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.Daß sie es trotz ihres schlechten Orientierungssinns recht schnell fand, gab ihr wieder ein wenig Auftrieb.Vielleicht wird mir die Gegend doch allmählich-220-vertraut, dachte sie.Wenn ich noch längere Zeit hier im Immobiliengeschäft arbeiten muß, kann das nicht schaden.Das Restaurant, in dem sie einkehrte, hätte auch in die 4.Straße West des New Yorker Greenwich Village gepaßt.Schon am Eingang stieg ihr der anheimelnde Duft von frischem Knoblauchbrot in die Nase.Es gab etwa zwanzig Tische, alle mit rotweiß karierten Tischdecken und Kerzen.Lacey blickte sich um.Das Lokal war gut besucht.»Sieht aus, als wäre kein Platz mehr frei«, sagte sie zu der Dame am Empfang.»Doch, um die Wahrheit zu sagen, hat gerade jemand eine Reservierung rückgängig gemacht.« Die Empfangsdame führte sie zu einem Ecktisch, den man von der Tür aus nicht hatte sehen können.Während Lacey auf das Essen wartete, knabberte sie warmes, knuspriges Weißbrot und nippte an ihrem Rotwein.Die Menschen um sie herum aßen und plauderten vergnügt.Lacey saß als einzige allein an ihrem Tisch.Was ist in diesem Lokal anders? fragte sie sich.Warum geht es mir hier besser?Sie zuckte zusammen, als ihr klar wurde, was sie die ganze Zeit verdrängt oder nicht wahrgenommen hatte.Hier in diesem kleinen Restaurant, wo sie von ihrem Platz aus beobachten konnte, wer zur Tür hereinkam, ohne selbst gleich entdeckt zu werden, fühlte sie sich sicherer als die ganze letzte Woche.Woran liegt das? fragte sie sich.Weil ich Mom gesagt habe, wo ich bin, gestand sie sich beschämt ein.Die Warnung, die man ihr bei ihrer Unterweisung im Schulungszentrum mit auf den Weg gegeben hatte, hallten in ihrem Kopf wider.Es geht nicht darum, daß Ihre Familie Sie absichtlich verraten würde, hatte man zu ihr gesagt.Ihre-221-Sicherheit wird durch Bemerkungen gefährdet, die sie unwissentlich machen.Sie erinnerte sich, wie ihr Vater immer gescherzt hatte, wenn Mom je ihre Memoiren schriebe, müßten sie den Titel tragen: Ganz im Vertrauen.Ihre Mutter konnte einfach kein Geheimnis für sich behalten.Dann fiel ihr ein, wie schockiert ihre Mutter gewesen war, als Lacey sie bat, Jimmy Landi gegenüber ja nichts über ihren Aufenthaltsort zu verraten.Vielleicht wird doch noch alles gut, dachte Lacey und sandte ein Stoßgebet zum Himmel, daß ihre Mutter die Warnung ernst nehmen möge.Der Salat war knackig, das Dressing nach Art des Hauses würzig und die Pasta mit Muscheln köstlich.Aber das Gefühl der Sicherheit währte leider nicht lange, denn als Lacey das Restaurant verließ und nach Hause fuhr, wurde sie den Eindruck nicht los, daß etwas oder jemand ihr auf der Spur war und sich unaufhaltsam an sie heranarbeitete.Tom Lynch hatte eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen.»Alice, ich muß dich unbedingt morgen sehen.Bitte ruf mich zurück.« Dann folgte seine Nummer.Wenn ich ihn doch nur anrufen könnte, dachte Lacey.Ruth Wilcox hatte auch angerufen: »Alice, wir vermissen Sie.Bitte schauen Sie doch am Wochenende herein.Ich möchte mit Ihnen über einen Herrn sprechen, der sich nach Ihnen erkundigt hat.«Ruth spielt immer noch die Ehestifterin, dachte Lacey säuerlich.Sie ging ins Bett und konnte sogar einschlafen, aber dann wurde sie prompt von einem Alptraum geplagt.Sie kniete neben Isabelles Leiche.Eine Hand berührte sie an der Schulter… Sie blickte auf und sah Isabelles Mörder, der sie aus hellblauen Augen anstarrte.Die Pistole in seiner Hand zielte auf Lacey s Kopf.-222-Mit einem Aufschrei fuhr sie hoch.Danach hatte es keinen Sinn mehr.Während der restlichen Nacht war an Schlaf nicht mehr zu denken.Am nächsten Morgen in aller Frühe überwand sich Lacey und ging joggen.Aber sie konnte es nicht lassen, immer wieder einen Blick über die Schulter zu werfen, um sich zu vergewissern, daß sie nicht verfolgt wurde.Allmählich bin ich nur noch ein Nervenbündel, sagte sie sich, als sie in die Wohnung zurückkehrte und die Tür verriegelte.Es war erst neun Uhr, und sie hatte keine Ahnung, was sie mit dem Rest des Tages anfangen sollte.Millicent Royce hatte Lacey eingeladen, sie auch am Wochenende zu Hausbesichtigungen zu begleiten, falls Termine anstanden.Leider war diesmal nichts geplant.Ich frühstücke erst mal, und dann sehe ich mir das neue Fitneßcenter an, beschloß Lacey.Wenigstens war sie auf diese Weise beschäftigt.Um Viertel nach zehn kam sie ins Edina Health Center und wurde ins Büro gebeten.Während sie in ihrer Einkaufstasche nach dem fertig ausgefüllten Anmeldeformular suchte, nahm die Geschäftsführerin einen Anruf entgegen: »Ja, ganz richtig, Sir.Unsere Anlage ist brandneu, und wir haben einen wunderbaren Squash-Court.Am besten kommen Sie gleich vorbei und sehen sich bei uns um.«-223-44Am Samstag morgen fuhr Detective Ed Sloane von seinem Haus im Riverdale-Viertel der Bronx zu seinem Termin mit Richard J.Parker senior in Greenwich, Connecticut.Unterwegs bemerkte er, daß von dem vor ein paar Tagen noch rein weißen Schnee nur graue Matschhaufen übrig waren.Er blickte zum bedeckten Himmel auf.Der Wetterbericht hatte Rege n angekündigt, der bei sinkenden Temperaturen in Schnee übergehen sollte.Wieder so ein elender Wintertag, an dem kluge Leute, die es sich leisten können, Zugvögel spielen und in den Süden fliegen, sagte sich Sloane.Oder nach Hawaii.Auf diese Reise sparte er.Zum dreißigsten Hochzeitstag, in zwei Jahren, wollte er mit Betty hinfliegen.Am liebsten hätte er morgen schon die Koffer gepackt.Oder heute.Aber da im Revier zur Zeit alles drunter und drüber ging, hätte er sowieso nicht weggekonnt.Es wurmte Sloane, daß entscheidendes Beweismaterial, das den Mord an Isabelle Waring hätte aufklären können, verschwunden war.Schlimm genug, daß Lacey Farrell gleich zu Anfang das Tagebuch am Tatort entdeckt und mitgenommen hatte.Aber noch viel schlimmer war es, daßein unbekannter Täter–höchstwahrscheinlich ein korrupter Kollege – das Tagebuch aus Sloanes Schrank gestohlen hatte.Und wahrscheinlich hatte er auch einige Seiten von Jimmy Landis Kopie entwendet.Die Vorstellung, daß er mit einem Cop zusammen arbeitete, aß und trank, der von Gangstern bezahlt wurde, löste geradezu körperlichen Widerwillen bei ihm aus
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