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.Ein wenig ärgerte ihn diese Erkenntnis.Es klopfte behutsam, und als Mann »Ja« sagte, stand John auf der Schwelle.Auf ihn traf der wunderbare Satz von Raymond Chandler zu, der einmal in einem Brief geschrieben hatte: Ich bin ein kleiner Mann und mein Haar wird schnell grau.Wie alt John war, wusste niemand so ganz genau.Mann schätzte ihn auf fünfundsiebzig, während Tante Ichen behauptete, er müsse über achtzig sein.Der Familiensage nach hatte Tante Ichen ihn irgendwo in Ostfriesland aufgegriffen, als sie eine Panne mit dem Auto hatte.Seitdem diente er ihr mit viel Stolz und Würde.Doch ein Butler war er nicht, er hatte das Dienen nie gelernt.»Guten Morgen, mein Junge.Deine Tante sagt, sie möchte mit dir frühstücken.«»Ich komme«, sagte Mann.»Ist sie gut drauf?«»Ihre Königliche Hoheit hat heute Morgen schon gelächelt.Sie ist gesund und munter.«»Kannst du mich später zu den Hackeschen Höfen fahren?«John antwortete, was er in solchen Fällen immer antwortete: »Sofern deine Tante nichts anderes plant.« Dann verschwand er wieder.Mann ging hinunter auf die überdachte Terrasse, die mit ausladenden Korbmöbeln möbliert war.Er sagte: »Guten Morgen!«, und drückte seiner Tante einen Kuss auf die Stirn.Sie saß kerzengerade und hatte einen Becher mit Pulverkaffee vor sich stehen, der Mann jedes Mal zum Husten zwang.Die kleine, magere Frau mit dem langen schlohweißen Haar trug ein blaues Kleid, bedruckt mit vielen weißen Blumen.Tante Ichens Gesicht wirkte erstaunlich jung und sanft.Im Grunde bildeten sie und John so etwas wie ein ideales Großelternpaar und Mann erinnerte sich, dass er als Kind jahrelang geglaubt hatte, dass sie ein Paar wären.Bis er entdeckt hatte, dass Tante Ichen ein sehr reges, verborgenes Liebesleben führte.»Ich nehme an, diese Nacht war furchtbar«, sagte sie, während sie ihm einen Kaffee anrührte.»Das war sie«, antwortete er.»Ich habe alles aufgenommen, was im Ersten kam.Du kannst es dir angucken, wenn du magst.Du wirkst richtig exquisit.John sagt das auch.Nun iss etwas und berichte, wenn du berichten willst.Ich vermute, du hast nicht viel Zeit.«»Das ist richtig, obwohl mir im Moment gar nicht klar ist, wo ich hingehöre.Aber Ziemann wird es wissen.Das ist der Kriminalrat, der heute Nacht für den Tatort zuständig war.«»Deine Katharina hat übrigens angerufen.Seit sechs Uhr heute Morgen sieben Mal.Sie hat eine Stimme wie ein afghanisches Klageweib, schrecklich.Du sollst dich melden, hat sie gesagt.Und sie sei vermutlich schroff zu dir gewesen, hätte das Ganze aber nicht so gemeint.War sie schroff?«»Na ja«, murmelte Mann.»Sie wusste ja nicht, in welcher Lage ich mich befand.Und ich war auch schroff.Kann John mich zu den Hackeschen Höfen fahren? Gegen halb elf?«»Aber ja.« Sie setzte maliziös hinzu: »Du bist so wunderbar sanft und angepasst.Erst ist sie schroff, dann bist du schroff und anschließend ist die Welt wieder in Ordnung.Na gut.Ich fahre mit, ich muss sowieso in die Stadt.Eine Menge Amerikaner sind nach Berlin gekommen, genauso wie die Leute aus Israel, alle Sender machen eine Sondersendung nach der anderen und sie reden so viel, dass ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass sie gar nichts wissen.«»Deine wunderbaren Genitive!«, grinste Mann.»Die Amerikaner sind selbstverständlich der Meinung, dass das Reich des Bösen zugeschlagen hat, und …«»Aber das waren doch Terroristen«, unterbrach sie empört.»Das ist doch wohl selbstverständlich.«»Ja, das scheint so.Woher wusstest du, dass der israelische Botschafter nach London ausgeflogen wurde?«»Ich habe meine Quellen«, antwortete sie ausweichend.»Das weißt du doch.Übrigens – dein Vater hat hier heute Nacht angerufen.Er hat dich auch im Fernsehen gesehen, er war betrunken.«Mann schwieg eine Weile.Dann murmelte er: »Warum erzählst du das?«»Weil er auch bei dir anrufen wird oder schon angerufen hat.Er hat gegrölt, er habe immer gewusst, dass du ein großartiger Diener des Rechts bist.Ich will dir nicht den Tag verderben, aber ich denke, du solltest ihn irgendwie bremsen.Er steigert sich da in was rein.Das weißt du doch, das hatten wir schließlich schon ein paarmal.Als du die Mordsache mit den Jugendlichen in Marzahn bearbeitet hast und im Tagesspiegel davon zu lesen war, spielte er auch verrückt.Und natürlich wollte er Geld.«»Wie viel?«»Zweitausend.«»Hast du sie zugesagt?«»Nein.«Er sah sie an und blieb stumm.John kam leise auf die Terrasse und reichte Tante Ichen ein Handy.»Morgenstern!«, erläuterte er bedeutungsvoll.»Ich zahle nicht!«, erklärte sie lautstark und eisern in das Gerät.»Ich zahle auf keinen Fall, was der Mann verlangt.Vierzigtausend für die Fassade ist Wucher.Sagen Sie ihm das.Er soll mit dem Preis um ein Drittel runtergehen, dann können wir reden.« Sie reichte das Telefon zurück.»Ich bin nicht mehr zu Hause.«John nickte wortlos und ging.»Wie war das mit … mit Walter Sirtel?«, fragte sie dann.»Hat er gelitten?«»Nein.Ausgeschlossen.Er war schon tot, als der Knall noch zu hören war.Ich muss dich übrigens noch dienstlich angehen.War er eigentlich hier, als er dich um diesen Termin bat? Oder hat er dich angerufen?«»Zuerst rief er an«, sagte sie leise, als lausche sie in sich hinein.»Ich begriff gar nicht, was er wollte.Er redete irgendwie wirres Zeug.Ich sagte: Walter, reiß dich zusammen! Was ist passiert? Dann fragte er, ob er vorbeikommen dürfe.Fünf Minuten, sagte er, nur fünf Minuten.Aber sicher, sagte ich.Er kam und saß, wo du jetzt sitzt.Er fragte, ob die Möglichkeit bestünde, dich zu treffen.Ich habe gesagt, das geht natürlich, ich rufe dich an.Und dann habe ich dich angerufen.«»Irgendwie ist das unlogisch«, überlegte Mann.»Der Mann kennt viele einflussreiche Staatsanwälte.Was wollte er ausgerechnet von mir? Er muss doch was angedeutet haben.«»Hat er nicht.«»Das kaufe ich dir nicht ab [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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