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.»Angenommen, die Mordsache Horvath wäre ihr Fall.Was würden Sie als nächstes tun?« erkundigt sich der Doc nicht ohne Hintergedanken.»Was ich jetzt tun würd?« Brunner legt die Wasserwaage weg und streckt sich durch.»Das kann ich Ihnen ganz genau sagen, Herr Dresch: Ich würd den Dietrich nervös machen und schön langsam aus der Reserve locken.Er hat bis jetzt fehlerfrei gearbeitet und wiegt sich in Sicherheit.Und genau da liegt unsere Chance.Is die Leich von der Horvath schon freigegeben?«»Soviel ich weiß, ja«, sagt der Doc.»Das Begräbnis ist jedenfalls am Mittwoch, also übermorgen, am Baumgartner Friedhof.«»Sehr schön«, meint Brunner und schmunzelt leise.»Der tief trauernde Herr Dietrich wird sich die Veranstaltung garantiert ned entgehen lassen.Und ich werd mir erlauben, mich auch unter die Trauergemeinde zu mischen.Wenn ihn diese Überraschung ned ziemlich aus der Fassung bringt, dann bin ich auf dem Holzweg.Aber des glaub ich ned.Wie ich immer sag, Herr Dresch, sowas hat man im Urin.«Genau das wollte der Doc hören.Kapitel 10:»Kiwi Lounge«Der Trainer ist hoffnungslos überfordert.Von einem Moment auf den anderen hat sich ein harmloser Observierungsauftrag in eine höchst riskante Befreiungsaktion verwandelt.Das war nicht abzusehen.Und natürlich funktioniert wieder einmal nix so, wie es soll.Sein neues, überraschendes Missionsziel lautet, Bettina schleunigst aus den Klauen eines liebestollen Barpianisten zu retten.Schauplatz der dramatischen Ereignisse ist das Hotel Kiwi, eine neunstöckige Bettenburg am Mariahilfer Gürtel, in deren Lounge Sascha Dietrich eben noch zur Happy Hour aufgespielt hat.Und jetzt, kaum daß die letzten Takte von »Smoke Gets In Your Eyes« verklungen sind, ist der Klavierhengst mit Bettina, seiner vermeintlichen Eroberung, auch schon unterwegs in eines der zirka neunhundert Zimmer der Vier-Sterne-Absteige.Theoretisch wäre der Trainer drahtlos mit Bettina verbunden, durch ein James-Bond-Mikrophon in ihrer neoaztekischen Brosche, das ihnen der Doc mit auf den Weg gegeben hat.Aber seit Bettina und Dietrich jr.die Lounge in Richtung Lobby verlassen haben und er sich mit leichter Verzögerung an ihre Fersen geheftet hat, läßt der Empfang des angeblich von Secret Service, CIA, BKA, FBI, KGB und RTL getesteten Präzisionsgeräts mehr als zu wünschen übrig.Auf den ersten Metern drangen noch Wortfetzen der Belauschten aus dem Minikopfhörer ins Trainerohr, aber jetzt, als der Verfolger die riesige Empfangshalle mit den vier Liften erreicht, ist nur noch nervtötendes Rauschen zu hören.Von Bettina, dem Lockvogel, und Sascha Dietrich alias Delrue fehlt weit und breit jede Spur.»Scheiße«, keucht der Trainer und meint nicht nur das für seinen großen Lauschangriff untaugliche Equipment, sondern auch die miserable Planung der gesamten Operation.Ursprünglich bestand seine Aufgabe darin, das Gespräch zwischen Bettina und dem tatverdächtigen Klavierspieler abzuhören, die beiden nicht aus den Augen zu lassen und im Ernstfall rettend einzugreifen.Genau dieser Ernstfall ist nun eingetreten.Aber ohne genaue Kenntnis der weitläufigen Örtlichkeiten kommt sich der Trainer selbst ziemlich hilflos und verloren vor.Außerdem, muß er sich eingestehen, sollte man Wodka-Tonic nicht runterschütten wie kleine Biere.Zumindest nicht im Mischungsverhältnis 2:1, und schon gar nicht auf leeren Magen.Wie man aus der Fahrschule weiß, beeinträchtigt der Konsum alkoholischer Getränke das Reaktionsvermögen.Und so muß sich der Trainer voll darauf konzentrieren, dem Hotelpersonal nicht unangenehm aufzufallen, als er quer durch die Lobby schwankt, mit motorischen Störungen, wie man sie sonst nur bei Matrosen sieht, die nach vielen Wochen