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.Anka schrie nicht, sie sackte nur in die Knie.Der Laut, den sie ausstieß …«»Und das Kind?«, hörte Cristin Bastian fragen.»Jeni sah alles mit an und versuchte zu fliehen.Aber einer meiner«, er spie das Wort förmlich aus, »Kameraden, setzte ihr nach und tötete auch sie.«Cristin sprang auf.Mit weichen Knien eilte sie davon, um sich in einem nahe gelegenen Gebüsch zu erbrechen.Während sie noch um Fassung rang und versuchte, ihre verwirrenden Gefühle zu sortieren, nahm sie ein Rascheln und das Knacken von Ästen hinter sich wahr.»Bist du da, Cristin?«Baldo.Sie raffte ihren Rock und trat zu ihm.»Bitte, ich möchte ihn jetzt nicht sehen.Ich gehe zum Wagen.«Sanft fuhr ihr Mann mit seinem Zeigefinger über Cristins Wange.»Geh nur«, nickte er und küsste sie.»Ich komme bald nach.«Es war stürmisch an diesem Vormittag, und die Äste der Bäume bogen sich im Wind.Cristin mied den Blick des Söldners, wann immer es ihr möglich war.Ulrych von Dormitz.Dieses Scheusal, durchfuhr es sie wohl zum hundertsten Mal.Wie konnte ein einzelner Mensch fähig sein, ohne zu zögern oder den Hauch eines Zweifels zu morden? Frauen, Kinder und alte Menschen, die sich nicht zur Wehr setzen konnten?Bastian hatte ihr erklärt, der Söldner sei am Tag nach dem schrecklichen Verbrechen desertiert.Nun sei ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt, und er müsse damit rechnen, eingefangen, zu seiner Truppe zurückgebracht und getötet zu werden.»Du denkst noch immer an die Geschichte, die Ulrych uns erzählt hat, stimmt’s?«, fragte Baldo.»Er hat Menschen umgebracht, Baldo, viele Menschen!«»Still, Weib, oder willst du, dass die anderen uns hören?«Sie senkte die Stimme.»Vielleicht ist er sogar einer derjenigen, die Janeks Dorf niedergemetzelt haben!« Als Baldo sie wortlos an sich ziehen wollte, drehte sie sich zu ihm um.»Solltest du jemals fragen, ob ich diesem Mann eines Tages verzeihen könnte … die Antwort lautet Nein.Niemals!«»Beruhige dich und denk an unser Kind.« Zärtlich streichelte er ihr Gesicht.»Ich hätte dich fesseln sollen, um dich an dieser Reise zu hindern, werte Frau Schimpf.«»Das hättest du gern versuchen können.«»Wie konnte ich nur an dich geraten, Cristin?« Er lachte leise.»Komm her, Weib.« Mit dem Mund liebkoste er die zarte Haut an ihrem Hals, bis sie leise seufzte.»Ich liebe dich«, raunte er ihr ins Ohr.»Für deinen Sinn für Gerechtigkeit und für die Leidenschaft, mit der du die Deinen verteidigst und umsorgst.« Er verschloss ihre Lippen mit einem innigen Kuss.Bald darauf hatte sich der Wind gelegt, und nur die vielen abgebrochenen Zweige und ein gelber Blätterteppich auf dem Waldboden zeugten noch vom Sturm der vergangenen Stunden.Cristin rollte ihre Decke zusammen und verstaute sie auf einem der Wagen, denn sie wollten so bald wie möglich die Stadttore von Augsburg passieren.Landsberg und Baldo löschten währenddessen das Feuer.Sie warf von Dormitz, der das Tränken der drei Pferde übernommen hatte, einen vorsichtigen Blick zu.Vielleicht bereut er bereits, uns sein Geheimnis verraten zu haben und ist froh, dass unsere Wege sich nun trennen, dachte Cristin.Auch sie würde aufatmen, wenn sie sich erst voneinander verabschiedet hätten.War es wirklich möglich, die Vergangenheit wie einen fadenscheinigen