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.Im großen Salon erhob sich die Hausherrin und packte die ›wiedergefundene Freundin‹ an den Schultern.Sie hielt sie auf Armlän-ge von sich und schaute sie mit betontem Augenzwinkern an, wie um ihr sagen zu wollen: »Na, wir beide sitzen doch im selben Boot!Vergessen wir die ›Missverständnisse‹! Wir müssen doch solidarisch sein!« Dann drückte sie sie heftig an sich.Sie war groß in Form, mit entschlossenem Mund und strahlender Haut, und ihre neue, kurze Sturmfrisur entsprach ganz der allerneuesten Mode.Laurence sah keinen rechten Grund für einen so überschwänglichen Empfang, aber sie nahm an, dass auch Catherine selbst sich 387mit einer genaueren Begründung schwer getan hätte.Es war einfach ihre Art, so wie sie auch ohne konkreten Anlass Leuten aus ihrer Umgebung bewegt die Hände drückte mit der gemurmelten Aufforderung: »Nur nicht nachgeben!« (Worauf sich das beziehen könnte, durfte der oder die so Angesprochene selbst frei entscheiden.) Antoine tauchte aus einem kleinen Nebenraum auf, der ihm als Büro diente.Er schloss sorgfältig die Tür hinter sich (gewöhnlich pflegte er sie offen stehen zu lassen) und trat heran, um Laurence zu umarmen.Er spielte den Unbekümmerten und bedeutete seiner Gattin mit einer theatralischen Geste, sie möge sich entfernen.»Ich weiß, ich weiß!«, sagte Catherine und schickte sich an, ge-horsam seiner Weisung zu folgen.»Also gut, ich lasse euch mit euren Staatsgeheimnissen allein.Aber vergiss nicht, Schatz, dass La-vandier 13 Uhr gesagt hat! Und der Herr Minister mag es gar nicht, wenn man zu spät kommt!«Beim Hinausrauschen bremste sie kurz und wie zögernd ab und warf einen Blick über die Schulter zurück.Laurence glaubte darin eine Warnung zu erkennen – sie musste auf der Hut sein.Und seit wann sprach sich das Ehepaar Becker mit ›Schatz‹ an?»Schönen Dank für Ihren Anruf«, sagte Antoine Becker und bot Laurence einen Sessel an.»Ich hätte sie sonst heute Nachmittag meinerseits angerufen.Monique hat mir von Ihrem Scheck berichtet, aber ich muss gestehen, dass ich das nicht recht begreife …«»So schwierig ist das nicht.Ich möchte gerne weiterhin zur Mannschaft von HMI gehören, aber ohne Bezahlung …«»Aber hören Sie, so geht das doch nicht…«»Nun gut, dann zahlen Sie mir eben ein symbolisches Gehalt von einem Franc jährlich!«»Darum geht es doch gar nicht.Ich möchte wissen, was dahinter steckt.«»Die Diskussion darüber würde ich lieber auf einen günstigeren Zeitpunkt verschieben.Sie werden bald zu Ihrer Verabredung er-388wartet…«»Also gut! Aber warum sagten Sie, Sie müssten mich ›äußerst dringend‹ sprechen?«»Aus einem Grund, der mit meiner Stel ung gar nichts zu tun hat.Jean-Louis ist derzeit in Paris, Catherine hat es mir heute Morgen am Telefon mehr oder weniger bestätigt, auch wenn sie mir sagte, dass sie nicht wisse, wo man ihn erreichen könne.Ich muss unbedingt mit ihm sprechen! Es ist sehr wichtig, und zwar für ihn!«Antoine war bleich geworden.Er schaute sie eindringlich an und versuchte, von ihren Zügen die Art dieser Dringlichkeit abzulesen und deren Gewicht.Sie war verblüfft durch eine Erkenntnis, die doch eigentlich nicht überraschend für sie sein konnte: Dieser Mann da liebte seinen Sohn leidenschaftlich, aber er litt auch an ihm.»Er hat uns in der Tat gebeten, sein Incognito zu wahren.Insofern bin ich mir nicht sicher, inwieweit sich sein Wunsch auch be-zieht auf …« Dann stand er auf und setzte hinzu: »Einen Augenblick, bitte!