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.«»Oh.« Wieder stockte Philipp.»Und seine Frau?«»Sophie Horneck von Hornberg«, antwortete Gretel knapp.Warum war sie auf einmal so kurz angebunden? Nicht weil dieser Ulrich verheiratet war.Eher, weil ihr Sophie gegen den Strich ging – oder die ganze Familie von Hornberg.Alheit konnte mit keinem der Namen etwas anfangen.Sie musste Franz nach ihnen fragen.»Sie lebt noch?«, setzte Philipp sein Verhör fort, zögernd, als ob es eine unerwartete Wendung genommen hätte.»Soviel ich weiß.« Die Antwort klang betont gleichgültig.Guda die Krämerin begrüßte den Wundarzt überschwänglich, als ob Gretel gar nicht da wäre, und drängte ihn zur anderen Straßenseite.Gretel sah ihm verwundert nach.»Wie kommt er auf Ulrich von Rieneck?«, murmelte sie.»Der Herr Domkapitular ist da«, sagte Franz beiläufig und schnarrte ein paar Takte auf seiner Drehleier.»Es geht los.«Der Erbacher zog mit seinem Gefolge an ihnen vorbei und nickte ihnen huldvoll zu.Der blonde Domizellar warf Gretel einen Blick zu wie ein kranker Hund, doch sie beachtete ihn nicht.Dafür starrte Alheit ihn wütend an.5Else hatte selten viel Andacht für die heilige Messe, und an diesem Sonntag schweiften ihre Gedanken noch schneller und weiter ab als sonst.Wem von diesen Leuten hier mochte das Emailstück gehören, das sie gefunden hatte? Keinem armen Menschen, das stand fest.Was war es überhaupt? Eine Mantelschließe vielleicht? Sie konnte kaum die Herrschaften bitten, ihr alle Mäntel vorzulegen.Was hatte der nächtliche Einbrecher überhaupt mit ihr zu schaffen? Sie sollte den Schatten vergessen, der Hardo gefolgt war, und behaupten, sie seien länger zusammen im Garten gewesen.Warum? Wer konnte davon einen Nutzen haben?Doch nur der Mensch, der Hardo getötet hatte.Ein Mörder hatte sie heute Nacht bei der Kehle gehabt.Gert hatte er übel zugerichtet und mit noch mehr Toten gedroht.Dafür sollte sie Heinrich in Verdacht bringen.Dieser Schuft durfte nicht ungestraft davonkommen.Else würde ihn finden und zur Strecke bringen.Zum Schein würde sie tun, was er verlangte, auch wenn der Vater darüber wütend wurde.Mit einem tiefen Seufzer schaute Else zu ihm hinüber.Sollte sie den Vater vielleicht einweihen? Nein, damit war nichts gewonnen.Im Gegenteil.Er würde schnurstracks zum Vogt gehen, und der Mörder würde seine Drohung wahr machen.Vielleicht die Mutter umbringen.Oder Else selbst.Aber Else brauchte Hilfe.Allein würde sie nie herausfinden, an welchem herrschaftlichen Mantel eine Tassel* fehlte.Wenn der Herr überhaupt noch in der Stadt war.Gab es auf dem Markt einen Händler, der solche Dinge verkaufte? In der Stadt konnte niemand emaillieren.Guda brachte manchmal bunt glänzenden Schmuck von einer Messe mit.Henne der Krämer.Es wusste doch jeder in der Stadt, dass er seit dem Tod seiner Frau nicht mehr ganz richtig im Kopf war.Aber er schlich durch die Gasse, als ob er keinen Darm im Leib hätte, und überließ alle Entscheidungen seiner Schwester.So stellte sie sich einen Mörder nicht vor.Wenn Else genau überlegte, war sie gar nicht mehr sicher, ob die Stimme, die ihr in der Nacht ins Ohr gezischt hatte, überhaupt einem Mann gehörte.Aber Gert niederzuschlagen, das war nichts für eine Frau.Eine Frau, die zu Markte saß, mit schweren Fuhrwerken wertvolle Fracht über Land führte? Vielleicht doch.Else schaute sich nach Guda um.Dort stand sie, im teuren grünen