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.Die vornehme Portugiesin, eine der Frauen, die es am wenigsten liebten, ihr Haus zu verlassen, war meist von ihren Nachbarn, den Chaulieus, den Navarreins und den Lenoncourts, umgeben.Oft kamen die hübsche Baronin von Macumer (geborene von Chaulieu), die Herzogin von Maufrigneuse, Frau d'Espard, Frau von Camps und Fräulein Des Touches, die mit den Grandlieus – sie stammen aus der Bretagne – verschwägert war, zu Besuch, wenn sie zu einem Ball gingen oder aus der Oper kamen.Der Vicomte von Grandlieu, der Herzog von Rhétoré, der Marquis von Chaulieu, der eines Tages Herzog von Lenoncourt-Chaulieu werden sollte, seine Frau, Madeleine von Mortsauf, die Enkelin des Herzogs von Lenoncourt, der Marquis von Ajuda-Pinto, der Fürst von Blamont-Chauvry, der Marquis von Beauséant, der Stiftsamtmann von Pamiers, die Vandenesses, der alte Fürst von Cadignan und sein Sohn, der Herzog von Maufrigneuse waren die Stammgäste dieses großartigen Salons, in dem man Hofluft atmete und in dem sich die Manieren, der Ton und der Geist dem Adel der Hausherrn anpaßten, deren große, aristokratische Haltung ihre napoleonische Knechtschaft schließlich in Vergessenheit gesenkt hatte.Die alte Herzogin von Uxelles, die Mutter der Herzogin von Maufrigneuse, war das Orakel dieses Salons, zu dem Frau von Sérizy nie hatte Zutritt erlangen können, obwohl sie eine geborene von Ronquerolles war.Von Frau von Maufrigneuse eingeführt, die ihre Mutter zu einer Aktion zugunsten Luciens bewogen hatte, da sie zwei Jahre lang wahnsinnig in ihn vernarrt gewesen war, hielt dieser verführerische Dichter sich dort dank dem Einfluß des Almosenpflegeramts von Frankreich und mit Hilfe des Erzbischofs von Paris.Freilich ließ man ihn erst zu, als er die Ordonnanz erhalten hatte, die ihm den Namen und das Wappen der Rubemprés zurückgab.Der Herzog von Rhétoré, der Chevalier d'Espard und ein paar andere, die auf Lucien eifersüchtig waren, nahmen den Herzog von Grandlieu von Zeit zu Zeit gegen ihn ein, indem sie ihm Anekdoten aus Luciens Vorleben erzählten.Aber die fromme Herzogin, die bereits von den Spitzen der Kirche umgeben war, und Klotilde von Grandlieu stützten ihn.Lucien erklärte jene Feindschaften übrigens durch sein Abenteuer mit der Cousine der Frau d'Espard, mit Frau von Bargeton, die seither Gräfin du Châtelet geworden war.Und da er empfand, wie notwendig es war, daß eine so mächtige Familie ihn aufnahm, zumal sein intimer Ratgeber ihn drängte, Klotilde zu verführen, so fand Lucien den Mut der Emporkömmlinge: er erschien an fünf Tagen von den sieben der Woche, schluckte artig die Beleidigungen des Neids hinunter, ertrug unverschämte Blicke und antwortete geistreich auf alle Spöttereien.Seine Beharrlichkeit, der Reiz seiner Manieren und seine Gefälligkeit stumpften schließlich die Bedenken ab und verringerten die Hindernisse.Als ein Mann, der mit der Herzogin von Maufrigneuse immer noch vortrefflich stand – die glühenden Briefe, die sie im Laufe ihrer Leidenschaft geschrieben hatte, bewahrte Carlos Herrera auf –, als Idol der Frau von Sérizy lernte Lucien, der bei Fräulein Des Touches gern gesehen wurde und zufrieden war, wenn man ihn in diesen drei Häusern empfing, von dem Abbé, in seinen Beziehungen die größte Vorsicht walten zu lassen.›Man kann sich nicht mehreren Häusern zugleich widmen,‹ sagte ihm sein intimer Ratgeber.›Wer überall hingeht, findet nirgends lebhaftes Interesse.Die Großen begönnern nur die, die mit ihren Möbeln wetteifern, die sie jeden Tag sehen und die für sie so notwendig zu werden wissen wie der Diwan, auf den man sich setzt.