Umhang einfach abzustreifen? Gewiss nicht, und selbst der feste Wille, ein redliches Leben zu führen, schien ihr ein schwieriges Unterfangen zu sein, wenn doch die Familie und Nachbarn wussten, was er getan hatte.Waren Bastian, Baldo und sie die Ersten, denen er sich anvertraut hatte? Welche Frau würde an seiner Seite leben wollen, wenn sie erst die ganze Wahrheit über ihn erfuhr?Cristin fröstelte, außerdem war sie schon wieder hungrig.Wenn es nach dem Kind ging, das in ihrem Leib heranwuchs, hätte sie zum Frühstück mindestens die doppelte Ration verspeisen können, doch abermals hatte sie verzichtet, um nicht den Argwohn Landsbergs herauszufordern.Früher oder später würde sie es nicht mehr verheimlichen können, später wäre ihr jedoch erheblich lieber, denn wie Baldo würde auch der Bernsteinhändler alles andere als begeistert von ihrer Heimlichtuerei sein.Cristin hielt den Kopf gesenkt, um die aufsteigende Röte zu verbergen, während von Dormitz sich der erloschenen Feuerstelle näherte.»Ich werde mich nun von Euch verabschieden«, sprach der Söldner.Baldo erhob sich und reichte von Dormitz seine ausgestreckte Hand.»Was Ihr für uns getan habt, werden wir nie vergessen.Habt Dank und viel Glück.«Der Söldner ergriff Baldos Hand.»Das wünsche ich Euch ebenfalls.Gott mit Euch!«Unsicher stand Cristin auf und glättete ihr Gewand, um die Finger rasch daran abzuwischen.Von Dormitz hielt ihren Blick fest, und sie blinzelte.»Dürfte ich Euch etwas fragen, ich meine, wenn es Euch nicht zu neugierig erscheint.«»Nur zu, Frau Schimpf.«Cristin befeuchtete die Lippen.»Sagt mir bitte, wart Ihr jemals in der Gegend um Slupsk?«»Slupsk? Wo soll das sein?«Baldo, der sich hinter sie gestellt hatte, ergriff das Wort und beschrieb die Lage der Stadt, die sich im Norden des polnischen Königreichs befand, nur wenige Meilen von der Ostseeküste entfernt.»Nein«, erwiderte von Dormitz.»Diese Stadt kenne ich nicht.«Einen Moment starrte sie ihn reglos an.»Ihr ahnt nicht, wie froh es mich macht, das zu hören.«Er nahm ihre Hand und hielt sie sacht in seinen.»Möge der Herr mit Euch sein und mit allen, die Ihr liebt.«»Und mit Euch.« Cristins Sicht verschwamm, doch sie erwiderte den Druck seiner Hände.»Alles Gute.«Bald darauf passierten Bastian, Baldo und Cristin das Stadttor von Augsburg und setzten, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft, ihre Reise in Richtung Süden fort.Die Fahrt bis zu ihrer nächsten Station Innsprucke, das sie drei Tage später erreichten, verlief ruhig und ohne weitere Zwischenfälle.6InnspruckeBei allen Heiligen!«Cristins Augen weiteten sich bei dem Anblick, der sich ihr durch das kleine Fenster ihrer Kammer bot.Am Abend zuvor hatten sie unter der Führung eines Säumers den Inn auf einer schmalen Brücke überquert – beidem verdankte die Stadt ihren Namen –, wo sie den Zoll für die Ladung entrichtet hatten.Wenig später waren die Wagen durch ein breites Stadttor gerollt.»Ihr werdet einen oder besser noch zwei kundige Führer brauchen, wenn Ihr über die Alpen wollt«, hatte der Mann, ein kräftiger Bauernsohn namens Josef, ihnen geraten, als ihm Bastian von ihrem Ziel erzählt hatte.»Auf sich allein gestellt schafft das niemand! Mein Bruder Sebald und ich könnten Euch hinüberführen
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