«Mit hängenden Schultern ging er in sein Büro.Laurence überkam ein Schwindel.Machte ihr Gewissen ihr zu schaffen? »Vielleicht wäre es doch besser gewesen, ich hätte an meiner ersten Idee festgehalten.Die Situation wäre eindeutiger.«Nachdem sie von Malbar Soliman über die Umstände informiert worden war, denen sie ihre Freilassung aus Maghrabi zu verdanken hatte, wollte sie zunächst in aller Form bei Harmonices Mundi kündigen.Damit hätte sie sich aber aller Möglichkeiten beraubt, die ihr die Organisation immerhin bot.Wie hätte sie bestimmte Dinge ans Licht bringen können, wenn ihr die Informationsquellen und sonstigen Möglichkeiten des Dokumentationszentrums nicht mehr zur Verfügung gestanden hätten? Sie hatte sich daher zu einem ihr tragbar vorkommenden zeitweiligen Kompromiss entschlossen, der ihr mit ihrer Selbstachtung vereinbar schien: zwar auf 389ihrem Posten zu bleiben, aber keinerlei Bezahlung mehr von dieser Organisation anzunehmen, die sie so getäuscht hatte.In diesem Gehaltsverzicht sah sie obendrein nichts Verdienstvol-les, und sie konnte sich ihn nun auch leisten.Denn seit kurzem konnte sie sich als wohlhabend betrachten: Ihr Vater hatte, ohne jemals einen Ton darüber verlauten zu lassen, vom Tag ihrer Geburt an allmonatlich einen durchaus ansehnlichen Betrag bei einer renommierten Bank für sie angelegt.Darüber war sie erst zwei Wochen nach seinem Ableben informiert worden.Innerhalb von dreißig Jahren hatte das sich allmählich ansam-melnde Kapital hübsche Zinsen getragen, die jeweils hinzugekom-men und wiederum verzinst worden waren.So waren nun insgesamt vier Millionen in französischer Währung zusammengekommen.Sie hätte gerne einen guten Weg gefunden, sich daran zu erfreuen, weniger um ihrer selbst willen, als um ihren Vater spüren zu lassen –welch hoffnungslose posthume Geste! –, dass sie ihm dankbar dafür war.Noch lieber aber hätte sie all das Geld hingegeben, wenn sie dafür mit ihm gemeinsam an der Roselierspitze sitzen und ein wahres Gespräch hätte führen können.In ihren Traum versponnen, schrak sie auf.Die Tür zu dem kleinen Büro hatte sich wieder geöffnet.Jean-Louis erschien und nahm ihr gegenüber Platz, sie offen anschauend.Sie erwartete keinerlei Gefühlsbezeugung von ihm (schließlich hatte er sie nicht einmal umarmt, als sie in Malta nach Saint-Brieuc aufgebrochen war), aber sie beugte sich vor, um ihm die Hand entgegenzustrecken.Warum übersah er sie?»Tut mir Leid wegen dieser Schmierenkomödie!«, sagte er.»Aber die Vereinigungskirche erlebt derzeit eine schwere Krise, und ich bin deshalb sehr unter Zeitdruck.Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, dass ich auf den Austausch von Höflichkeiten verzichte.Es scheint, dass du über Informationen verfügst, die du umgehend loswerden möchtest…«390Draußen im Vorzimmer vernahm sie die Stimme Catherines und hörte Antoine antworten … »Er hat wohl das Büro durch die zweite Tür in das Esszimmer verlassen«, dachte sie.»Jetzt verschwindet er zu seinem Treffen mit dem Minister, ohne sich von mir zu verabschieden.Es wird immer besser!«»Das ist richtig [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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