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.«»Ich auch nicht.Aber wer sonst hat Zugriff?«Dieselbe Frage war ich mit Mark auch schon durchgegangen.Jetzt ging ich sie mit ihr durch.Bald würde ich sie erneut beim Treffen durchgehen.Ich mußte mir ins Gedächtnis zurückrufen, daß ich vor einer halben Stunde über die Vorstellung gelacht hätte, Natalya könne eine Spionin sein.Also war nichts unmöglich.Meine Leute trafen ein.Davor hatte ich mich die ganze Nacht lang gefürchtet.Ich berichtete ihnen vom Leck in Richtung Unikhem und von meiner Annahme, daß es meine Änderungen der Zugriffscodes abgedichtet hätten, ehe Unikhem genügend Daten erhalten hätte, aus denen sie ihr eigenes Therapieprogramm schneidern konnten.Noch wichtiger war, ich berichtete, weswegen ich es ihnen berichtete.Wir alle standen unter Verdacht, ich selbst eingeschlossen – vielleicht insbesondere ich selbst, wenn ich nämlich erraten hätte, daß die Ministerin meine Veröffentlichung möglicherweise blockieren würde.Wenn sie irgendwelche Ideen hätten, würde ich sie liebend gern hören.Ich erzählte ihnen nichts von Natalya Volkov und der Ministerin.Darin lag kein Sinn.Es hätte sie beunruhigt, und es schloß auch die Möglichkeit nicht aus, daß sie diese Informationen an Unikhem weitergab.Erneut war nichts unmöglich.Es war eine erschreckende Ansprache, die ich zu halten hatte.Ich versuchte, jedem einzelnen von ihnen herzlich und fair in die Augen zu sehen.Sie waren meine Freunde.Wir nannten uns die Familie.Anschließend lag eine Weile lang ein Schweigen über meinem Büro, das schwer geladen war von den sechs miteinander geteilten Jahren unseres gemeinsamen Unternehmens.Gusso ergriff zuerst das Wort.»Ideen? Ich habe keine.Theoretisch könnte sich jeder von uns als Hacker im Instituts-Computer betätigen, aber sichere Kombinationen sind sichere Kombinationen.Wir sind weit entfernt vom alten Drei-nach-rechts-drehen- und-zwei-nach-links.Für einen Außenseiter besteht keine Möglichkeit, sie zu lesen.«Karen drückte ihre Zigarette aus.»Es muß jemanden geben.Ich weigere mich zu glauben, einer von uns…« Sie vollführte eine Geste, die besagen sollte, daß sie das Thema als erledigt betrachtete, und ein allgemeines zustimmendes Gemurmel erhob sich.Liesl stand auf und ging zum Fenster.Unsere Virologin hatte den größten Teil der grundlegenden Schinderei erledigt.»Sie sagen, Unikhem kennt nicht die ganze Geschichte…« Sie überprüfte die grauen Felssteine im Garten auf Zuschauer, Zuhörer; auf die Leute, die, wie sie wußte, stets unsichtbar waren.»Wie können Sie sich da so sicher sein?«»Mein Kontakt hat einen Freund im Aufsichtsrat von Unikhem.«Sie hatte die gespreizten Hände auf die Fensterscheibe gelegt.Jetzt zog sie sie zurück, wobei sie einen Umriß aus Kondenswasser hinterließ.Es sah aus wie Höhlenmalerei und verschwand rasch.»Wie ich sehe, vertrauen Sie Ihrem Kontakt.Aber können Sie seinem Freund vertrauen? Kennen Sie seinen Freund?«Gute Fragen.Wie die meisten Leute neigte auch ich zu einem Vorurteil: ich setzte eher auf Vertrauen.Es war schwierig, dieses Vorteil zu überwinden.Maggi fing meinen Blick auf.Bei Treffen wie diesem hier ergriff sie nie das Wort.Sie spürte, daß sie lediglich Sekretärin war, und Sekretärinnen taten so etwas nicht.Natürlich war sie noch viel mehr.Ich hob einen Finger.»Maggi?«»Verschafft Ihnen diese ganze Sache hier nicht ein verdammt gutes Argument dafür, daß die Ministerin persönlich einer Veröffentlichung zustimmt? Es spielt doch keine Rolle, wieviel Unikhem bekommen hat – alles ist zu viel.Die Leute dort werden nicht faul auf ihren Ärschen sitzen.Gebt einer Wissenschaftlerin einen Ball, und sie läuft los.