[ Pobierz całość w formacie PDF ]
.Du wirst ja wohl wissen, was er von Aberglauben hält.«Mit einem Satz war Johannes bei ihm und packte ihn am Kragen.Diesmal wehrte der Junge sich nicht.»Halt mich nicht zum Narren!«, fauchte Johannes.»Der Zar würde mir zuhören – aber noch wichtiger ist, dass sich ein gewisser Oberst Derejew sehr für den Aufenthaltsort der Leiche interessieren würde.«Endlich huschte Furcht über das Gesicht des Jungen.Heftig machte er sich los und sprang zurück.Johannes fühlte seine Abneigung wie einen kalten Nebel, der sich um ihn legte und ihm die Luft raubte.»Was auch immer du im Wasser gesehen hast«, meinte der Junge schließlich leise.»Wenn dir dein Leben lieb ist, dann schweigst du darüber.«»Wer droht mir, du?« Johannes lachte.»Wie wäre es, wenn du mir einfach die Wahrheit sagst? Wer ist die Tote?«Die dunklen Augen schienen zu glühen.»Was denkst du?«, sagte der Junge ohne eine Spur von Ironie.Johannes wurde ernst.Die ganze Situation erschien ihm verrückt wie ein Traum und ebenso irreal.»Sie ist die Tote aus der Newa, die angeblich Natascha Neglowna Toraschkina heißt.Sie war in unserer Werkstatt aufgebahrt …«Er hielt mitten im Satz inne.Die Spur wurde deutlicher, sie bekam Farben und Formen und nahm die Gestalt eines geheimnisvollen Gastes an.Beinahe spürte er wieder die Anwesenheit des Eindringlings, der ihm das Leichentuch über den Kopf geworfen hatte und dann durch den schmalen Spalt entwischt war.Mit offenem Mund starrte er den Jungen an.»Du warst das in der Werkstatt«, stellte er fest.Der Junge schwieg.»Ihr wolltet die Leiche verschwinden lassen – warum?«Ein spöttisches Lächeln glitt über das Gesicht des Jungen.Er klopfte sich den Schmutz von den Ärmeln, was ein vergebliches Unterfangen war.»Hör auf, nach einer Toten zu suchen.«»Ich glaube dir kein Wort«, entgegnete Johannes.»Kein einziges.Wer bist du?«»Geh heim«, sagte der Junge leise.»Und erzähle, was du willst.«»Das werde ich tun.Und sie werden mir glauben.«»Wie sehr du dich irrst«, sagte der Russe spöttisch und deutete an Johannes’ Schulter vorbei auf etwas, das hinter ihm war.»Sie werden Mitja glauben.«Johannes fuhr herum.Etwa fünfzig Fuß von ihm entfernt stand der Gottesnarr und starrte ihn an.Als er sah, dass Johannes ihn beobachtete, stieß er einen erschreckten Laut aus und floh.»Und Mitja wird nur zu gerne erzählen, dass du es warst, der die Leiche wieder in die Newa geworfen hat.«Johannes fluchte.Mit einem Mal war er in eine gefährliche Sache verwickelt.Noch mehr als die Ungewissheit hasste er die Ohnmacht, die er nun verspürte.»Also höre auf meinen Rat«, schloss der Junge düster.»Geh heim und vergiss deinen Ausflug hierher.Am besten vergiss auch mich.«Er drehte sich um und ging an der Newa entlang davon.Johannes hielt ihn nicht auf.Sobald der Junge hinter der Biegung verschwunden war, ging Johannes mit weichen Knien zur Eiche zurück und spähte in die Tiefe.Nur das Spiegelbild seines eigenen Gesichts blickte ihn aus dem Wasser an.