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.>Ich habe schon von Schafen und von Kristallen gelernt, warum sollte mich die Wüste nicht auch etwas lehrenSie scheint mir noch älter und weiser zu sein.< Der Wind hörte nie auf.Der Jüngling erinnerte sich an den Tag, als er denselben Wind auf der Festung in Tarifa gespürt hatte.Vielleicht strich er in diesem Moment über die Wolle seiner Schafe, die durch die Weiten von Andalusien zogen auf der Suche nach Wasser und Nahrung.>Eigentlich sind es gar nicht mehr meine Schafe, sagte er sich ohne Bedauern.>Sie haben sich bestimmt schon an einen neuen Hirten gewöhnt und mich vergessen.Das ist auch gut so.Wer wie die Schafe gewöhnt ist herumzuziehen, weiß auch, daß man immer eines Tages Abschied nehmen muß.< Danach dachte er an die Tochter des Händlers und war sich sicher, daß sie bereits verheiratet war.Vielleicht mit einem Eisverkäufer oder sogar mit einem Schäfer, der auch lesen konnte und ausgefallene Geschichten zu erzählen wußte.Gewiß war er nicht der einzige.Und er war beeindruckt von seiner Vermutung: Vielleicht war er dabei, auch jenen Teil der universellen Sprache zu erlernen, der die Vergangenheit und die Zukunft aller Menschen in sich birgt.»Ahnungen«, pflegte seine Mutter zu sagen.Der Jüngling begann zu verstehen, daß diese Ahnungen ein plötzliches Eintauchen der Seele in die universelle Strömung des Lebens waren, wo die Lebensgeschichte von allen Menschen miteinander verbunden ist, und wo man alles erfahren konnte, weil alles »geschrieben steht«.»Maktub«, sagte der Jüngling und erinnerte sich an den Kristallhändler.Die Wüste bestand bald aus Sand und bald aus Stein.Wenn die Karawane auf einen Felsbrocken stieß, dann umging sie ihn weitläufig.Wenn der Sand zu weich für die Kamelhufe war, dann suchte sie einen Umweg, wo der Sand widerstandsfähiger war.Manchmal war der Boden, wo einst ein See existiert haben mußte, mit Salz überzogen.Dann streikten die Tiere, und die Kameltreiber stiegen ab und entluden sie.Dann packten sie sich die Lasten auf die eigenen Schultern, überquerten das schwierige Gelände und beluden die Tiere aufs neue.Wenn ein Führer erkrankte oder starb, dann bestimmten die Kameltreiber durch das Los einen neuen.Nie aber verlor die Karawane ihr Ziel aus den Augen, wie viele Umwege sie auch machen mußte.Sowie alle Hindernisse überwunden waren, stand wieder der Stern vor ihnen am Himmel und wies ihnen die Richtung, in der sich die Oase befand.Wenn die Leute gegen Morgen den leuchtenden Stern am Firmament sahen, wußten sie, daß er einen Ort mit Frauen, Wasser, Datteln und Palmen anzeigte.Nur der Engländer bemerkte es nicht: Er war die meiste Zeit in die Lektüre seiner Bücher vertieft.Der Jüngling besaß auch ein Buch, welches er während der ersten Reisetage zu lesen versuchte.Aber er fand es viel unterhaltsamer, die Karawane zu beobachten und dem Wind zu lauschen.Als er sein Kamel besser kennen- und schätzengelernt hatte, warf er das Buch fort.Es war unnötiger Ballast.Und dennoch hatte er abergläubisch gehofft, jedesmal, wenn er das Buch aufschlug, einem bedeutsamen Menschen zu begegnen.Inzwischen hatte er sich mit dem Kameltreiber angefreundet, der immer an seiner Seite ritt.Nachts, wenn sie sich alle um die Lagerfeuer versammelten, erzählte er dem Kameltreiber von seinen Erlebnissen als Hirte.Während einer dieser Unterhaltungen begann der Kameltreiber aus seinem Leben zu erzählen.»Ich wohnte an einem Ort in der Nähe von Al-Kahira«, sagte er.»Ich hatte einen Gemüsegarten, meine Kinder und ein ruhiges Leben, das sich bis zu meinem Tod nicht ändern sollte.In einem Jahr, in dem die Ernte ergiebiger war, reisten wir nach Mekka, womit ich die einzige Verpflichtung einlöste, die mir in meinem Leben noch blieb.Nun konnte ich in Frieden sterben, und das war ein gutes Gefühl.Doch eines Tages bebte die Erde, und der Nil stieg über seine Ufer.Das, von dem ich glaubte, daß es nur den