Wollkleid, mit einer reich gekräuselten Haube, wie eine verheiratete Frau sie tragen würde.Else zog verächtlich die Oberlippe hoch.In Gudas Alter musste der Jungfernkranz schwer drücken.Aber warum sollte sie Else angreifen?Um Henne zu decken, der Hardo aus Eifersucht erschlagen hatte.Es hieß, Henne habe ein Auge auf Else geworfen.Aber er war kein Schmied und damit aussichtslos.Else hatte zwar noch nie etwas davon bemerkt, dass Henne ihr nachging, aber das erwartete sie auch nicht von einem wie ihm.Erschrocken sah Else, dass die Geistlichen schon wieder in die Sakristei zogen.Die Messe war zu Ende.Immerhin wusste sie, dass sie jetzt Guda beobachten musste.6Nach der Messe zog sich der Domkapitular mit dem Vogt in den Palas zurück.Alheit wurde ungeduldig.Sie wollte zu diesem Konrad von Winstein, er sollte die Verantwortung für seine Nichte übernehmen.Doch der Gast des Vogts war nirgends zu sehen.Ohne weitere Vorstellung verließen die Spielleute die Burg.Die Marktvögte, vertreten durch Guda, bestanden jedoch darauf, dass sie auf dem Markt musizierten.Erleichtert sah Alheit, dass Baldwin sich ihnen anschloss.»Geht es Pater Antonius wieder besser?«, fragte sie.Baldwin schüttelte den Kopf.»Er schläft.Zur Sext gehe ich wieder hinauf.Aber ich muss mir auf dem Markt noch ein paar Dinge besorgen.«Alheit sah ihn fragend an.Vermutlich meinte er nicht Papier und Tinte für seine Schreiblade.»Bist du mit Jungfer Anna ins Gespräch gekommen?«, fragte sie.»Ja, aber sie weiß auch nichts über den Bekannten.«Das war glatt gelogen.Was mochte er wirklich erfahren haben? Es würde zu Baldwin passen, allein auf eine gefährliche Jagd zu gehen, um seine Freunde oder einen möglicherweise Unschuldigen vor Schaden zu bewahren.Alheit musste ihn gewähren lassen, sie hatte genug andere Sorgen.War es recht, Gretel mit Konrad von Winstein zusammenzubringen, der ein Mörder sein konnte? Vielleicht, wenn er nämlich in Tat und Wahrheit Gretels Onkel war.Dann gehörte seine Nichte zu ihm, nicht zu den Spielleuten, gleich wie unangenehm er als Mensch sein mochte.War er aber nicht nur ein Mörder, sondern auch ein Betrüger, wurde es gefährlich.Es erschien Alheit als die beste Lösung, den Vogt als Mittelsmann einzusetzen.Wenn er Zeuge war, dass sich Onkel und Nichte nicht erkannten, war er vielleicht auch zu überzeugen, dass sein Gast Hardo erschlagen hatte.Und sie durfte Gretel nicht aus den Augen lassen.Der Mörder konnte schneller sein als sie.Baldwin verschwand schnell zwischen den Ständen, als sie unter der Marktlinde ihre Instrumente abstellten.Zwischen Weinstand und Bierausschank rief Franz die Leute zusammen, als ob nichts gewesen wäre.Seine Ruhe wirkte ansteckend.Alheit spielte ihren Part, Gretel sang ihre Lieder, Leute blieben stehen und hörten zu, andere tanzten.Genau wie gestern.»Da sieht man, wie abgebrüht dieses Pack ist«, sagte jemand hinter ihnen.»Kaum haben sie ihren Gesellen begraben, da machen sie schon weiter mit ihrem eitlen Treiben.Statt dass sie an ihr eigenes Ende denken oder wenigstens für die Seele ihres Bruders beten.«Das waren die Gelegenheiten, bei denen sich Alheit Holzschuhe wünschte, um damit zu werfen.Ihre Gelassenheit in der Musik war dahin, die Sorgen hatten sie wieder.Gretel wusste genau, dass Philipp Steinhäuser nicht weit hinter ihr ging.Die ganze Messe über hatte sie ihn im Auge behalten
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