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.Er selbst glaubte, niemanden der Anwesenden zu kennen außer Nowotny, der an jedem Tisch Hof hielt, und dessen gedämpfte, sonore Stimme die anderen deutlich überlagerte.Erst beim zweiten Hinsehen erinnerte er sich an eine gewisse Frau Benesch, die Großmutter einer Schülerin, die ihn einmal am Elternsprechtag besucht hatte.Sie saß vorne rechts, sozusagen in der zweiten Reihe, und kaute ein Zuckerl, während sie in ein reges Gespräch mit ihrer Nachbarin vertieft war.Korber beschloss, sich an den Tisch hinter den beiden Damen zu setzen, der noch komplett frei war.Der Kellner kam, und Korber bestellte ein Krügel Bier und ein kleines Gulasch.Schon drehte sich Frau Benesch neugierig um und begrüßte ihn mit einem lauten »Grüß Ihnen Gott, Herr Lehrer.Auch hier?«»Ja, ja!« Korber fühlte sich zu müde für eine weitere Rechtfertigung.»Wie geht es Ihnen?«, fragte er nur kurz distanziert.»Wie’s mir geht? Wie soll es einer alten Schachtel wie mir schon gehen.Man lebt, und man lebt gar nicht so übel.Das Enkerl macht mir halt viel Freude.Na, und die Abende im Klub genieße ich so rrrichtig.« Sie rollte das ›r‹ so stark, dass ihr dabei beinahe das Zuckerl aus dem Mund rutschte.Nur mit einiger Anstrengung ließ es Frau Benesch wieder in ihren Rachen gleiten.Sie war damit so beschäftigt, dass sie ganz vergaß, Korber nach seinem eigenen Befinden zu fragen.Während sie sich wieder ihrer Nachbarin zuwandte, nahm sich Korber eine Zigarette aus der Packung und zündete sie an.Nach zweimaligem Inhalieren spürte er den sanften, aber bestimmten Druck einer Hand auf seiner Schulter.»Bitte hier vorne nicht rauchen«, hörte er Ferdinand Nowotnys volle Stimme.»Wir haben nur wenige Raucher in unserer Runde.Die setzen wir alle ganz nach hinten, zum Saaleingang, da gibt es die wenigsten Beschwerden.Trösten Sie sich, ich bin auch davon betroffen.«Wieder wollte Korber etwas sagen, besann sich aber dann eines Besseren.Schweigend stand er auf und ging nach hinten, wo ihm Nowotny feierlich einen Platz neben einem Paar anwies, das etwas jünger aussah als die meisten der im Saal Anwesenden.Der Mann, dessen Haar bereits auffallend schütter und dessen Gesicht besonders hager war, nickte kurz mit einem Lächeln wie zum Gruße, blieb aber sonst ebenso schweigsam wie die neben ihm sitzende Frau.Korber atmete auf, als der Kellner kam und sein Bier brachte.Der längliche Tisch von draußen wurde nun hereingeschoben und ein Flügel der Saaltüre geschlossen.Gratzer nahm wieder dort Platz, sobald die Prozedur beendet war, und machte nervöse Züge an seiner Zigarette, während Ferdinand Nowotny unter dem Applaus des Publikums um Punkt halb 8 Uhr die Bühne betrat.Er räusperte sich kurz und war bemüht, sehr ernst zu wirken.»Meine Damen und Herren«, sagte er, »unsere allseits bekannte und beliebte Rosi Baumann wird Ihnen in wenigen Augenblicken spektakuläre und atemberaubende Bilder von ihrer Grönlandreise präsentieren.Zuvor muss ich Ihnen aber noch eine äußerst traurige Mitteilung machen.«Eine leise Unruhe beschlich die Menge im Saal.»Wie ich durch einen Anruf der Polizei erfahren habe, haben wir ein langjähriges, treues Mitglied, das mit ganzem Herzen bei uns und unserer Sache war, für immer verloren.Frau Susanne Niedermayer ist in der Nacht auf heute in ihrer Wohnung … ermordet worden.«Man hörte einen unterdrückten Schrei.Der hagere Schweiger blieb ungerührt, die Frau an seiner Seite griff sich kurz ans Herz.Die allgemeine Überraschung ließ darauf schließen, dass sich Frau Susis Tod noch nicht bis hierher herumgesprochen hatte.Ferdinand Nowotny sprach gefasst weiter:»Wir alle können diesen Verlust wohl noch kaum begreifen, und es fehlen mir die Worte, um jetzt mehr zu sagen.Ich kann nur versprechen, dass wir alles unternehmen werden, um unserer Frau Niedermayer in einem würdigen Rahmen zu gedenken.Darf ich Sie vorerst bitten, sich alle zu einer Trauerminute zu erheben.«Alle standen auf, aber es dauerte lange, bis es gänzlich still wurde, so viel Tuscheln und Flüstern war durch die Todesnachricht ausgelöst worden.»Vielleicht hat es der Alois schon erfahren«, raunte die Frau dem Schweiger zu.»Darum ist er heute nicht gekommen.Das wird ein schwerer Schlag für ihn gewesen sein.«Nach einigen Augenblicken des Gedenkens räusperte sich Nowotny wiederum.»Danke«, sagte er, »vielen herzlichen Dank für Ihre aufrichtige Anteilnahme.Die Polizei ermittelt bereits eifrig und lässt Ihnen mitteilen, dass sie zu unserer nächsten Zusammenkunft am Donnerstag erscheinen wird, um uns ein paar Fragen zu stellen.Sie brauchen aber keine Angst zu haben, man hat mir versichert, dass es sich um reine Routine handelt.Man erhofft sich von uns in erster Linie zweckdienliche Hinweise und Einzelheiten aus dem Umfeld der Toten.Es kann nur in unser aller Interesse sein, wenn der Mörder von Susi Niedermayer so rasch wie möglich gefasst wird.So, und nach dieser traurigen Mitteilung hoffe ich, dass Sie sich bei einer Reihe einzigartiger Fotos und einem mitreißenden Vortrag ein wenig entspannen und trotzdem gut unterhalten.«Korber fühlte, dass die Stimmung zum Zerreißen gespannt war.Kaum hatte Nowotny geendet, versuchten alle, über irgendeinen Nachbarn zu weiteren Informationen zu kommen.Die Worte flogen in einem großen Durcheinander von Tisch zu Tisch, und nur geübte Ohren vermochten einige Gesprächsfetzen zu erkennen.»Wo ist der Alois?«, glaubte Korber zu hören.»Man muss den Alois verständigen.«Der Kellner brachte das Gulasch.Als Korber den ersten Bissen machen wollte, wurde es ganz dunkel.Die Unruhe blieb, Sessel rückten, ein Mann stolperte an dem verdutzten Gratzer vorbei zum Saal hinaus.Aber kaum wurden die ersten Bilder an die Leinwand geworfen, schien eine unsichtbare Hand alle Münder zu schließen, und ein seltsames, unnatürliches Schweigen erfüllte den Raum.Rosi Baumanns zarte Stimme war bis in die letzte Reihe zu verstehen.Die Gesichter entkrampften sich, und sogar auf den Lippen des eisigen Schweigers neben Korber war so etwas wie ein seliges Lächeln zu sehen.* * *Der Diavortrag war zu Ende.Das Licht ging wieder an.Die Fragen, die zu beantworten Rosi Baumann sich gerne bereit erklärt hatte, kamen nur zögernd.Hingegen begannen vor allem die Gruppen um die hinteren Tische eine leise, aber ungenierte Unterhaltung über das Ereignis des Tages, zu der sich noch einige Neugierige aus den vorderen Reihen gesellten [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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