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.Wieder so ein gepriesener Fortschritt, das Moderne ist immer das Gemeine.Aber wenn man diesen öffentlichen Unfug feierlich sanktionierte und als Probe der guten Gesellschaft einführt, dann ist es wiederum Humbug, den gering zu achten, der den Scherz mitmacht.Alles eine große Heuchelei.O Gott, wie sehne ich mich nach Hanna und den Kindern!Auch ein Vergnügen, mit Vincke, Saucken, Ulrichs und Wenzel, dem Randalmacher, in einer Kommission zu sitzen! Der unglückliche Regierungsvertreter hatte nur an Otto eine Schutzwehr, der forsche Vincke wurde ausfallend bis zum Pöbelhaften und der stramme Ostpreuße v.Saucken rief in seinem singenden Dialekt: »Erbarmen Sie sich! Die Regierung wird immer dümmer.« Die beiden Edelleute ließen sich nicht nehmen, sowenig wie Auerswald und Schwerin, den Bürgerlichen Mut zuzusprechen und beharrten bei ihrem Posten.Ein demokratischer Edelmann hat borstigere Haare auf den Zähnen als langmähnige Professoren.Otto konnte sich heimlicher Anerkennung für diese verruchten Standesgenossen nicht entschlagen.Ob auch in ganz Deutschland die Demokratie am Boden lag, in Preußen behauptete sie immer noch ihre parlamentarische Majoritätsstellung.»Seien Sie künftig vorsichtiger, lieber Freund!« warnte er ärgerlich den beweglichen und leicht erregbaren Kreuzzeitungsmann Hermann Wagener, der sich einen leidigen Prozeß auf den Hals lud.Die ehrliche Borniertheit des Kleist-Retzow, der in sich einen Pedanten, Egoisten, Tyrannen vereinte und darüber eine Salbe frommer Selbstgerechtigkeit schmierte, nahm er geduldig hin.Aber er wußte sich trotz aller Freundestreue dem Eindruck nicht zu verschließen, daß Wageners Kenntnisse oberflächlich, seine Auffassung seicht, nur seine Dreistigkeit tief und gründlich seien, und daß er als parlamentarischer Klopfflechter zwar viel Gewandtheit, aber auch giftige Gehässigkeit zeigte.Das hieß ihm Prinzipientreue, und jeden Widerspruch erstickte er kurzerhand mit einem Phrasenschwall, wonach jeder Andersgläubige einfach als Revolutionär gestäupt werden solle.Ludwig v.Gerlach bewies wenigstens als Appellationsgerichtspräsident strenge Rechtlichkeit und blieb im Privatleben ernst und gewissenhaft.Aber es schien eine geschichtliche Ironie, daß die Junkerfraktion sich ihre zwei eigentlichen Führer aus bürgerlichen Kreisen verschreiben mußte, denn noch mehr als der fingerfertige Literat Wagener gab Professor F.J.Stahl mit seiner etwas schwülstigen, aber geläufigen Beredsamkeit den Ton.Dieser getaufte Jude wollte aus tiefster Überzeugung zum Christentum übergetreten sein.Nur schade, daß er damals erst 17 Jahre zählte, also gewiß keine nötige Reife für Überzeugungen besaß.Nachdem er an verschiedenen Hochschulen hospitierte und dozierte und eine abstruse »Philosophie des Rechts« als eine Art Ausläufer der Romantischen Schule losließ, hatte er vor sieben Jahren in Berlin Fuß gefaßt und seine Sophistik dem unheilbaren König zu Füßen geworfen, der nach jedem Strohhalm griff, um seine königliche Mystik über Wasser zu halten.Stahl brachte es fertig, den blauen Ultras eine gichtbrüchige Metaphysik als Halt unterzuschieben und den Schein einer tieferen Weltanschauung für Legitimismus und Feudalismus herzustellen, wie es früher Josef de Maistre und die hysterische Frau v.Krüdener für die heilige Allianz versuchten.Ein Meister bestechender Rede und stilistischer Schönfärberei, machte er die muffigsten Abgeschmacktheiten mundgerecht und verlieh sich den Nimbus der Kühnheit, indem er zu scharfer Attacke überging, sobald die Liberalen entweder keine Zähne mehr hatten oder schon lange nicht mehr beißen wollten.Sophist vom reinsten Wasser, ließ er das Unvernünftige als das Vernünftige schillern und schien halb Spinoza, halb Moses, wenn er Deutschland als Hort monarchischer Gesinnung pries, was man durch keine Antastung der gottgewollten moralischen Weltordnung von 35 angestammten Dynastien schmälern dürfe.Preußen sei Vormacht und Sinnbild dieser erhabenen Grundsätze im Verein mit dem wahren Protestantismus wie Kultusminister Raumer und seine Pastorenclique ihm offenbarten.»Und dabei ist er nicht mal Preuße, sondern in München geboren!« lächelte Otto in seinen Schnurrbart.–Bei den Grafen Stolberg und Krassow und Schwager Oskar, wo die Carlsburger alten Bohlens ein paar Tage logierten, vernahm er Schauerliches über Vetter Fritz Bohlen, den guten, liebenswürdigen Menschen.Graf Solms klagte mit achtungsvollem Bedauern: »Das kommt von der Unverdaulichkeit.Hat Universitätskollege gehört, ehe er zur Armee eintrat, und jetzt hat ihn der Hofdemokrat Oriola in den Klauen.« Der alte Theodor Bohlen rief: »Seine Kameraden sind kühl gegen ihn, wie nicht anders möglich, andere Gutgesinnte auch.Fritz wird nächstens noch zinnoberrot anlaufen.« Die Mutter schwieg.Ja, freilich, dachte Otto, die hohe Bildung! Umgang mit verdrehten Professoren! Die Frauen sind immer sentimental für die Menschenrechte, mein Muttchen Puttkamer auch.Bei denen überwiegt das Gemüt.Übrigens ist das schön.– Ja, es war schön.Die große Mehrzahl der damaligen Frauen tränte von Liberalismus zum Entsetzen ihrer Männer und Brüder.Nur Mut, die Sache wird schon schief gehen! Es wird eine Zeit kommen, wo die Weiber – nicht »Frauen« – von eklem Byzantinismus triefen und Streberei für das Normalmaß des männlichen Bewerbers halten werden.Alle Männer werden vom Weibe geboren, und wenn die bessere Hälfte, der wahrlich der Menschheit Würde in die Hand gegeben, nichts taugt, da taugen die Männer zehnfach nichts.Und abermals wird eine Zeit kommen, wo die Frauen, von Sklaverei befreit, das Heft in die Hand nehmen und ein neues Geschlecht gebären, das nicht um Windmühlen ficht, »liberal« und »konservativ«, »Republik« und »Monarchie«, sondern um die wahren Realitäten.Otto Bismarck war von seiner Mutter geboren.–Väterchen Puttkamer schrieb ihm über die hochwichtige Frage, ob Gottberg, Schulte, Sprenger oder der Lauenburger Bonin im Kreis Stolpe Landrat werden sollte.Am besten kein sogenannter Junker! Das sind immer die humansten mit tausend Bedenklichkeiten und Gewissenhaftigkeiten! Die Reddenthins würden immer linkser.Kein Wunder, wenn Gott sie mit Erkrankung Albert Belows straft.An »Gehirnerweichung«, die man ihm mit christlicher Liebe andichtete, schien übrigens kein wahres Wort [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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