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.Lassen Sie sich jetzt von mir etwas sagen: Wenn Sie die Absicht haben, jemals wieder zu heiraten, dann vergessen Sie, daß Sie Kinder haben! — Denn wen, zum Teufel, wollen Sie eigentlich heiraten? Ein Kinderfräulein etwa? Das heiratet man nicht, sondern das engagiert man und man entläßt es, wenn es nicht mehr benötigt wird oder nicht gut tut.Sonst sind Sie nämlich nach ein paar Jahren die Kinder los — es ist unglaublich, wie rasch sie aus dem Hause wachsen! — und haben bis an Ihr Lebensende das Kinderfräulein auf dem Hals, jawohl! Mein lieber Hellwang, wenn Sie jemals wieder heiraten wollen, dann nehmen Sie die Frau, die Sie lieben und von der Sie geliebt werden.Und wenn Sie diese Frau nicht finden, dann lassen Sie die Hände ganz von der Ehe weg! Aber wenn Sie eines Tages das Glück haben sollten, die geliebte Frau in Ihr Haus zu führen, dann löst sich das andere Problem ganz von selbst, dann werden Ihre Kinder in die mütterliche Obhut kommen, die sie brauchen.«Sie standen am Fenster und schauten in den herbstlichen Garten hinaus.Die Trauerweide hatte ihre Blätter schon verloren, sie schwammen wie kleine Boote auf dem trüben Spiegel des Planschbeckens.»Wahrscheinlich haben Sie recht, Doktor«, sagte Hellwang nach einer Weile und malte mit der Spitze des Zeigefingers Kringel auf die beschlagene Fensterscheibe, »trotzdem sträubt sich etwas in mir gegen Ihre Gedanken.Sie werden es verstehen, wenn ich Ihnen sage, daß mir die Einsamkeit oft genug schwer zu schaffen macht.Vorläufig aber ist die Erinnerung an meine Frau in mir noch zu lebendig, und ich hänge in dem Netz, daß die Kinder eine Mutter nötiger brauchen als ich eine Frau.«»Zum Teufel, Sie können das eine doch nicht vom anderen trennen!« fuhr Dr.Lechner ungeduldig auf.»Richtig, und deshalb wird es auch sehr lange dauern, bis ich mich an den Gedanken an eine neue Ehe gewöhnen kann.Der Wunsch taucht vielleicht dann und wann in mir auf, aber dann kommt der Einwand, den Sie soeben aussprachen — und dann verläßt mich der Mut.Denn ich war zu glücklich verheiratet — und ich fürchte mich vor Enttäuschungen.Ich glaube nicht daran, daß ich jemals die Frau finden werde, die mir das werden kann, was Luisa mir war.«Der Doktor sah Hellwang über den Brillenrand hinweg fast erschrocken an: »Erwarten Sie etwa eine Fortsetzung oder gar eine Wiederholung Ihrer alten Ehe mit einer anderen Frau? — Mein lieber Hellwang, das wäre allerdings ein verhängnisvoller Wunsch.Das wäre ein Treubruch gegen den Tod und eine Sünde gegen das Leben, und ich fürchte, beide würden sich an Ihnen rächen.Jeder Mensch ist doch eine einmalige Ausgabe.Und jede neue Gemeinschaft ein Zusammenspiel neuer Kräfte.Nein, Hellwang, die Vergangenheit läßt sich nicht wiederholen.Um Gottes willen, vergessen Sie das nie! Eine neue Ehe bringt neue Aufgaben und neue Pflichten, vielleicht auch ein neues Glück, ganz gewiß aber auch eine gehörige Portion an Leid.Ach, mein lieber Freund, wo gäbe es das, daß das Leben uns einen neuen Kredit einräumt, ohne nicht auch gleichzeitig hohe Zinsforderungen zu erheben? Auch Sie werden Opfer bringen und manches aufgeben müssen, woran Sie hingen, Sie werden sich neu einstellen müssen, und es wird Ihnen nicht erspart bleiben, in eine neue Haut zu schlüpfen und die alte zu verbrennen.— Den Altar, den Sie der Toten in Ihrem Herzen errichtet haben, brauchen Sie gewiß nicht zu zerstören.Aber wenn Sie nicht bereit sind, die Vergangenheit ohne Trauer als abgeschlossen, unwiederbringlich und unwiederholbar zu betrachten, dann ersparen Sie sich lieber Enttäuschungen, denn in diesem Falle haben Sie nichts anderes als Enttäuschungen zu erwarten.«Der Doktor schien noch nicht fertig zu sein, aber er wurde unterbrochen.Der bestellte Krankenwagen gab sein Ankunftssignal, und die >Santöterwassrige< gab, während Hellwang behauptete, das wäre alles Blödsinn und ob zunehmend oder abnehmend, ob Mars oder Saturn, das Wetter denke nicht daran, sich nach dem Mond zu richten.Dieses Mal hatte Kathi recht, der Himmel war grau bezogen, und der Westwind fegte schwere Wolken heran.Die Bäume waren kahl, die letzten Astern faulten an den Stengeln, und nur die safrangelben und rotbraunen Chrysanthemen blühten noch Allerseelen entgegen.Von der Würm her krochen allnächtlich Nebel feucht und kalt heran, die sich erst gegen Mittag auflösten.Sie hüllten die letzten Blumen in den Gärten noch in ihr wärmendes Kleid.Eine klare Nacht konnte den ersten Frost bringen.Britta lag jetzt schon über drei Wochen im Spital.Die äußeren Krankheitsmerkmale waren zurückgegangen, sie lag ohne Schmerzen in ihrem Bett, spielte mit Helga Häfner endlose Partien Halma, Mühle und Mensch-ärgere-dich-nicht, und ihre Aufgabe bestand nur noch darin, Geduld zu haben, um den gefährlichen Folgeerkrankungen der Diphtherie zu entgehen.Hellwang besuchte sie täglich, häufig mit Trix oder mit Kathi zusammen, manchmal auch allein.Er durfte mit ihr natürlich nicht sprechen.Wenn er kam, schob Schwester Gertrude Brittas Bett in die Nähe des Fensters, an dem er in dem Besuchsraum der Infektionsabteilung stand [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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