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.Sein Kuss war heftig und schmeckte nach Wodka.Es war ein Kuss, bei dem es um alles oder nichts ging – so wie verheiratete Männer nun einmal Frauen küssen, die nicht ihre Ehefrauen sind.Wenn man einem zum Tode Verurteilten anstelle einer Henkersmahlzeit einen letzten Kuss gewähren würde, dann würde sich dieser Kuss so anfühlen.Ich schloss die Augen und erwiderte den Kuss widerstrebend.Die Absicht zum Fremdgehen.Das war alles, was ich nachweisen musste.Dass Benjamin Connors die Absicht verfolgte, mit einer Frau Sex zu haben, die nicht die seine war.Und sobald seine Hände unter den Saum meines Kleides glitten, betrachtete ich diese Absicht als erwiesen.Mir war klar, dass ich von Berufs wegen noch weiter gehen konnte.Bis das Kleid abgestreift wurde.Dieser letzte, gerade noch jugendfreie Augenblick wäre möglich gewesen.Aber emotional war ich einfach nicht dazu in der Lage.Jedenfalls nicht, ohne mich dabei zu übergeben.Ich legte Benjamin eine Hand auf die Brust und schob ihn sanft von mir.»Bin gleich wieder da«, sagte ich mit einem koketten Zwinkern.»Muss nur mal kurz ins Bad.«Lächelnd rollte er sich von mir, während ich aufstand und mein Kleid zurechtstrich.»Vorne neben der Tür.«»Perfekt«, erwiderte ich zuckersüß.Und das war es wirklich.Ich ging leise ins Bad und schaltete das Licht ein, auf das sofort der Ventilator folgte, dann spähte ich zurück ins Schlafzimmer, wo Benjamin gerade seinen Gürtel löste und den Reißverschluss seiner Hose aufzog.Ich schloss die Badezimmertür von außen und drehte mich um neunzig Grad, bis ich meinen Fluchtweg direkt vor mir hatte.Das Ende dieser schier endlosen Nacht.So leise wie möglich drehte ich den Türknauf und zog die Eingangstür einen Spaltbreit auf.Der Palazzo-Turm war ein nagelneues Hotel auf dem Las Vegas Strip.Es hatte noch nicht einmal eine komplette Touristensaison miterlebt.Für mich bedeutete das glücklicherweise, dass die Türscharniere die Bewohner noch nicht vor einem möglichen Fluchtversuch warnen konnten.Als ich die Tür ein Viertelbreit öffnete, ertönte kein verräterisches Quietschen.Ich zwängte mich durch den Spalt und schloss die Tür äußerst vorsichtig hinter mir, wobei ich die Klinke bis zum allerletzten Moment gedrückt hielt, um das Klick der sich schließenden Tür möglichst lange herauszuzögern.Sobald ich draußen war, atmete ich tief durch und begab mich zum Fahrstuhl, froh über die Beweiskraft meiner Taten.An der Rezeption schien man sich keineswegs darüber zu wundern, dass ich um fünf Uhr morgens ein Zimmer haben wollte.Vielmehr war die Reaktion so, als sei der Wunsch vollkommen normal.Mit dem neuen Schlüssel in der Hand schleppte ich mich wieder zum Fahrstuhl und hoch in den siebzehnten Stock, wo mein Zimmer auf mich wartete.In vier Stunden musste ich wieder im Gefängnis sein, aber ich war trotzdem überglücklich, als ich endlich unter die weißen Baumwolllaken des Kingsize-Bettes schlüpfen durfte.Endlich konnte ich schlafen.Endlich konnte ich die Augen schließen.Diese Nacht war endlich vorüber.Aber ich wusste mit absoluter Sicherheit, dass ich nicht zur Ruhe kommen würde.13Gewissensbisse stehen ihr gut»Eine Seestern-Haarspange.Eine Perlenkette, blau.Eine Seetang-Boa, grün.«Am nächsten Morgen sah ich zu, wie die Gefängniswärterin sämtliche Accessoires zu Shawnas Kostüm, die am Vorabend konfisziert worden waren, aus einem Plastikbehälter holte und auf die Theke vor uns legte.»Eine Muschelhandtasche.Zwei Korallen-Ohrringe.Und ein Mobiltelefon.