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.»Ihr habt der zukünftigen Gräfin ein eindrucksvolles Schauspiel geboten, Paladin«, sagte Rhelon vergnügt.»Nicht eindrucksvoll genug«, stellte Tharador fest.»O doch, sie war mehr als überrascht.Sie rannte eilig hinaus.Kurz darauf wurdet ihr in neue, dickere Ketten gelegt.«»Wieso hat sie mich nicht getötet?«»Ah, die alte Frage, warum wir Feinde in unserem Rücken zurücklassen«, sinnierte Rhelon.»Ich selbst habe das Glück, mir selten Feinde zu machen.Aber weshalb hat die schöne Geliebte des Grafen Euch am Leben gelassen? Was meint Ihr?«Tharador wollte sich mit der Hand über die Augen reiben, doch die neuen Ketten ließen eine solche Bewegung nicht zu.Er lag auf dem Rücken auf seiner Holzpritsche und war nun an Händen und Füßen gefesselt.»Das Buch.Ich habe es gesehen.« Das Bild des Obsidians hatte sich in sein Hirn gebrannt.»Ich konnte nichts dagegen tun.Es war, als forderte das Buch Karand meine Kraft geradezu heraus.«»Vielleicht hat es das ja auch?«Tharador zuckte die Achseln, was von einem lauten Kettenrasseln begleitet wurde.»Wir werden es bald herausfinden.Euer Scheppern bringt mich auf einen anderen Gedanken.Ich befürchte fast, so bemitleidenswerte Gestalten wie wir beide sind für so manche Gruselgeschichte verantwortlich.Gespenstisches Kettenrasseln in alten Kellergewölben.Ich halte jede Wette, dass höchstens hinter der Hälfte solcher Fälle wahre Geister stecken.Der andere Teil sind vergessene Gefangene, die kläglich umherschlurfen.Wenn ich nicht bald etwas Besseres zu Essen vorgesetzt bekomme, rutscht mir noch die Hose vom Hintern.«»Ich weiß nicht, ob ich der Macht des Buchs gewachsen bin.«»Kann man einer solchen Macht denn je gewachsen sein?«, entgegnete der alte Chronist beiläufig.AttentatSelten war er bei einer Kundgebung des Königs so nervös gewesen wie an diesem frühen Nachmittag, als Jorgan das Podest erklomm und sich vor der versammelten Menge aufbaute.Tausende Bürger waren erschienen und drängten sich dicht an dicht auf dem großen Marktplatz vor dem königlichen Palast.Cordovan hatte jeden verfügbaren Soldaten zum Schutz des Königs abgestellt.Viele bewegten sich als Bürger verkleidet in der Menge und kontrollierten die Zuhörerschaft auf versteckte Waffen.Die Kontrollen wurden mit zunehmender Entfernung vom Podest oberflächlicher, doch Cordovan wusste nur zu gut, dass die Person, nach der er eigentlich suchte, nicht auf solcherlei Tand angewiesen wäre.Wenn der geheimnisvolle Magier König Jorgan heute töten wollte, würde er wenig dagegen ausrichten können.Nein, bei einem magischen Angriff, das war ihm klar, musste er sich auf die anwesenden Kleriker verlassen.Ordensvorsteher Fylgaron war persönlich zugegen und wich dem König seit geraumer Zeit nicht mehr von der Seite.Die Hände des Klerikers waren tief in den Ärmeln seiner schlichten braunen Robe verborgen.Wären die Ärmel nicht in den Farben des Götterpaares Alghor und Magra, gefärbt gewesen, gelb und grün, man hätte ihn für einen harmlosen alten Mann gehalten.Dasselbe galt für einige ranghöhere Mitglieder des Ordens, deren Namen Cordovan nicht kannte oder bereits vergessen hatte.Nur Phelyne hielt sich seltsamerweise immer zwei Schritte hinter ihm selbst auf, was ihn zusätzlich beunruhigte.Sie trug wie immer einen dunklen Mantel und einen Lederhut, dessen breite Krempe ihr Gesicht nur erahnen ließ.Cordovan verabscheute solcherlei Vermummung.Er trat seinen Gegnern