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.Die Sultaninnenpaste und das Eau Carminative wandten sich an die gesamte galante und kommerzielle Welt mit bunten Plakaten, an deren Kopf die Worte standen: »Approbiert von der Akademie der Wissenschaften!« Diese zum erstenmal gebrauchte Formel hatte eine magische Wirkung.Nicht nur Frankreich, der ganze Kontinent wurde mit gelben, roten, blauen Plakaten von dem Beherrscher der Rosenkönigin bepflastert, der alles, was hier in Frage kam, bereit hielt, lieferte und fabrizierte.Zu einer Zeit, da man von nichts als vom Orient redete, ein Schönheitsmittel Sultaninnenpaste nennen und die magische Wirkung dieser Worte in einem Lande ahnen, wo jeder Mann ebensosehr ein Sultan, wie jede Frau eine Sultanin zu sein wünscht, das war eine Eingebung, die einem gewöhnlichen wie einem geistvollen Manne zuteil werden kann; aber da das Publikum immer nach dem Erfolge urteilt, galt Birotteau um so mehr für einen, kaufmännisch gesprochen, hervorragenden Menschen, als er selbst einen Prospekt verfaßte, dessen alberner Stil ein wesentliches Moment seines Erfolges wurde; in Frankreich lacht man nur über Dinge und Menschen, mit denen man sich beschäftigt, und niemand beschäftigt sich mit etwas, das keinen Erfolg hat.Obwohl Birotteaus Albernheit nicht gemacht war, sprach man ihm doch die Fähigkeit zu, sich gegebenenfalls dumm stellen zu können.Nicht ohne Mühe ist es gelungen, ein Exemplar dieses Prospekts im Hause Popinot & Co., Drogisten, Rue des Lombards, aufzufinden.Dieses amüsante Stück gehört im weiteren Sinne zu denen, die die Historiker »Quellendokumente« nennen.Es lautet so:Doppelpaste der Sultaninnenund Eau Carminative.Von Cäsar Birotteau.Wunderbare Erfindung.Approbiert von derAkademie der Wissenschaften.Seit langer Zeit wird eine Paste für die Hand- und eine Essenz für die Gesichtspflege, die eine bessere Wirkung als das Kölnische Wasser erzielen, allgemein von den Damen und Herren Europas gewünscht.Der als Parfümlieferant in Paris und im Auslande vorteilhaft bekannte Herr Birotteau hat nun viele schlaflose Nächte dem Studium der Unter- und Oberhaut beider Geschlechter gewidmet, die nicht ohne Grund das größte Gewicht auf die Zartheit, die Geschmeidigkeit, den Glanz und die Weichheit der Haut legen, und hat eine Paste und eine Essenz erfunden, die mit Recht von der eleganten männlichen und weiblichen Welt von Paris gleich nach ihrem Erscheinen als wunderbar bezeichnet wurden.In der Tat besitzen diese Paste und diese Essenz erstaunliche Wirkungen auf die Haut und zwar ohne die Gefahr frühzeitiger Runzeln, was bei den bis auf diesen Tag unbedachterweise angewandten, von profitgierigen Ignoranten erfundenen Drogen unvermeidlich war.Diese Erfindung stützt sich auf die Unterscheidung der Temperamente, denen entsprechend für die zwei Hauptgruppen die Paste und die Essenz in zwei Farben hergestellt sind, und zwar sind die rosafarbenen für die Ober- und Unterhaut der Personen von lymphatischer Konstitution, die weißen für solche von sanguinischem Temperament bestimmt.Diese Paste nennt sich Sultaninnenpaste, weil ihre Erfindung schon für das Serail von einem arabischen Arzte gemacht wurde.Sie ist von der Akademie approbiert worden, nachdem unser berühmter Chemiker Vauquelin seinen Bericht erstattet hatte, ebenso wie die Essenz, die nach den gleichen Prinzipien hergestellt ist, die bei der Zusammensetzung der Paste maßgebend waren.Diese kostbare Paste, die den süßesten Duft ausströmt, macht die widerspenstigsten Sommersprossen verblassen, läßt die härteste Haut weich werden und das Schwitzen der Hände, über das die Damen nicht weniger als die Herren klagen, verschwinden.Das Eau Carminative beseitigt den leichten Ausschlag, der zu gewissen Zeiten unversehens die Damen befällt und ihre Ballprojekte stört; es erfrischt und belebt die Haut, indem es je nach dem Temperament die Poren öffnet; es ist bereits als Mittel gegen das Altern so bekannt geworden, daß viele Damen aus Dankbarkeit es »das Schönheitswasser« genannt haben.Das Kölnische Wasser ist, kurz gesagt, ein gewöhnliches Parfüm ohne jede spezifische Wirkung, während die Doppelpaste der Sultaninnen und das Eau Carminative zwei Kompositionen sind, die eine eingreifende aber ungefährliche Wirkung auf die innerlichen Vorgänge ausüben, indem sie sie unterstützen; ihr ganz besonders balsamischer Duft und ihr anregender Hauch erfrischen in wunderbarer Weise Herz und Kopf, schmeicheln den Gedanken und regen sie an; sie sind ebenso erstaunlich durch ihre Bedeutung wie durch ihre Einfachheit; sie bringen, mit einem Wort, den Frauen einen neuen Reiz und den Männern ein Mittel der Verführung.Der tägliche Gebrauch der Essenz verhindert das Brennen der Haut nach dem Rasieren; er verhindert das Aufspringen der Lippen und erhält sie rot; er vernichtet, natürlich bei längerer Anwendung, die Sommersprossen und gibt schließlich der Haut ihre Farbe wieder.Diese Eigenschaften bewirken beim Manne ein vollkommenes seelisches Gleichgewicht und befreien diejenigen, die an Migräne leiden, von dieser fürchterlichen Krankheit.Schließlich kann das Eau Carminative von den Damen bei der Toilette in jeder Weise gebraucht werden; es bewahrt vor allen Hautleiden, ohne daß es die Transpiration des Gewebes hindert, und erhält es dauernd in sammetartiger Weichheit.Man wende sich, mit Freimarke, an Herrn Cäsar Birotteau, Nachfolger von Ragon, ehemaligem Hoflieferanten der Königin Marie-Antoinette, in der Rosenkönigin, Rue Saint-Honoré, Paris, nahe dem Vendômeplatz.Der Preis des Stückes Paste beträgt drei Franken, der der Flasche sechs Franken.Herr Birotteau benachrichtigt, um Nachahmungen zu verhüten, das verehrliche Publikum, daß die Paste eine Papierhülle mit seiner Unterschrift hat, und daß die Flaschen eine in das Glas eingepreßte Marke tragen.Den Erfolg hatte Cäsar, ohne daß er es ahnte, Konstanze zu verdanken, die ihm riet, das Eau Carminative und die Sultaninnenpaste in Kisten an alle Parfümhändler Frankreichs und des Auslandes zu versenden und ihnen einen Rabatt von dreißig Prozent zu bewilligen, wenn sie die beiden Artikel grosweise nehmen wollten
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