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.Frau von Hauteserre hielt ihre Söhne lange in den Armen; ihr Gesicht war mit Tränen bedeckt.Sie war keines Wortes mächtig und blieb einen Teil des Abends tief ergriffen, doch glücklich.Sobald die Zwillinge Simeuse sich zeigten und vom Pferde stiegen, erscholl ein allgemeiner Ruf der Überraschung ob ihrer erstaunlichen Ähnlichkeit: der gleiche Blick, die gleiche Stimme, das gleiche Gebaren.Beide machten genau dieselbe Bewegung, als sie sich zum Absitzen im Sattel hoben, das Bein über die Kruppe des Pferdes schlugen und die Zügel hinwarfen.Auch ihre völlig gleiche Kleidung trug dazu bei, sie zu wahren Menächmen zu machen.Sie trugen Suwarowstiefel, die über dem Spann fest anlagen, enge weiße Lederhosen, grüne Jagdwesten mit Metallknöpfen, schwarze Krawatten und Wildlederhandschuhe.Die beiden jungen Leute, damals einunddreißig Jahre alt, waren nach dem Ausdruck jener Zeit reizende Kavaliere.Sie waren mittelgroß, aber gut gebaut, hatten lebhafte, wie bei den Kindern feucht schwimmende Augen mit langen Wimpern, schwarzes Haar, eine schöne Stirn und weiße, ins Olivenfarbene spielende Haut.Ihre Reden, sanft wie Frauenworte, kamen anmutig von ihren roten Lippen.Ihr Benehmen war eleganter und höflicher als das des Provinzadels; man merkte, daß die Welt- und Menschenkenntnis ihnen jene zweite Erziehung gegeben hatte, die noch wertvoller ist als die erste, und die vollendete Männer macht.Dank Michu hatte es ihnen während ihrer Emigrantenzeit nicht an Geld gefehlt; sie hatten reisen können und waren an den fremden Höfen wohl aufgenommen worden.Der alte Edelmann und der Abbé fanden sie ein wenig hochmütig, aber das war in ihrer Lage vielleicht die Wirkung eines schönen Charakters.Sie besaßen die hervorragenden kleinen Eigenschaften einer sorgfältigen Erziehung und entwickelten in allen Leibesübungen eine hervorragende Gewandtheit.Ihre einzige Unähnlichkeit, durch die man sie auseinanderhalten konnte, lag in ihrem Geiste.Der Jüngere bezauberte ebenso durch seinen Frohsinn, wie der Ältere durch seine Schwermut; aber dieser rein innere Gegensatz wurde erst nach langem vertrautem Umgang bemerkbar.»Ach, Kind,« sagte Michu seiner Frau ins Ohr, »wie soll man den beiden jungen Leuten da nicht ergeben sein?«Martha, die die Zwillinge als Frau wie als Mutter bewunderte, nickte ihrem Mann reizend zu und drückte ihm die Hand.Die Leute durften ihre neuen Herren umarmen.In den sieben Monaten der Zurückgezogenheit, zu denen die vier jungen Leute sich verurteilt hatten, begingen sie die ziemlich unerläßliche Unvorsichtigkeit, mehrmals auszureiten, allerdings unter dem Schutze von Michu, dessen Sohn und Gotthard.Während dieser Ritte in schönen hellen Nächten hatte Laurence, die die Gegenwart mit ihrem vergangenen gemeinsamen Leben verknüpfte, die Unmöglichkeit erkannt, zwischen beiden Brüdern zu wählen.Ihr Herz war in gleich starker und reiner Liebe zwischen den Zwillingen geteilt.Sie glaubte zwei Herzen zu haben.Die Jünglinge ihrerseits hatten noch nicht gewagt, miteinander von ihrer bevorstehenden Nebenbuhlerschaft zu sprechen.Vielleicht hatten alle drei es dem Zufall anheimgestellt.Die Geistesverfassung, in der Laurence sich befand, blieb zweifellos nicht ohne Wirkung, denn nach einem Augenblick sichtlichen Zögerns gab sie beiden Brüdern den Arm, um mit ihnen in den Salon zu gehen.Ihnen folgte das Ehepaar Hauteserre, das seine Söhne führte und Fragen an sie stellte.In diesem Augenblick schrien alle Leute:»Es leben die Cinq-Cygnes und die Simeuses!«Laurence drehte sich zwischen den beiden Brüdern um und dankte mit reizender Gebärde.Als diese neun Menschen sich dann beobachteten, denn bei jedem Zusammenkommen, selbst im Familienkreis, tritt stets ein Augenblick ein, wo man sich nach langer Trennung beobachtet, schien es der Mutter und dem Abbé Goujet beim ersten Blick, den Adrien von Hauteserre auf Laurence warf, daß der junge Mann die Gräfin liebte.Adrien, der jüngere Hauteserre, besaß eine zärtliche, weiche Seele.Sein Herz war jung geblieben, trotz der Katastrophen, die ihn zum Manne gehärtet hatten.Darin glich er vielen Soldaten, bei denen die Seele durch die beständige Gefahr jungfräulich bleibt, und er fühlte sich von der holden Schüchternheit der Jugend bedrückt.Dadurch unterschied er sich sehr von seinem Bruder.Das war ein Mann von brutalem Aussehen, ein großer Jäger und furchtloser Soldat, voller Entschlußkraft, aber materiell und ohne geistige Regsamkeit, ohne Feingefühl in den Dingen des Herzens.Der eine war ganz Seele, der andere ganz Tat, doch besaßen beide in gleichem Maße das Ehrgefühl, das für das Edelmannsleben genügt.Adrien von Hauteserre war braun, klein, mager und dürr, hatte jedoch ein sehr kräftiges Aussehen, während sein hochgewachsener, blasser und blonder Bruder schwächlich erschien.Adrien war von nervösem Temperament und stark durch seine Seele; Robert, obwohl lymphatisch, gefiel sich darin, seine rein körperliche Kraft zu beweisen.Manche Familie weist solche Wunderlichkeiten auf, deren Ursachen fesselnd sein könnten; doch hier kann nur davon die Rede sein, um zu erklären, weshalb Adrien in seinem Bruder keinen Nebenbuhler finden sollte.Robert hegte für Laurence verwandtschaftliche Zuneigung und die Achtung eines Adligen für ein junges Mädchen seines Standes.In Gefühlsdingen gehörte der ältere Hauteserre zu jenem Schlage von Männern, die die Frau als vom Manne abhängig ansehen, ihr Mutterrecht auf das rein Körperliche beschränken, jede Vollkommenheit von ihr verlangen, ihr aber keine anrechnen.Nach ihrer Ansicht ist die Anerkennung der Frau in der Gesellschaft, in der Politik, in der Familie ein sozialer Umsturz.Heute stehen wir dieser alten Auffassung der primitiven Völker so fern, daß fast alle Frauen daran Anstoß nehmen können, selbst die, welche die von den neuen Sekten gepredigte verderbliche Freiheit nicht wollen; aber Robert von Hauteserre hatte das Unglück, so zu denken.Er war ein Mensch aus dem Mittelalter, der Jüngere ein Mann der Gegenwart.Diese Unterschiede hatten die gegenseitige Zuneigung der Brüder nicht beeinträchtigt, sondern sie vielmehr noch enger geknüpft
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