ebenso offen gegenüber wie seinen Freunden.Zu Cordovans Erleichterung war Dezlot nicht anwesend.Heute an der Seite des Königs zu stehen, hätte bei diesem klerikalen Aufgebot das Ende des jungen Magiers bedeutet.Jorgan präsentierte sich dem Volk in einer schlichten blauen Samtrobe, verziert mit goldenen Stickereien.Die meisten Verzierungen zeigten das Wappen Berenths, andere das Abzeichen eines bestimmten früheren Herrschers.Der strahlende Pelz eines weißen Bären hing ihm über die Schultern und ließ den alten König groß und massig wirken.Das Gewicht der Kleidung zerrte an Jorgans gebrechlichem Körper, doch er hielt sich eisern aufrecht und strafte so sein Alter Lügen.Einen Schritt hinter Jorgans linker Schulter stand Vareth, dessen Gesicht ein Beispiel formeller Ausdruckslosigkeit bot.Der Prinz trug ebenfalls eine schlichte, aber herrschaftliche Robe, was dem üblichen Bild des Lebemanns stark widersprach.Nicht selten war Cordovan nachts mit einem vollen Trupp Soldaten ausgerückt, um Vareth aus einer der Hafenkneipen zu retten, nur um dann bei der Ankunft festzustellen, dass der Prinz die halbe Schänke demoliert und alle übrigen Gäste vertrieben hatte.Vareth mochte vieles sein – ein leidenschaftlicher Seefahrer, ein zügelloser Liebhaber und Spieler, ein jähzorniger Trinker – aber er war kein König.Und alle im Reich wussten es.Dennoch liebten alle die Geschichten des heldenhaften Prinzen, der mit einem Lied auf den Lippen und seiner Mannschaft im Schlepptau die Küsten erkundete und Schätze aus fremden Ländern heimbrachte.Manchmal ertappte sich Cordovan selbst dabei, dass auch er dem Lebenswandel des Prinzen nachhing.Doch dann besann er sich seiner Aufgaben und schloss den Abenteurer in sich wieder tief in seinem Herzen ein.Er spähte in die Menge, konnte aber niemanden ausmachen, der sich verdächtig benahm.Und Tizir, den Dezlot und er im Verdacht hatten, war nirgends zu sehen.Vielleicht hat der König Recht und ich übertreibe, dachte Cordovan und entspannte sich ein wenig.»Geliebte Bürger Berenths!«, begrüßte Jorgan die Massen.Einige Diener, die in seine Rede eingeweiht waren, wiederholten ihn.So wurde die Stimme des Königs über den gesamten Marktplatz getragen, und selbst im hintersten Winkel vermochten die Leute zu erfahren, was ihr Herrscher ihnen mitteilte.»Ich freue mich zu verkünden, dass mein Sohn, euer geliebter Prinz Vareth, seinen Platz an meiner Seite einnimmt, indem er das Kommando über die königliche Wache übernimmt! Zwar bedauere ich, dass der von uns allen geschätzte Cordovan Faldoroth sein Amt niederlegt, doch hat er sich diesen Ruhestand redlich verdient.Wir alle erinnern uns an den Krieg gegen die Barbaren, das Monster von Telphar oder den Hafenschlächter.Und Cordovan hat seine Männer stets mit Eifer und Besonnenheit geführt.Von heute an wird mein Sohn diese Aufgabe übernehmen!«Die Menge brach in Jubel aus, als Vareth an die Seite seines Vaters trat und von ihm das Schwert des Kommandanten entgegennahm.Cordovan hatte an jenem Morgen die Klinge, die ihm seit vielen Jahren treue Dienste leistete, an seinen König ausgehändigt, als letztes Zeichen für das Niederlegen seines Amtes.Als Kommandant war es Privileg und Pflicht zugleich, die Tigerkralle zu führen, eine meisterhaft gefertigte Waffe, der vom Volksmund allerlei Wunder und Magie nachgesagt wurden.Cordovan wusste, dass nichts davon der Wahrheit entsprach
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