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.brachte lediglich ein Erröten bei ihr zustande – es wird freimütig gestanden, daß das Erröten einer über siebzigjährigen Greisin mit Milchtönen in der Haut kein unerfreulicher Anblick ist.Ein vierter Versuch – der Verf.ist hartnäckig, wie man sieht – scheiterte schon an der Klosterpforte: er wurde nicht mehr vorgelassen.Ob es ihm gelingen wird, im Ordensarchiv und Personalregister in Rom mehr zu erfahren, hängt davon ab, ob er die Zeit und die Reisespesen aufbringt und – das Wichtigste – ob ihm Zugang zu den Geheimnissen des Ordens gestattet wird.Es verbleibt die Pflicht, an die Situation im Jahre 1937/38 zu erinnern: eine kleine, eifrige Nonne, mystiksüchtig wie biologiesüchtig, der Skatologie verdächtig, des Biologismus und des materialistischen Mystizismus angeklagt, sitzt in der dunklen Ecke eines Antiquariats, bekommt von einem jungen, damals nicht einmal andeutungsweise kahlköpfigen und talgigen jungen Menschen Kaffee und belegte Brote dargebracht.Dieses Genrebild, würdig, von einem niederländischen Meister im Range eines Vermeer festgehalten zu werden, bedürfte, um der innen- und außenpolitischen Situation gerecht zu werden, eines scharlachfarbenen Hintergrunds, blutbefleckter Wolken, bedenkt man, daß irgendwo immer die SA marschierte, die Kriegsgefahr im Jahr 1938 größer war als im folgenden, in dem er wirklich ausbrach, und mag man auch diese Leidenschaft der Rahel für Verdauungsfragen allzu mystisch finden, ihre Beschäftigung mit innerer Sekretion (die so weit ging, daß sie leidenschaftlich danach begehrte, die exakte Zusammensetzung jener Substanz, die man Sperma nennt, zu erfahren) abwegig – eins muß man ihr lassen: sie war es, die dem jungen Antiquar auf Grund ihrer privaten (unerlaubten) Experimente mit Urin den Ratschlag gab, der es ihm ermöglichte, sich dem Dienst in der Deutschen Wehrmacht zu entziehen, da sie ihm, während sie einen Kaffee trank (mit dem sie hin und wieder sogar antiquarische Rarissima befleckte – ihr Respekt vor jeder Erscheinungsform von Büchern war gering), genau erklärte, was er zu trinken, zu essen, welche Tinkturen, Pillen er einzunehmen habe, um bei der Prüfung seines Urins während der Musterung nicht nur ein oberflächliches, ein nachhaltiges »untauglich« zu erreichen; immerhin machten ihre Kenntnisse und die Ergebnisse ihrer Lektüre es ihr möglich, seinen Urin einem »Stufenplan« (wörtliches Zitat von Rahel, durch B.H.T.verbürgt) zu unterwerfen, der auch bei einem ein-, zwei-, dreitägigen Lazarettaufenthalt immer noch genügend Eiweiß bei den verschiedensten Reagenzien garantierte.Diese Mitteilung nur zum Trost für alle jene, die hier das Politische vermissen.Leider war B.H.T.zu bange, diesen »Stufenplan« mit allen Details zur Mitteilung an wehrpflichtige Jugendliche weiterzugeben.Er fürchtete »als Beamter« Schwierigkeiten mit seiner vorgesetzten Behörde.Man hätte Rahel wahrscheinlich eine Riesenfreude gemacht (Hypothese des Verf.), hätte man ihr die Erlaubnis erwirkt, einmal wenigstens in einem Internat für junge Männer eine Woche lang ähnliche Dienste zu verrichten und Einblicke zu gewinnen, wie sie es bei Mädchen gewöhnt war.Da die Literatur über den Verdauungsunterschied zwischen Männern und Frauen zu jener Zeit gering war, war sie lediglich auf Vermutungen angewiesen, die sich zu einem Vorurteil verstärkten; sie hielt fast alle Männer für »Hartstühler«.Wäre ihr Begehren in Rom oder anderswo bekanntgeworden, sie wäre natürlich sofort exkommuniziert und exmittiert worden.Mit gleicher Leidenschaft wie in die Klotöpfe blickte sie morgens den ihr unterstellten jungen Mädchen in die Augen, verordnete Augenbäder, für die sie eine kleine Auswahl von Augenbadewännchen und einen Krug Quellwasser bereithielt; sie entdeckte sofort jedes, auch das geringste Anzeichen einer Entzündung oder eines Trachoms und geriet – weitaus mehr als bei Schilderung von Verdauungsvorgängen – jedesmal in Verzückung, wenn sie den Mädchen erklärte, die Netzhaut sei ungefähr so dick oder so dünn wie ein Zigarettenpapier, bestehe aber außerdem noch aus drei Zellschichten, den Sinneszellen, den Bipolaren, den Ganglienzellen – und allein in der ersten Schicht – etwa ein Drittel so dick oder dünn wie ein Zigarettenpapier – gäbe es etwa sechs Millionen Zapfen und hundert Millionen Stäbchen, und diese seien nicht etwa gleichmäßig, sie seien ungleichmäßig über die Fläche der Netzhaut verteilt
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