das sich gegen den Staat richtet.«»Einzelheiten?«»Nichts Konkretes.Das, was man in diesem Fall erwarten könnte – unbestimmte, dunkle Warnungen, formuliert auf höchst bombastische, weitschweifige Weise.Wir möchten, dass Sie sie persönlich kennenlernen und die Wahrheit herausfinden.«»Ich fürchte, ich sehe immer noch nicht ein, weshalb das alles für uns von Interesse sein sollte.«Mit kummervoller Miene drückte Skimpole den Stummel seiner Zigarre aus.»Madame Innocenti hat im Laufe ihrer Weissagungen drei Namen erwähnt: Cyril Honeyman.Philip Dunbar.«Moon nickte gleichmütig, denn das hatte er erwartet.Skimpole schluckte.»Und Edward Moon«, murmelte er.Für den Wohnsitz einer modernen Kassandra wirkte Madame Innocentis Haus enttäuschend farblos.Es war zwar auf seine Weise solide und ansehnlich – ein bescheidenes, halb freistehendes Häuschen, das als Heim etwa einer Lehrerin, eines Beamten oder eines Buchhalters mehr als annehmbar gewesen wäre, doch für eine Prophetin von Madame Innocentis Macht und Einfluss mutete es, um ehrlich zu sein, beinahe verdächtig an.Es sah abgewohnt und vernachlässigt aus, und erweckte den Anschein von Herrenlosigkeit und Verfall.Moon trat an die morsch wirkende Eingangstür und klopfte mit dem alten Messingring, der unerwarteterweise nicht unter seiner Hand zerfiel, so sanft es nur ging dagegen.Der Schlafwandler sah sich um, betrachtete das trostlose Grau in Grau, die finstere Eintönigkeit von Tooting Bec, und rümpfte die Nase vor Abscheu.Der Albion Square, das Theater des Unglaublichen, ja selbst Yiangous Opiumhöhle – alle waren, so unerfreulich sie im einzelnen auch sein mochten, wenigstens erfüllt von Farbe; sie verfügten über einen Glanz, eine Buntheit, die an Lustbarkeit und Kurzweil gemahnte.Nichts davon gab es in Tooting Bec, dem Möchtegern-Delphi von London; dafür war es zu fahl, zu trist – zu langweilig und gewöhnlich.Die Tür ging auf, und ein schlaksiger, nervöser Mensch starrte heraus – erschrocken und argwöhnisch.Ungeachtet seiner offensichtlich jungen Jahre hatte sein Haaransatz schon angefangen zurückzuweichen; dazu war er geschlagen mit allzu dicken Brillengläsern, die ihm ein eulenhaftes Aussehen verliehen.»Ich bin Edward Moon, und dies ist mein Assistent, der Schlafwandler.Wir werden erwartet, glaube ich.«»Natürlich.« Der Mann nickte wiederholt und mit so zwanghafter Nachdrücklichkeit, dass Moon sich fragte, ob er nicht an den frühen Symptomen einer scheußlichen degenerativen Krankheit litt.»Treten Sie ein.Meine Frau wird gleich bei uns sein.«Er führte die beiden Besucher durch eine schmuddelige Diele in einen verdunkelten Empfangssalon, der von einem runden Dutzend zuckender Kerzenflammen nur schwach erhellt wurde.Ein langer, schmaler Tisch stand in der Mitte des Raums, umgeben von neun leeren Stühlen.»Hier wird es stattfinden«, sagte der Mann mit unheilschwangerer Stimme.»Tee?«Moon antwortete für sie beide; der Gastgeber verbeugte sich und verschwand.»Reicht es dir jetzt schon?«, fragte Moon, doch noch ehe der Schlafwandler eine Antwort aufschreiben konnte, kehrte der Hausherr geschäftig zurück.»Tee und Milch sind bereits auf dem Weg.In der Zwischenzeit erlauben Sie mir, Ihnen meine Gattin vorzustellen.«Er machte den Weg frei, und eine Frau trat – oder, besser, glitt – durch die Tür.Sie war gut und gern in mittleren Jahren, sah aber bemerkenswerter, eleganter und unendlich aparter aus als jede junge Dame, die nur halb so alt war wie sie.Ihr Gesicht wurde umrahmt von einem Kranz kastanienbrauner Locken, und ihre katzenhaft geschmeidige Figur war in ein eng anliegendes helles Kleid geschnürt, was die sanft wogende Wölbung ihres Busens erfreulich betonte.Moon war sich nicht sicher, was er erwartet hatte – eine zahnlose Zigeunerin vielleicht, eine billige, auf den ersten Blick als solche erkennbare Schwindlerin mit vulgären Ohrringen und unechtem Schmuck –, aber ganz gewiss nicht einen so vortrefflichen Anblick wie diesen.Sie lächelte, wobei sie zwei Reihen makelloser Perlenzähne entblößte.»Mister Moon.Schlafwandler.Es ist mir eine Ehre.Sie müssen verzeihen, wenn ich etwas aufgeregt bin, aber ich muss gestehen, dass ich so etwas wie Ehrfurcht verspüre
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