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.»Sie tragen ihn hinunter … ich sichere den Gang und hole das Mädchen aus der Wirtsstube … Hoffentlich springt der Wagen gleich an …«Stahmers zögernde Hand berührte die Türklinke wie ein Verbrecher.Georg folgte ihm.Sie trugen Schuhe mit Gummiabsätzen.Sie hatten Pistolen und Eierhandgranaten in der Tasche.Sie hielten das Chloroform bereit.Sie schlichen nach oben.Unbemerkt.Erreichten die zweite Etage.Verschnauften ein paar Sekunden.Von unten aus der Gaststube wehten Gesprächsfetzen nach oben.Ein Mann sprach hastig und schnell.Es war der Wirt.Stahmer kannte seine Stimme.Es hörte sich an, als ob der Mann telefonieren würde.Der Agent zuckte die Schultern.Hoffentlich machte Ira keine Dummheiten, dachte er flüchtig …Die junge Frau saß wie angeklebt.Sie begriff, daß der Hotelier zum zweiten Male mit der Polizei sprach und sie zur Eile hetzte, obwohl sie kein Wort verstand.Sie war erleichtert darüber.Dann lähmte sie die Angst.Erst jetzt erfaßte sie, was sie getan hatte, daß sich ihr Mitleid einer ›Geheimen Reichssache‹ zum Duell stellte.Die Reaktion einer Frau gegen die Pranke des Teufels.Mein Gott, dachte sie, wenn nur der Mann mit dem stillen Gesicht und den feinen Händen durchkommt, dann ist alles gut … Ich werde mich schon irgendwie herauswinden.Iras Blick betrachtete das Zifferblatt der Wanduhr wie ein Vexierbild.Zwanzig Uhr null eins.Kein Geräusch kam von oben.Der Wirt hantierte nervös an der Theke.Ab und zu streifte er Ira mit mißtrauischen Augen.Dann sah er wieder auf die Uhr.Er wußte, daß die Zeit das Diktat der Handlung an sich gerissen hatte.Dabei möchte er eingreifen, helfen, nach oben gehen.Aber er stand und wartete.Stehen und Warten, das Schicksal von Millionen, die das braune System haßten …In diesem Moment stieß Werner Stahmer seinen Komplizen in die Seite.Die beiden schieben sich ganz langsam nach links, rücken Zentimeter um Zentimeter gegen die Türe vor, hinter der ihr Opfer sendet … und lauert.15In der zweiten Kurve kam der schwere Polizeiwagen auf der nächtlichen, eisglatten Straße zum erstenmal ins Schleudern.Die vier Kriminalbeamten sprachen kein Wort.Sie starrten abwechselnd in die Nacht, auf die Uhren, auf den Tachometer.Die Kilometerzahlen auf der Skala glitten wie Schnecken vorwärts.Vor vier Minuten hatte sie der Alarm erreicht.Sie waren sofort aus der Wachstube gesprungen.Sie kannten Formis.Sie mochten ihn.Sie respektierten seinen Kampf.Und sie warteten seit langem auf den Anschlag.Diese Furcht hatte sie von den Stühlen gerissen, ließ sie sofort eingreifen.Eine halbe Minute orgelte die Batterie.Kaltstart.Endlich lief der Motor.Zweimal würgte ihn der Fahrer ab.Dann fuhr er langsam, im ersten Gang, heizte durch Vollgas.Der Motor heulte häßlich auf, aber er lief.Viel zu langsam.Der Mann neben dem Fahrer schaltete das Radio ein.Er kannte die Welle der Freiheit, fand sie sofort.Heute funkte das Schicksal Direktübertragung.Wenn die vier Polizisten zu spät kamen, gab der Tod das Pausenzeichen.Zuerst krächzte der Lautsprecher, als ob die Stimmbänder des Sprechers belegt seien.Der Kommissar neben dem Fahrer richtete sich auf, beugte sich nach vorn.Und dann hörte er den Anruf, ruhig, klar, sicher.Beinahe feierlich schwebten Worte und Sätze in den Fond, die für ein unterdrücktes Volk bestimmt sind: für das Land Goethes, unter dem Stiefelabsatz Hitlers …»Haltet aus …«, kam der Ruf aus dem Äther, »erhebt euch gegen Hitler! … Wartet auf die Stunde der Befreiung, die einmal kommen wird, kommen muß … Erzieht eure Kinder zu Menschen! Hämmert ihnen ein: Hitler ist Krieg.Krieg ist Mord …«»Gas!« sagte der Kommissar zu seinem Fahrer.Die Rettung hatte noch drei Kilometer Weg vor sich, durch Nacht, Eis und Kälte.16Zwanzig Uhr zwei.Der Anschlag hatte eine Minute Verspätung.Behutsam steckte Werner Stahmer den Schlüssel ins Schloß.Georg stand einen halben Meter hinter ihm.Er zog die Pistole aus der Tasche.Sie war entsichert.Er starrte auf die Treppe.Von drinnen kamen die Worte eines Einsamen.Georg griente verächtlich.Kurzen Prozeß machen, dachte er.Früher konnten wir solche Burschen mit dem Stuhlbein zusammendreschen, heute aber … Seine Hand schraubte sich zärtlich und brutal um die Waffe.Unten ging eine Tür auf.Wieder drangen Gesprächsfetzen nach oben.Stahmer zögerte.Der Komplize starrte zur Treppe.Ira verließ die Wirtsstube, aber das wußten die beiden nicht.Die junge Frau hielt es nicht aus.Sie flüchtete aus der Nervenfolter in nervöse Panik.Nur der Wirt und sie achteten auf die Minuten.Der schweigsame Bauer in der Stube bestellte das dritte Glas Pilsener.Das ältere Ehepaar unterhielt sich über seine Kinder.Die Kellnerin setzte sich einen Augenblick und las die Zeitung.Die Köchin spülte Geschirr.Eine Tasse fiel zu Boden.Jetzt waren sie da!Rudolf Formis spürte es.Die Nerven des Emigranten hörten besser als seine Ohren.Er starrte auf die Tür.Sein gekrümmter Zeigefinger war am Abzug.Aber er blieb ruhig.Sonst kämpfte er auf einer anderen Ebene
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