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.Die New Yorker haben die Strickwaren rausgeholt.Sonnie biegt in die Thompson Street.Sie läuft nordwärts, die Tupperdose in der Hand.Der Brief ist schwer wie Blei in ihrem Kopf.Sie erreicht den Washington Square Park, in den sie bisher jeden ihrer Männer geschleppt hat, um mit ihm auf dem Brunnenrand zu sitzen und zu knutschen.Paare gehen am Anfang immer in den Park, um auf dem Brunnenrand zu sitzen und zu knutschen.Später wird im Auto gefummelt.Dann kommt heimlicher Sex auf der Wiese, leise, aufregend, verboten, zwischen Ratten, Eichhörnchen und patrouillierenden Polizisten.Dann gibt es keine Steigerung mehr.Der Beischlaf wird ins Privatgemach verlegt.Er wird beiläufig.Gewohnheit.Sonnie zeigt das Passbild des Koffermanns einem Pretzelverkäufer aus Bangladesch.Der schüttelt den Kopf.Er hat den Wagen vor zwei Jahren von seinem Vater übernommen, sagt er.Den Alten auf dem Foto hat er nie gesehen.Die Väter, denkt Sonnie.Die Väter und die Söhne.Der Koffersohn.Rhetts Sohn.Ob Gong einen Sohn hat?»Angel!« Eine Stimme, der sie vertraut, bevor sie sie erkennt.Rau, rollend, mit allen Straßenrückständen New Yorks belegt.Es ist Ezekiels Stimme, die Stimme des großen Bruders, den Sonnie nie hatte.Ezekiel spricht das Wort »Angel« nicht englisch aus, nicht »Ainschel«, sondern spanisch, »Anchell«.Es muss zehn Jahre her sein, dass Sonnie abends mit Chola durchs West Village lief.Chola trug ein dunkelgrünes Taftkleid, das in mehreren Lagen ihren Körper umschlang.Chola hakte Sonnie unter und trippelte wie eine Geisha.Plötzlich scherte sie aus.Sie trippelte auf einen Brocken von Mann zu, einen Penner, sie fiel in seine Richtung, als wolle sie von ihm aufgefangen werden.Und tatsächlich! Er wagte es, seine großen grauen Pranken auf ihre Rippen zu legen, gleich unter der Brust.Er hob Chola hoch.Er herzte sie.Er drückte sie.Chola herzte und drückte zurück.Sie küsste ihn auf die Wange, tauschte einige Worte mit ihm, rief ihm »I love you« nach und hakte sich wieder bei Sonnie ein.Sonnie wunderte sich.Nicht über das »I love you«, Chola war Amerikanerin genug.»I love you« tropfte ihr nur so von den Lippen.Sonnie wunderte sich über die merkwürdige Kombination.»Was war denn – das?«»Das war Ezekiel.«»Wer?«»Mein Guru.«Chola lachte laut und dreckig.Sonnie blieb stehen.»Stell ihn mir vor!«»Such dir doch selber einen.«»Aber … wie soll ich denn suchen, ohne … einen kennen zu lernen?«Chola drehte sich um.Im durchs Taftkleid gebremsten Stechschritt, mit Sonnie im Arm, wie ein Paradesoldat.Sie liefen zurück.»Das ist Sonnie«, sagte Chola zu Ezekiel.»Sie kann nicht suchen, ohne zu finden.«Sonnie reichte Ezekiel die Hand.Ezekiel grinste breit.»Yeah! Findet, so werdet ihr suchen.«Sonnie führte von da an lange nachtklamme Gespräche mit Ezekiel.Sie brachte ihm Bücher, denn er las gern.Er las alles, was Buchstaben hatte.Er las alles, was er zwischen seine schmutzstarrenden Pranken kriegte.Sie war manchmal fast verliebt in den weisen Penner, aber dann wieder durch seinen Gestank abgetörnt.So war Ezekiel ihr Freund und Ratgeber geworden, über die Jahre und zwischen den Liebschaften und auch währenddessen.Sonnie erzählt Ezekiel vom Koffer, vom Koffermann.Atemlos.Sie zeigt ihm das Foto.»Hab ich nie getroffen.Frag den alten Hopkins, Angel.«»Wer ist der alte Hopkins?«Sonnie hat das Gefühl, nackt durch ein Spiegelkabinett zu laufen.Jeder kennt jeden.Jeder weiß alles.Jeder kennt sie.Nur sie kennt keinen.»Hopkins ist mein Guru! Der kennt jeden! Wen der nicht kennt, den gibt es nicht.«Sonnie humpelt durch den Park.Wen der nicht kennt, den gibt es nicht.Ob Hopkins sie kennt? Ihr Bauch tut weh.Ihr Kopf tut weh.Ihr Daumen ist ein mit Schmerz gefüllter Ballon.Rhett hat einen Sohn.Rhett ist Vater.Warum verschweigt er es? Sonnie hätte schwören können, Rhett sei kinderlos.Aber sie hätte auch schwören können, Rhett sei zum Retten nicht geboren.Hat er ihr aus Edelmut nichts von Gongs Rettung erzählt? Oder schämt er sich, und wenn ja, warum?Drei weitere Hotdog-Stände, einer koscher, einer halal, einer religionslos, erweisen sich als Fehladressen.Sonnie läuft über einen Kinderspielplatz voller Mütter und Kinder, mit denen sie nichts zu tun hat, zu denen sie nicht gehört.Sie ist ein unglückliches Kind gewesen, stets mit der bangen Frage befasst, ob sie liebenswert, ob sie in Ordnung sei.Ihre Kindheit wird in der Rückschau zu einer Zitterpartie [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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