* * *Zu seinem Entsetzen erwartete ihn Marfa in der Kammer.Obwohl der Morgen noch auf sich warten ließ, war sie angekleidet und wärmte sich die Hände an einem Becher mit Brühe.Iwan schlief auf der Bank, aus der Kammer nebenan floss Onkel Michaels schwerer Atem.Johannes blieb an der Tür stehen und senkte den Kopf.Er konnte beinahe spüren, wie Marfas Blick zu dem Riss in seinem Hemd glitt.»Setz dich, Johannes«, sagte sie leise.Die Missbilligung in ihrem Tonfall war wie ein Messerschnitt.Marfa stand auf und ging in die Schlafkammer.Als sie wieder erschien, hielt sie ein älteres Hemd von Onkel Michael in der Hand, das sie Johannes nun zuwarf.»Zieh das an und lass dich von Michael nie dabei erwischen, dass du nachts herumziehst.Wir leben nicht mehr in Moskau in der Nemezkaja Sloboda!« Sie betonte den russischen Ausdruck für die Deutsche Vorstadt, als würde sie ihn daran erinnern wollen, dass er nun keine Freiheiten mehr hatte.»Ich war nur an der Newa«, rechtfertigte er sich.»Ist mir gleichgültig, wo du warst«, wies sie ihn zurecht.»Ich will nicht erleben, wie man dich erschlagen oder erstochen mit den Füßen voran in die Werkstatt trägt.Ich will nicht, dass du Ärger bekommst.Hörst du denn nicht, was die Bauern und Knechte tuscheln? Willst du als Mörder verdächtigt werden? Wir sind anständige Leute, vergiss das nicht.«»Ich habe nichts getan«, erboste er sich.»Du kennst mich!«»Eben«, bemerkte sie trocken.»Du bist ein gutmütiger Hund – und das da draußen sind Wölfe.«Wie Recht sie hat, dachte Johannes bitter.Eine Sekunde lang war er in Versuchung, ihr zu erzählen, was er gesehen hatte, aber der Gedanke verschwand so schnell, wie er gekommen war.Sie brauchte nicht alles zu wissen, entschied er.»Marfa«, sagte er ernst.»Ich verstehe, dass du dir Sorgen machst.Aber ich lasse mir nicht befehlen, wohin ich gehen darf und wohin nicht.« Nach diesen Worten atmete er tief durch.Noch nie hatte er ihr widersprochen.Fast rechnete er damit, für diese Unverschämtheit eine Ohrfeige einzustecken.Mit zusammengekniffenen Lippen sah sie ihn an.Wieder einmal überraschte sie ihn.»Wie du meinst«, sagte sie.»Du hast den Schaden, nicht ich.« Ihre Stimme wurde leiser, als sie sich zu ihm über den Tisch beugte.»Aber denk wenigstens an deinen Onkel.Er hat in seinem Leben schon genug verloren.Ich will nicht, dass ihm noch ein Unglück das Herz bricht.«Ihre Stimme bekam bei diesen Worten einen weichen Klang, den er noch nie bei ihr gehört hatte.Als er in ihr Gesicht schaute, wurde ihm zum ersten Mal klar, dass die harsche Marfa ihren mürrischen alten Mann liebte.Diese Erkenntnis berührte ihn und machte ihn verlegen.Ihm war, als hätte er soeben ein Geheimnis entdeckt, das nicht für seine Augen bestimmt war.Schnell schaute er weg und entfaltete das grob gewebte Hemd, das seinem Onkel zu schmal geworden war.Es fühlte sich fremd an.»Jetzt schläft er«, fuhr Marfa fort.»Aber nachts quälen ihn Albträume.Es soll nicht auch noch von deinem Blut träumen müssen.«* * *Mitja ließ sich den ganzen nächsten Tag nicht blicken, aber Johannes war dennoch nervös.Bisher war es ihm gelungen, seine Unruhe und seine Übermüdung zu verbergen, aber seinem Onkel fiel auf, wie unkonzentriert er arbeitete.Zweimal hatte er sich bereits auf die Finger geschlagen und selbst Iwan, den nichts aus der Ruhe brachte, sah ihn mehrmals verwundert an.»Hast du den Veitstanz?«, fuhr ihn Onkel Michael an, als er zum dritten Mal einen Nagel schief einschlug
[ Pobierz całość w formacie PDF ]