anderen passieren könnte, ist mir selber geschehen.Meine Nachbarn befürchteten, ihre Olivenbäume bei der Überschwemmung zu verlieren, meine Frau befürchtete, daß unsere Kinder ertrinken könnten.Und ich hatte panische Angst, es würde zerstört, was ich in Besitz genommen hatte.Aber es half nichts.Der Boden wurde untauglich, so daß ich einen anderen Weg zum Unterhalt meiner Familie finden mußte.So bin ich heute Kameltreiber.Aber da begriff ich die Worte Allahs: Niemand muß das Unbekannte fürchten, weil jeder Mensch das erreichen kann, was er will und was er braucht.Wir fürchten uns lediglich vor dem Verlust dessen, was wir besitzen, fürchten um unser Leben oder unsere Pflanzungen.Aber diese Angst vergeht, wenn wir begreifen, daß unsere Geschichte und die Geschichte der Erde von derselben Hand geschrieben wurden.«10Manchmal begegneten sich zwei Karawanen bei Nacht.Immer hatte die eine das, was der anderen gerade fehlte - so, als ob tatsächlich alles von der gleichen Hand geschrieben würde.Die Kamelführer tauschten Informationen über Sandstürme aus und versammelten sich um die Feuer und erzählten Geschichten über die Wüste.Ein anderes Mal kamen geheimnisvolle Kapuzenmänner; es handelte sich um Beduinen, die die Route der einzelnen Karawanen ausspionierten.Sie warnten vor Räubern und wilden Stämmen.Sie kamen im stillen und gingen im stillen, in ihrer schwarzen Kleidung, aus der nur die Augen hervorsahen.In einer dieser Nächte kam der Kameltreiber an das Lagerfeuer, wo der Jüngling und der Engländer saßen.»Es gibt Gerüchte, daß es zu einem Krieg zwischen den Stämmen kommen könnte«, sagte er.Dann schwiegen alle drei.Der Jüngling bemerkte, daß Angst in der Luft lag, obwohl niemand etwas sagte.Wieder einmal konnte er die wortlose Sprache verstehen, die universelle Sprache.Nach einiger Zeit fragte der Engländer, ob Gefahr bestehe.»Wer in die Wüste geht, kann nicht umkehren«, antwortete der Kamelführer.»Wenn es kein Zurück gibt, müssen wir die beste Möglichkeit finden, vorwärts zu kommen.Alles Weitere überlassen wir Allah, einschließlich der Gefahr.« Und er schloß mit dem geheimnisvollen Wort: Maktub.»Du solltest die Karawanen genauer beobachten«, sagte der Jüngling zu dem Engländer, nachdem der Kameltreiber gegangen war.»Sie machen viele Umwege und steuern doch immer dasselbe Ziel an.« »Und du solltest mehr über die Welt lesen«, entgegnete der Engländer.»Bücher sind genauso lehrreich wie Karawanen.Der lange Zug von Menschen und Tieren begann sich schneller vorwärts zu bewegen.Nicht nur tagsüber ging es schweigend voran; auch in den Abendstunden, wo sich die Leute immer um die Lagerfeuer versammelt hatten, um sich zu unterhalten, wurde es jetzt immer stiller.Eines Tages entschloß der Anführer sich sogar, keine Feuer mehr anzünden zu lassen, um keine Aufmerksamkeit auf die Karawane zu lenken.Sie bildeten einen äußeren Ring aus Tieren, während sich die Menschen in der Mitte zusammendrängten, um sich so vor der Kälte zu schützen, und der Anführer ließ bewaffnete Wächter um die Gruppe herum aufstellen.In einer jener Nächte konnte der Engländer nicht einschlafen.Er rief den Jüngling, und sie gingen durch die Dünen, die sich um das Lager herum erstreckten, spazieren.Es war eine Vollmondnacht, und der Jüngling erzählte dem Engländer seine ganze Geschichte.Der Engländer war fasziniert von dem Kristallwarengeschäft, das solche Fortschritte gemacht hatte, als der Jüngling dort zu arbeiten begann.»Das ist das Prinzip, was allem zugrunde liegt«, sagte er.»In der Alchimie nennt man es die Weltenseele.Wenn du dir etwas aus tiefstem Herzen wünschst, dann bist du der Weltenseele näher.Sie ist immer eine positive Kraft.« Er sagte noch, daß dies nicht nur eine Eigenschaft des Menschen sei: Alles auf Erden besitzt eine Seele, egal, ob es sich um ein Mineral, eine Pflanze oder ein Tier handelt oder lediglich um einen Gedanken
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