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.Bea dachte kurz an Caro, die ihr die Karte überlassen hatte, und dankte ihr insgeheim noch einmal für ihre Selbstlosigkeit.Sie hatte gewusst, dass es für Bea die Gelegenheit war, Johannes wiederzusehen, und obwohl sie selbst gern auf der Tribüne gesessen hätte, hatte sie ihr kurzerhand die Karte zugesteckt.Bea wurde warm ums Herz.Nach der ersten Halbzeit stand es 1:0 für die B-Mannschaft, und Wang Ai, die als Stürmerspitze eingesetzt war, hatte bislang keine der wenigen Chancen nutzen können, die sich im Verlauf des Spiels für die ›Eintracht Neuenahr‹ ergeben hatten.»Die Jungen sind einfach zu stark«, sagte Christine Schäfer resigniert in der Pause und biss frustriert in eine Bockwurst, auf die sie reichlich Senf gestrichen hatte.»Körperlich weit überlegen«, stimmte ihr Mann ihr zu.Christine Schäfer schüttelte sich, hatte die Wurst aber schon fast vertilgt.Angewidert verzog sie das Gesicht.»Lecker ist das nicht.«»Warum isst du es dann?«, fragte ihr Mann.»Gibt ja nichts Besseres, und ich komme um vor Hunger.«»Wenn die Mädels ihre Taktik nicht bald ändern, passiert da nichts mehr«, prophezeite ihr Angetrauter und sagte: »Sie sind im Abschuss zu ungenau, außerdem müssten sie aggressiver spielen.Vor allem Wang Ai spielt extrem defensiv.«Mei Ling und Wang San, die sich bislang nicht wesentlich am Gespräch beteiligt hatten, nickten und fixierten mit ihren Augen den staubigen Boden.»Ich verstehe es einfach nicht«, sagte Mei Ling schließlich und hob den Kopf.»Sie hatte doch so viel Biss.«»Irgendetwas bremst sie.Vielleicht die Tatsache, dass alle Welt auf sie schaut und von ihr erwartet, dass sie mindestens ein Tor schießt«, vermutete Wang San.Christine Schäfer nickte zustimmend und erwiderte knapp: »Psychologischer Hemmschuh.«»Vielleicht ist es auch die Hitze«, beschwichtigte Johannes Frier und nahm das Stück Kuchen entgegen, das Bea ihm reichte.Sie hatte es an einer der Catering-Buden gekauft.»Glaube ich nicht.« Mei Ling schüttelte den Kopf.»Nein, es ist bestimmt der Druck, unter dem sie steht.Der blockiert sie.«»Wartet doch mal ab«, sagte Bea genervt und fügte hinzu: »Was nicht ist, kann ja noch werden.«Christine Schäfer sprang auf.In der sechsundsechzigsten Minute hatte eine Spielerin der ›Eintracht‹ den Ball gegen den Torpfosten geschossen.Er prallte ab, und Wang Ai, die sofort zur Stelle war, köpfte ihn am Torwart vorbei in die rechte Torecke.»Tor!« Die Freunde auf der Tribüne klatschten.»Sie hat es geschafft!«Das laute Geräusch von Tröten erfüllte die Luft.Mei Ling erhob sich, riss die Arme hoch und hüpfte auf und ab.»Ich habe gewusst, dass sie uns nicht enttäuscht!«, schrie sie strahlend.»Tor!, Tor!, Tor!«, riefen die ›Eintracht‹-Anhänger rhythmisch im Chor.15 Minuten später landete Wang Ai einen weiteren Treffer.Aus spitzem Winkel entschied sie das Freundschaftsspiel mit einem 2:1 für den Verein ›Eintracht Neuenahr‹.48Lao Wang und seine Frau hatten zu Hause alles vorbereitet und die Gerichte in Töpfen und Schüsseln ins ›Ahrstübchen‹ getragen.Zur Feier des Tages und Wang Ais erwartetem Siegesfeldzug hatten sie ›Rippchen 1, 2, 3, 4, 5‹ gekocht, ein altes Familienrezept.Das Gericht hieß deswegen so, weil man für vier Personen 1 Pfund Fleisch benötigte, 2 Esslöffel Zucker, 3 Esslöffel Reisessig, 4 Esslöffel Sojasoße und 5 Esslöffel Wasser, gewürzt mit etwas Reiswein.Das alles wurde zusammen eine gute Stunde in einem Bratentopf geschmort, und in