«»Also liegt es an uns«, meinte Gusso, »schneller zu rennen.«Sie hatten recht.Ich wollte niemals in ein Wettrennen verwickelt werden – einer der vielen Gründe, weswegen ich den privaten Sektor verlassen hatte –, aber ich hatte eine beträchtliche Summe an Steuergeldern ausgegeben, und die Steuerzahler sollten dafür etwas zurückerhalten.Wenn mein Impfstoff anschlüge, würden die Lizenzgebühren für die Herstellung ihnen gehören, nicht Unikhems stinkreichen Aktionären.Ich sagte: »Heute nachmittag habe ich ein Treffen mit der Ministerin.Ich werde sehen, was ich tun kann.«Karen stand auf.»Wir sollten alle mitkommen.Eine Abordnung bilden.«»Das wird hoffentlich nicht nötig sein.Wir werden das in der Hinterhand behalten.« Ich setzte mich vor.»Aber dann sind also alle einer Meinung, daß ich auf sofortige Veröffentlichung drängen soll? Nicht bis zum Kongreß in Paris warten?«»Wenn mir Unikhem so im Nacken säße«, murmelte Gusso seiner Nachbarin zu, »würde ich nicht mal warten, um mir den Hintern abzuwischen.«Die Versammlung brach auf.Ich war Maggi dankbar.Priorität hatten jetzt unsere Veröffentlichung, das Einreichen der Patente und der Aufbau eines menschlichen Testprogramms, das von der WHO überwacht wurde.Andere, quälendere Fragen konnten warten.Hatte einer der Menschen, die jetzt mein Büro verließen, schuldbewußt gewirkt? Hatte einer meinen Blick gemieden, an der Kleidung herumgefummelt, mit den Füßen gescharrt, zu heftig Protest eingelegt? Natürlich nicht.Sie waren meine Freunde.Doch auch so hatte irgend jemand das Leck zu Unikhem geschlagen, jemand, der Millionen, womöglich Milliarden zu gewinnen hatte, falls Unikhem zuerst die Patente anmeldete.Das war ein häßlicher Gedanke, denn er machte mich – und über mich Anna – verzweifelt verwundbar.Wenn Sergeant Milhaus, die doch keine große Leuchte war, gesehen hatte, daß man mich am besten beeinflussen konnte, indem man meine Tochter bedrohte, dann würde das die Unikhem-Seite auch so sehen.Und wäre sie, wo es doch um Milliarden ging, nicht gleichermaßen böswillig?Ich rief Mark an.Meine Hand auf dem Hörer zitterte.Es kümmerte mich nicht, wie viele Zuhörer wir an der Strippe hatten oder was sie zu hören bekamen.Ich mußte mit ihm reden.Und alles, was ich ihm sagte, würde ich am Nachmittag der Ministerin persönlich sagen.Politische Gründe für sofortige Veröffentlichung waren nicht mehr nötig: Geld sprach eine viel deutlichere Sprache.Mark wirkte beruhigend.Selbst seine Stimme am Telefon war beruhigend.Als wir auf dem Rückweg von Knolle im Wagen die Verstrickung von Unikhem besprochen hatten, hatte er sich auf die Quelle des Lecks konzentriert: beide hatten wir nicht gesehen, in welches Wettrennen mich die Sache hineinzog.Aber er wies jetzt darauf hin, daß der Druck auf mich persönlich nachgelassen hatte, wenn Unikhem selbst mit dem Ball liefe.Ich könnte mich sogar zurückziehen – mein Team am Institut könnte ohne mich veröffentlichen und die Patente anmelden.Er hielt inne… holte vielleicht Atem und gab mir vielleicht die Zeit, meine Illusionen von Großartigkeit zur Kenntnis zu nehmen.Wie dem auch sei, ich erfaßte den Sinn – das Institut konnte ohne mich veröffentlichen: warum hatte ich nicht zuvor schon daran gedacht? Dann ging er sanft zum nächsten Thema über, beruhigte meine Ängste um Anna.Es gab nur eine Sergeant Milhaus, sagte er.Jeder Schritt weg von ihrem Zuständigkeitsbereich konnte nur zum Besseren führen.Was die Zeitschrift Natur betraf, so wäre unsere Abmachung hinfällig, sobald die Ministerin der Veröffentlichung zugestimmt hatte, und wir würden es ihnen sagen müssen
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