« Sie holte den letzten Gegenstand aus dem Behälter und legte ihn neben die anderen.Shawna, die jetzt mein gelbes Sweatshirt zu ihrem glitzernden Meerjungfrauenrock trug, sammelte ihre Habseligkeiten mit finsterer Miene zusammen und drehte sich zu mir um.»Bitte, lass uns schnell verschwinden!«Ich händigte der Beamtin sämtliche unterzeichneten Formulare aus und führte Shawna dann durch die Eingangstür zum Taxi, das auf uns wartete.Wir hielten kurz am Palazzo, damit sie ihre restlichen Sachen zusammenpacken konnte, und sie war sehr froh, endlich aus ihrem Kostüm zu kommen.Früher am Morgen hatte ich schon ein Paar Jeans und ein überteuertes T-Shirt aus den Läden im Palazzo besorgt.Auf dem Weg zum Flughafen, wo wir den Elf-Uhr-Flug zurück nach L.A.nehmen würden, versprach ich Shawna, dass ich noch am selben Tag dafür sorgen wollte, dass sich Rechtsanwälte um ihren Fall kümmerten, damit sie nicht zu einer gerichtlichen Anhörung erscheinen musste.Dann riet ich ihr, sich für die nächste Woche freizunehmen und etwas auszuruhen.Sie meinte aber, es wäre für sie am besten, wenn sie so bald wie möglich in den normalen Alltag zurückkehrte.Jamie hatte mich gegen halb neun morgens auf meinem Handy angerufen und gesagt, er hätte einen Standby-Platz für einen früheren Flieger zurück nach L.A.ergattert und ich solle ihm meine Fluginformationen per SMS schicken, damit er mich am Flughafen abholen könne.Als wir im Flugzeug saßen, redete ich mir während der ersten Hälfte des Heimflugs ein, dass es das Beste wäre, Jamie die Wahrheit über die letzte Nacht (beziehungsweise den frühen Morgen) zu sagen, und während der zweiten Hälfte des Fluges versuchte ich mich davon zu überzeugen, dass er mir sicher verzeihen würde.Doch kaum sah ich sein Gesicht, als er aus dem Auto stieg, um mich am Bordstein zu begrüßen, verschwanden alle überzeugenden Worte, die ich in zehntausend Metern Höhe stumm vor mich hin gesprochen hatte, auf einen Schlag in einem schwarzen Loch ganz hinten in meinem Kopf.Sein Blick war so voller Vertrauen.Sein Lächeln war so aufrichtig.Sein Gesichtsausdruck war so glücklich, weil er mich sah.Ausgeschlossen, dass Ehrlichkeit hier der richtige Weg war.Ehrlichkeit würde ihn nur verletzen.Und ich brachte es einfach nicht übers Herz, ihm das anzutun.Außerdem würde ich so etwas auf gar keinen Fall jemals wieder tun.Also war es wirklich nicht nötig, ihm davon zu erzählen.Ein dringender Notfall.Das war es gewesen.Ich hatte es mit einer Krise zu tun gehabt.Musste die Flammen eines unvorhergesehenen Feuers löschen.Ich hatte getan, was jeder Geschäftsführer eines erfolgreichen Unternehmens tun würde.Und je mehr ich die Sache aufbauschte, desto größer würde sie werden.Also log ich.»Ist denn jetzt alles geregelt?«, fragte Jamie, als er mich fest in die Arme schloss.Ich nickte an seiner warmen Brust.»Ja.Shawna geht es gut.Sie ist zwar etwas mitgenommen, aber sonst in Ordnung.«Er küsste mich rasch und drückte mich, dann hielt er mir die Beifahrertür auf.Ich ließ mich mit einem tiefen Seufzer in den Sitz fallen.»Was ist denn passiert, nachdem du angekommen warst?«Ich zuckte die Schultern; irgendwie glaubte ich, die unverbindliche Geste könne meine Gewissensbisse etwas abschwächen.Aber dem war nicht so.»Nichts Besonderes«, erwiderte ich.»Ich bin zum Gefängnis gefahren, aber es war zu spät für eine Kaution, also habe ich nur etwas mit Shawna geredet.Nachdem der Wachmann mich rausgeworfen hatte, habe ich mir ein Zimmer im Palazzo genommen und bin eingeschlafen.« Ich lehnte den Kopf an das weiche Leder des Beifahrersitzes und schloss die Augen.Zugegeben, das tat ich weniger aus Müdigkeit als aus Unwillen, Jamie in die Augen zu sehen
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