den restlichen zehn Minuten köchelten noch zarte Karottenscheiben mit.Als Vorspeise gab es gekochte Hühnerbrüstchen, die 24 Stunden lang in einem Sud aus Sojasoße, Sternanis, Orangensaft und Wasser mariniert worden waren und nun dunkel marmoriert, mit Orangenfilets dekoriert, auf einer großen Platte angerichtet darauf warteten, verzehrt zu werden.Seit dem Brand war es das erste Mal, dass Lao Wang und Zhang Liu ihr Haus wieder verlassen hatten.Es duftete köstlich, und Ulrike kräuselte die Nase, als sie überrascht das ›Ahrstübchen‹ betrat.Die komplette chinesische Familie einschließlich der Kinder, Johannes Frier, Bea und Bruni sowie die Schäfers und auch John saßen an einem langen Tisch, lachten und ließen es sich schmecken.Caro aß nicht mit.Sie bediente die Freunde und kümmerte sich auch um die zwei Tische, an denen Touristen saßen.»Es macht mir nichts aus, ich komme später zu euch«, hatte sie lächelnd versichert.»Wir können uns ja abwechseln.Jetzt esst erst einmal ihr.«Das ist typisch Caro, dachte Bea, und ihr wurde dabei ganz warm ums Herz.Sie ist ein echter Kumpel, und sie hat Mannschaftsgeist, und das ist ziemlich selten.Bea war sich sicher, dass sie nichts mit Wang San hatte, wenn sie es sagte, dann stimmte es.Als sie die große, fröhliche Gesellschaft sah, wollte Ulrike in einer ersten Regung direkt umkehren, doch John hatte sie bereits bemerkt.»Ulrike!« Freudestrahlend sprang er auf und lief ihr entgegen.»Endlisch bist du da! Wir haben schon auf disch gewartet!«Ihre Augen wurden kreisrund, als sie begriff, wer vor ihr stand.»Du hier?« Verblüfft stellte sie ihre kleine Reisetasche ab und umarmte ihn unsicher.»Was machst du denn hier?« Zur Begrüßung der anderen nickte sie kurz in die Runde.»Isch besuche disch!« John lachte, und seine weißen Zähne blitzten.»Du siehst super aus, rischtisch super!«, rief er, hielt sie auf Armlänge von sich entfernt und betrachtete sie wohlwollend.»Und nette Freundinnen hast du, und so nette Freunde! Komm, setz disch zu uns.«John war regelrecht euphorisch.Der chinesische Reiswein hatte seine Zunge gelockert, und er benahm sich so, als gehöre er schon seit Ewigkeiten zum Haus wie altes Inventar, das seinen angestammten Platz hier einnahm.Irgendwie führt er sich so auf, als sei er hier der Hausherr, dachte Bea.Halb amüsiert beobachtete sie die Szene, dabei registrierte sie, wie Ulrike ihrem Blick auswich, aber sie machte sich nicht allzu viel daraus, denn der Ausgang des Fußballspiels hatte sie positiv gestimmt.Vielleicht stand ihre gute Laune aber auch damit in Zusammenhang, dass Johannes über Nacht bei ihr bleiben würde.Unwillkürlich lächelte sie ihn an, und die Art, wie er zurücklächelte, führte dazu, dass eine Welle tiefer Sehnsucht sie erfasste.Sie griff nach ihrem Glas, und während sie sich in ihrem Stuhl zurücklehnte und einen Schluck Wein trank, wartete sie darauf, dass die Hitze, die sich explosionsartig in ihrem Körper ausbreitete, sich wieder verflüchtigte.Glücklicherweise hatte sie in der vergangenen Nacht fünf Stunden geschlafen, was für ihre Verhältnisse viel war.Obwohl es mit dem ›Ahrstübchen‹ finanziell langsam bergauf ging, machte sie sich nach wie vor Gedanken über die Zukunft, und vor allem in den Stunden, wenn sie allein in der Dunkelheit lag, fragte sie sich, wie lange sie das Projekt noch zu viert betreiben würden.Insgeheim fürchtete sie manchmal, dass sie bald ganz allein da stehen könnte
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