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.So musste sich jemand fühlen, der in einem Flugzeug den Atlantik überquerte und mitten auf der Strecke feststellte, dass der Tank nicht ganz reichen würde.Zum Zurückfliegen zu wenig Treibstoff, zum Weiterfliegen auch.Unwillig schüttelte sie den Kopf und schwamm weiter.Immer wenn sie dachte, sie würde es nicht mehr schaffen, zwang sie sich einen Schwimmzug zu machen, und dann noch einen und noch einen.Ihre Lippen waren gefühllos und sicher blau angelaufen.Wasser schwappte in ihre Nase und trieb ihr die Tränen in die Augen.Wenn sie hier ertrank, würde es niemand bemerken.Levin verbrannt, sie ertrunken, Ende von Swantewit, Ende der Geschichte.Und ihre Eltern würden nie erfahren, was aus ihren Zwillingen geworden war.Noch eine dramatische Schicksalsgeschichte, die die Einwohner von Piran ihren Kindern und Gästen erzählen konnten: »Sie sind nachts rausgeschwommen – und ertrunken.Wahrscheinlich hat die Strömung sie hinausgezogen, denn sie wurden nie gefunden, so wie dieser Matej Kalan vor zwei Jahren.Ja, seltsam, nicht? Also schwimmt nur nah am Strand.«Lächerlich erschienen ihr diese Worte, so lächerlich wie ihr ganzes bisheriges Leben in der Sicherheit solcher seichten Ratschläge und Regeln gewesen war.Dunkelheit hatte sich über das Meer gesenkt.Ausgerechnet in dieser Nacht kam der Mond nicht hinter den Wolken hervor.Lis fiel es immer schwerer, sich zu orientieren.Die wenigen Lichtpunkte, die sie noch sah, tanzten auf und ab.Manchmal war sie sich nicht sicher, ob sie nur in ihrem Kopf existierten.Als sie spürte, wie sie immer wieder unterging, begann ein Kloß in ihrem Hals zu schmerzen.Sie kämpfte gegen die Versuchung an, einfach die Arme nicht mehr zu bewegen, sich hinuntersinken zu lassen in Nemejas ewige Umarmung.Gerade als sie dachte, nicht mehr atmen zu können, hörte sie den großen Fisch neben sich.Sein riesiger schwarzer Körper glitt heran, hoch ragte eine Finne aus dem Wasser.Lis schrie auf und schluckte Wasser, strampelte, konnte dem Ungeheuer gerade noch ausweichen.Ihre Beine kribbelten vor Entsetzen, reflexartig versuchte sie wegzulaufen, doch sie erreichte nur, dass sie strampelnd unter Wasser sank und sich mühsam wieder an die Oberfläche arbeiten musste.Ein Rauschen dröhnte neben ihr.Der Fisch war immer noch da, unmittelbar vor ihr glitt er vorbei.Sie blinzelte in Erwartung eines weiteren Angriffs, als plötzlich schwaches Mondlicht auf dem Wasser glitzerte und sie ein schattiges Zickzackmuster erkannte.Trotz des Soges, der an ihren Armen zerrte, schwamm sie ein Stück zurück und sah genauer hin.Es war kein Riesenfisch, es war ein Schiff, das an ihr vorbeiglitt, ein schmales, schnelles Schiff mit einem trapezförmigen Segel.Das Zickzackmuster, das sie gesehen hatte, waren die fasrigen, dicken Schnüre, mit denen die Planken zusammengebunden waren.»He!«, schrie Lis und winkte, so gut sie konnte.Ihr Arm war so schwer, dass sie ihn fast nicht aus dem Wasser heben konnte.»Ich bin aus Antjana! Ich will zur Desetnica!« Immer wieder schrie sie es, bis ihre Stimme nur noch ein Krächzen war.Sie schrie auch noch, als dunkle Gesichter sie über die Reling anstarrten, als jemand neben ihr ins Wasser sprang und ihr ein Seil um den Leib band.»Zur Desetnica!«, flüsterte sie hustend, nachdem die Sarazenen sie längst an Deck gehievt hatten.Es war ungewohnt, die Holzplanken unter den Füßen und Knien zu spüren.Ihre Haut war vom Meerwasser aufgeweicht und taub von der Kälte der Erschöpfung.Sie zitterte im Nachtwind, doch ihre Erleichterung war so groß, dass sie am liebsten gejubelt hätte, so glücklich war sie, noch am Leben zu sein.Grimmige Gesichter schauten auf sie herab, im Mondlicht sahen die Augäpfel unheimlich und hell aus.Lis hörte ein leises Rasseln wie von Ketten.Im nächsten Moment fing sich der Duft getrockneter Datteln in ihrer Nase.»Balach«, sagte ein älterer Mann, dessen Haar und Hals von einem schwarzen Tuch verhüllt waren, und reichte ihr die Früchte.»Hina, kul il-balach!«Lis wagte nicht die Früchte abzulehnen, also streckte sie die Hand aus und nahm sie entgegen.»Ma fala hasaj il-ba’yr fi muntazfah il-bachr?«, sagte ein jüngerer Seemann und lachte rau.Die anderen fielen in das Lachen ein und deuteten auf sie, als hätte er einen sehr guten Witz gemacht.Der ältere Mann, der Lis die Datteln angeboten hatte, lachte nicht, sondern machte ein finsteres Gesicht
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