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.Er war em Pflichtmensch und würde es immer sein.Aglaia hatte sich an Sebastian schadlos gehalten, nicht nur für Eriks rüde Absenz.Auf der Kommandobrücke des Konzerns wurde der Kurs genau eingehalten.Keiner wagte zu fragen oder ihre Weisungen zu blockieren, Eigentlich konnte sie sich nur wünschen, Erik möge noch lange ausbleiben.Kehrte er zurück, würde sie ihm nun endgültig Vollmachten abverlangen, die sie auch formal zum Ersten Wachoffizier bestellten.Dann mochte Erik seine Freizeit mit Münchener Juttas ausfüllen wie einen Trachtenhut mit Silberplaketten, ihn auch noch mit einem Band umwickeln: »Auf der Alm, doa gibt's koa Sünd'« – vor allem nicht für Ochsen.Es war zehn Uhr.Gleich würde Aglaia vom Fahrer abgeholt und in die Schindewolff-Residenz gebracht werden.Sie hörte Sebastian in seinem Zimmer rumoren.Es reizte Aglaia, den Chauffeur warten zu lassen, während sie dem Neffen eine Zugabe abverlangte.Sie ging nach oben.Sebastian war so laut, daß sie ihren Schritt nicht zu dämpfen brauchte.Sie sah nach dem Eintreten, daß er zwei Koffer auf den Boden gestellt hatte und dabei war, Anzüge hineinzuwerfen.»Verreist du?« fragte sie und trat an ihn heran.»Ja«, antwortete er.Ihre Hände griffen nach seinen Schulterblättern, fuhren den Nacken hoch, gleich züngelnden Flammen, an der erogenen Zone verharrend, die bei ihm unter dem Ohrläppchen lag.Sie tändelte mit den Nägeln und gab, leicht zustechend, das Signal.Sie merkte, daß diese Stelle heute taub war, aber sie kannte weitere.Seine Renitenz würzte das Spiel: Sebastian hatte lange genug gebraucht, um es zu begreifen.»Wohin fährst du?« fragte Aglaia, während ihre Hände nach unten glitten.»Weiß ich noch nicht«, erwiderte er.»Ins Blaue?« erwiderte sie.»Oder ins Grüne?« Sie sah ihm in die Augen und merkte, daß seine Pupillen grün waren, wie von innen beleuchtet.Erschreckt wich sie ein wenig zurück und ließ die Hände von seinem Körper.»Erkläre ich dir gerne.« Sebastian klappte nachlässig mit dem Fuß den Deckel eines Koffers zu.»Ab heute kannst du dich selbst vögeln.« Er erschrak nicht mehr über die Detonation seiner Zote, er gurgelte mit seinem Grimm.»Das wäre immer noch besser«, antwortete Aglaia, »als es mit einem Stallburschen zu treiben.«»Hinterher«, versetzte Sebastian, »kommen den feinsten Damen immer die besten Einfälle.«Aglaia ging wieder nach unten.Sie haderte mit sich.Entgegen ihrer Art hatte sie sich dem Zorn überlassen und Sebastian gezeigt, wie wirksam sein vulgäres Benehmen war.Sie könnte seine Reise unterbinden.Der Neffe war noch nicht volljährig und sie – zusammen mit Erik – erziehungsberechtigt.Sie erschrak über ein Lächeln, dessen hämische Entgleisung sie im Spiegel erkannte: erzogen hatte sie Sebastian vor allem im Bett, wohl keine pädagogische Rechtfertigung.Sollte er reisen, wohin er wollte.Sie konnte sich so viele Sebastians heranziehen, wie sie haben wollte, sicher alle besser im Bett als dieser grüne Lümmel, der sich rot gebärdete, wiewohl er zu den reichsten Erben des Landes gehörte.Aglaia nahm den Telefonhörer ab.Eriks Sekretariat meldete, daß ihr Mann auf dem Weg nach Frankfurt sei.Sie lächelte: Eriks Abenteuer war zu Ende.Sie hatte nicht daran gezweifelt, daß er die Brüsseler Verhandlung wahrnehmen würde.Sie konnte ihn hier erwarten, aber sie wollte diesem Gelegenheits-Odysseus die Heimkehr leichtmachen; deshalb begab sie sich in die Schindewolff-Residenz wie in eine neutrale Ecke, entschlossen, Erik ihr frauliches Format wirksam vorzuführen.Christian starrte auf die Kirchturmuhr.Es war 11 Uhr 36.Die genaue Minute MEZ wäre völlig gleichgültig, hätte nicht eine kalte Samariterstimme schwach, aber unüberhörbar gesagt: »Gibt's da was Interessantes zu sehen?«Christian fuhr herum und sah in Wolfgangs Augen.Sie waren nicht umflort, verschönt durch Kurzsichtigkeit.»Ruhig, Alter«, antwortete Christian.»Du hast kein Wort zu reden, nur zu schlafen.Ich bin dein Wärter.« Er lächelte fahl.»So ändern sich die Zeiten.« Gleichzeitig bediente er die Klingel.Eine Schwester kam sofort, Dr.Federbein gleich hinterher.Aber der Patient war schon wieder eingeschlafen.»Er ist zu sich gekommen«, sagte Christian.»Er hat sogar ein paar Worte gesprochen.«»Leise«, bat der Arzt.Die Schwester bereitete die Injektion vor.»Los, auf zur Frischluftrunde im Gefängnishof«, sagte Dr.Federbein.Alles schien gut zu werden.Christian hatte es nicht nur gehofft, sondern auch gewußt.Diese Mediziner nehmen sich doch immer ein wenig zu wichtig.Er hatte sich ausgemalt, wie das Erwachen des Freundes vor sich ginge, wie er benommen um sich sähe, ihn erkennen und das Gesicht verziehen würde, zu schwach noch, um Worte zu benutzen, die ihn gleich wieder als den alten Kotzbrocken ausweisen würden.Es war ein kalter, trüber Wintertag, aber für Christian wurde er licht.Er überlegte, ob er zwei Karottensäfte zu sich nehmen sollte – einen für Wolfgang, einen für sich.Er kam nicht weit.Eine Schwester lief hinter ihm her: »Schon der zweite Anruf«, rief sie von weitem.»Wir wollten Sie nicht stören.Bitte, gehen Sie ans Telefon.«Es war Jutta.Obwohl München in der Nähe lag, mußte Christian überlegen, wer diesen Namen trüge, so weit hatten sich in den letzten Tagen seine Gedanken von dem Mädchen entfernt.»Du?« sagte er.»Wie geht's?«»Wie geht's dir?« entgegnete Jutta.»Erlaubt der Prügel-Müller schon Besuche?«»Inzwischen ist er selbst erkrankt«, sagte Christian und hielt sein Lachen an.»Aber es geht ihm besser.« Er sah zum Fenster hinaus und betrachtete den Bauernhof, der einmal ihm gehört hatte, zum erstenmal wieder bewußt.»Wann soll ich kommen«, fragte Jutta, »morgen oder übermorgen?«»Wann du willst«, versetzte Christian.»Ich wirke hier als so 'ne Art Sanitätsgefreiter Neumann.«»Gut.«»Hat Erik dich besucht?«»Ja«, antwortete Jutta.»Er ist eben erst zurückgeflogen
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