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.«Mit einer gekonnten Bewegung öffnete Malvine ihren Fächer und fächelte in Richtung der Braut, die mit gerecktem Hals die Reihe der Männer absuchte.»Ja doch, er tanzt noch immer.Und zwar exquisit.«Die Damen sanken vor den Herren in ein leichtes Plié.Lambert war nun sehr gut zu sehen.»Er schwitzt«, bemerkte Malvine, »doch das macht gar nichts.Selbst dabei sieht er blendend aus.Homberg schwitzt nie.« Lächelnd beobachtete sie, wie der Richter seine Tänzerin formvollendet in eine Pirouette führte.»Aber wer weiß, vielleicht lehre ich ihn auch das noch.«»Malvine!« Hastig nahm Therese noch einen Schluck Champagner.»Du solltest mir lieber eine Stütze sein, statt mich mit Anzüglichkeiten noch mehr zu verwirren …«»Also bitte, ma chère, worüber reden wir seit Wochen? Nun willst du nicht im letzten Moment etwa langweiliger werden, als du bist? Die Wahrheit ist«, sagte Malvine und rückte hinter ihrem Fächer ein wenig näher, »ich habe Homberg wieder zu mir kommen lassen und ihn mit Schlegels Lucinde in Stimmung gebracht – obwohl dies kaum nötig war.Und obwohl er mir doch die Lektüre verboten hatte, fand er an einigen Passagen geradezu beeindruckenden Gefallen.Ach …«, sie seufzte, »der Mann ist ein Genie – Friedrich Schlegel, meine ich.Warum muss man sich über diesen Roman nun derart entrüsten? Die Frauen lieben ihn, und die Männer finden ihn moralisch verkommen – ich halte das für ein fatales Missverständnis.Welche Worte er findet, und was er auszudrücken vermag, besonders zwischen den Zeilen! Aber durchaus auch in einer aufregenden Direktheit.«»Dass der Wein schäumt und der Blitz zündet, ist ganz richtig und ganz schicklich«, zitierte Therese leise und musste für einen Moment die Augen schließen.»So ist es«, sagte Malvine und trank ihr Glas leer.»Möge es so sein.«»Aber«, wisperte Therese, »schäumt der Wein auch, wenn man zu viel davon getrunken hat?«Malvine lachte.»Das allerdings fiel mir auch auf.Sei gnädig, mein Kätzchen.Er ist genauso aufgeregt wie du.«»Aber aus Lamberts Gedichten sprach so viel Erfahrung.«»Kraft der Vorstellung.Glaub mir.« Wieder sorgte Malvine mit einer Geste dafür, dass die Gläser gefüllt wurden.»Und die Frau auf dem Pferd?«»Du sollst nicht mehr an sie denken.Und vertreib sie mit allem, was dir zur Verfügung steht, hörst du?«»Ich fürchte fast, das ist nicht besonders viel.«»Was ist denn nun wieder in dich gefahren? So wird das nichts.« Erneut verbarg der Fächer, was die Frauen einander zu sagen hatten.»Wenn die Vorhänge eures Bettes geschlossen sind«, sagte Malvine eindringlich, »und wenn du klug bist, sorgst du dafür, dass außerhalb noch irgendwo eine Kerze brennt – sieh hin.Das reicht für die erste Nacht, um dich zu erhitzen.Ich versichere dir, das erhitzt auch ihn.Und für die Zukunft: Belass es nicht dabei.«»Bitte, Malvine«, flehte Therese, »Contenance.«»Das ist das Letzte, was du brauchst heute.Trink.Du hast im Vergleich deutlich zu wenig getrunken.« Sie strich mit ihrer behandschuhten Fingerspitze an Thereses Hals entlang.»Wirf auch du sie von dir, liebe Freundin, alle Reste von falscher Scham.Und damit genug der Worte von Schlegel.Den Rest sagt dir dein Herz.Ich kann es im kleinen Finger spüren.Und du?«Die Augen der Braut glänzten wie im Fieber.»Also«, flüsterte Malvine.»Was soll schief gehen?«Professor Kilian lehnte in der Tür des Tanzsaales.Immer wieder gaben die Tanzenden den Blick auf Malvine Homberg und Therese Fessler frei, die – von den Fenstern gespiegelt – auf der Sitzbank ein bezauberndes Bild abgaben.An Malvine hatte er schon den ganzen Abend über heimlich bewundert, mit welchem Liebreiz sie ihr Kleid trug, jenes hauchzarte Gebilde, unter dem man Nacktheit vermuten musste und das doch nichts entblößte.Das Geheimnis des hautfarbenen, feinen Tricots, welches diesen Effekt ermöglichte, war dem Professor natürlich fremd.Auch, dass man es eine coiffure l’antique nannte, wie Malvine, die Braut und eine Vielzahl der anderen Damen ihr Haar trugen.Er hätte nicht erkannt, dass es mitunter geborgte Zöpfe waren, die sich um die Köpfe und dann in den Nacken zu flachen Knoten schlangen.Malvine fiel überdies mit einem extravaganten Goldschmuck auf, der sich wie ein S um ihre formschönen Ohrmuscheln schmiegte.Professor Kilian fand großen Gefallen an dem, was ihn heute umgab.Er sah auf die wehenden Chemisen der Damen, deren zarte Farben im Tanz ineinander zu fließen schienen.Die Befreiung von den Korsagen war nicht nur hübsch zu betrachten, sondern war vor allem auch medizinisch zu befürworten – die Schnürbrust hatte den Frauen gesundheitlichen Schaden zugefügt.Man hatte von ärztlicher Seite viele vergebliche Warnungen äußern müssen, bevor die Mode ihr wesentlich effektiveres Diktat aussprach.Vor diesem Hintergrund fiel es leichter, den französischen Einfluss darauf zu ignorieren.Die vorzeitige Rückkehr des Napoleon Bonaparte von seiner Ägypten-Expedition dagegen hatte die männlichen Gäste heute Abend in rege Gespräche gebracht.Besonders, nachdem die Tafel aufgehoben war und die Damen zum Tanz drängten, hielt es einige Herren beharrlich in kleineren und größeren Runden an den Tischen, um zu debattieren, welche Folgen zu erwarten waren, dass der Feldherr seine Truppen zurückgelassen und bei Fréjus, so sagte man, gerade wieder französischen Boden betreten hatte.Kilian schließlich trieb es von diesen Erörterungen fort, da er keine Gelegenheit mehr sah, das Interesse auf Dinge zu lenken, die ihm derzeit näher lagen.Immerhin hatte sich während des Diners die Gelegenheit ergeben, mit Georg Siebert, dem Obersten Pfarrer der Lutherischen Gemeinde, sowie einem Kirchenältesten erste Gespräche aufzunehmen – in gedämpftem Plauderton, um niemanden zu brüskieren.Im Übrigen hielt er es auch für überflüssig, dass anwesende Kollegen anderer Fakultäten hörten, wovon er bei einem solch festlichen Anlass sprach.Man hätte es für geschmacklos halten können
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