‹Da Lucien sich daran gewöhnt hatte, den Salon der Grandlieus als sein Schlachtfeld anzusehen, so sparte er seinen Geist, seine Scherze, seine Neuigkeiten und seine Höflingsschmeicheleien für die Zeit auf, die er des Abends dort verbrachte.Er war einschmeichelnd und liebevoll, und Klotilde warnte ihn vor den Klippen, die er meiden mußte; so konnte er den kleinen Leidenschaften des Herrn von Grandlieu schöntun.Nachdem Klotilde zunächst die Herzogin von Maufrigneuse um ihr Glück beneidet hatte, verliebte sie sich sterblich in Lucien.Da Lucien alle Vorteile einer derartigen Verbindung erkannte, so spielte er seine Liebhaberrolle, wie Armand, der letzte jugendliche Liebhaber der Comédie Française, sie gespielt hätte.Er schrieb Klotilde Briefe, die jedenfalls literarische Meisterwerke ersten Ranges waren, und Klotilde antwortete, indem sie danach rang, dieser wütenden Liebe auf dem Papier Ausdruck zu geben, denn sie konnte nur auf diese Weise lieben.Lucien ging jeden Sonntag in die Messe zu Saint-Thomas d'Aquin, er gab sich für einen glühenden Katholiken aus, er ergoß sich in monarchischen, religiösen Predigten, die Wunder wirkten.Er schrieb außerdem für die der Congregation ergebenen Zeitungen äußerst bemerkenswerte Artikel, ohne irgendeine Zahlung annehmen zu wollen und ohne sie anders als mit einem L zu unterzeichnen.Er verfaßte politische Broschüren, wie entweder König Karl X.oder das Almosenpflegeramt sie verlangte, ohne die geringste Belohnung zu verlangen.›Der König‹, sagte er, ›hat schon so viel für mich getan, daß ich ihm mein Blut schuldig bin.‹Daher war auch seit einigen Tagen die Rede davon, Lucien in der Eigenschaft als Geheimsekretär an das Kabinett des Premierministers zu fesseln; aber Frau d'Espard schickte so viel Leute gegen Lucien ins Feld, daß Karls X.Faktotum zögerte, diesen Entschluß zu fassen.Nicht nur Luciens Stellung war nicht klar genug, und die Worte: ›Wovon lebt er?‹ die, je höher er stieg, jeder um so öfter auf den Lippen hatte, verlangten eine Antwort, sondern auch die wohlwollende Neugier ging wie die boshafte Neugier in ihrem Forschen von Schritt zu Schritt weiter; und sie fand mehr als eine Lücke im Panzer dieses Ehrgeizigen.Klotilde von Grandlieu diente ihrem Vater und ihrer Mutter als argloser Spion.Vor ein paar Tagen hatte sie Lucien in eine Fensternische gezogen, um dort zu plaudern und ihn über die Einwände der Familie aufzuklären.»Verschaffen Sie sich einen Landsitz im Wert von einer Million, und Sie erhalten meine Hand: das war die Antwort meiner Mutter,« hatte Klotilde gesagt.»Später werden sie dich fragen, woher dein Geld gekommen ist!« hatte Carlos zu Lucien gesagt, als der ihm dieses angebliche Ultimatum überbrachte.»Mein Schwager muß sein Glück gemacht haben,« bemerkte Lucien; »wir werden in ihm einen verantwortlichen Herausgeber finden.« »So fehlt also nur noch die Million,« rief Carlos aus; »ich werde darüber nachdenken.«Luciens Stellung im Hotel Grandlieu erhellt am deutlichsten daraus, daß er nie dort gespeist hatte.Weder Klotilde noch die Herzogin von Uxelles noch auch die Frau von Maufrigneuse, die sich stets ausgezeichnet zu Lucien stellte, hatten diese Gunst von dem alten Herzog erlangen können, so hartnäckig hing der Edelmann an seinem Mißtrauen gegen den Herrn von Rubempré.Lucien fühlte, daß er unter der ganzen Gesellschaft dieses Salons nur geduldet war.Die Gesellschaft hat das Recht, anspruchsvoll zu sein, sie wird so oft betrogen.In Paris eine Rolle zu spielen, ohne daß man ein bekanntes Vermögen besitzt oder eine eingestandene Erwerbsquelle hat, das ist etwas, was sich vermöge keiner List lange durchführen läßt.Daher gab denn Lucien auch, je höher er stieg, dem Einwand: ›Wovon lebt er?‹ eine übermäßige Kraft.Er hatte bei Frau von Sérizy, der er die Stütze des Generalstaatsanwalts Granville und eines Staatsministers, des Grafen Octavius von Bauvan, des Präsidenten eines Obertribunals, verdankte, sagen müssen: ›Ich stürze mich in furchtbare Schulden
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