auf See ihren Landurlaub antreten.Drei der vier Fahrstühle sind unterwegs — und einer außer Betrieb.Der Trainer denkt nach, soweit das die vielen Wodka-Tonic während der Happy Hour zulassen:Also, in welche Etage würde ich fahren, wenn ich Geheimagentin Bettina wäre, einem professionellen Witwentröster falsche Hoffnungen gemacht habe, über kein eigenes Zimmer in diesem Hotel verfuge, aber eigentlich sekündlich damit rechne, von meinem Ermittlungspartner aus dieser hochnotpeinlichen Situation befreit zu werden?»Neun«, sagt der Trainer, als er endlich mit dem Grübeln fertig ist.»Neun.Und wieder retour.Das bringt entscheidende Sekunden.«»Neunte Etage?« erkundigt sich geflissentlich der livrierte Liftboy, der dem Trainer zu Hilfe eilt, weil dieser schon eine ganze Weile orientierungslos den anderen Gästen im Weg steht.»Ninth floor, Sir? Und what room-number?«»Egal«, sagt der Trainer.***Dabei hatte die Operation Kiwi Lounge so vielversprechend begonnen.Kurz vor fünf war der Trainer auf seinem Posten - einem Nischenplatz mit Blick auf das Podium mit dem weißen Flügel.Und vor allem geschützt durch ein Arrangement tropischer Plastikgewächse.Er ließ seinen Blick zwischen den Blättern einer synthetischen Bananenstaude durch die Bar schweifen.Reifere deutsche und skandinavische Reisebus-Touristinnen saßen bei bunten Drinks, schrieben Ansichtskarten an die Lieben daheim oder hielten diskret Ausschau nach einem raschen, reschen Urlaubsflirt.Dabei blieb ihr Auge unweigerlich am Pianisten hängen.»Sascha Delrue - Ihr musikalischer Begleiter durch die Happy Hour«, verriet das Schildchen, das im Rhythmus der Musik auf dem Klavier hin- und hertanzte.Der Trainer nahm den Sohn des Dieter Dietrich genauer ins Visier: Smoking, Rüschenhemd, silbernes Mascherl und mit viel Pomade angeklatschte schwarze Haare.Der junge Mann machte auf schöner, armer Gigolo und sah für seine 24 Jahre ganz schön vom Leben gezeichnet aus.Aber wenn man ihm so zuhörte, wie er sich durch einen L’amour-Hatscher nach dem anderen arbeitete, konnte man ihm ein gewisses improvisatorisches Talent nicht absprechen.Ob »Spanish Eyes«, der »St.Louis Blues«, »Red Roses For A Blue Lady« oder »Girl From Ipanema«, das Klavierspiel hatte durchaus internationales Niveau und wäre auch auf der einen oder anderen Dean-Martin-Platte nicht unangenehm aufgefallen.»Was macht ein so begabter Mensch wie Sie in einer solchen Bar?« tönte es auf einmal verführerisch im Ohr des Trainers, der vor Schreck heftig zusammenzuckte.Anscheinend war Bettina endlich in Aktion getreten.Er drehte den Empfänger eine Spur leiser und spähte durch das künstliche Blätterwerk zur Wirkungsstätte des Künstlers.Eine elegante Dame im kleinen Schwarzen lehnte lasziv am weißen Flügel.Die Pathologin aus der Kirchengasse hatte ihre honigblonde Kurzhaarfrisur mit einer Betty-Page-Perücke getarnt, eine schicke Designerbrille mit Fensterglas aufgesetzt und sich ein paar Krähenfüße und Kummerfalten ins Gesicht geschminkt, um älter zu wirken.Der Trainer ertappte sich bei dem Gedanken, daß Bettina auch in ihrer Maskerade absolut hinreißend aussah, und daß er sich spätestens seit der Nacht im Espresso Rosi so sehr zu ihr hingezogen fühlte, daß er kaum noch an seine Grazer Grazie denken wollte.Trainer, sagte er sich gleichzeitig vor, sei ausnahmsweise einmal vorsichtig.die ist definitiv nicht dein Revier.Dietrich jr.sah das eindeutig anders.Er war von ihrem Auftritt und ihrem Anblick dermaßen verzaubert, daß er sein Set nach der zweiten Nummer kommentarlos unterbrach, um für Bettina allein seine strahlend weißen Zähne zu blecken.»Tiefste Ergriffenheit, Gnädigste!« meinte er mit seinem anzüglichsten Grinsen.»Was Sie mir grad gesagt haben, ist Balsam für eine geplagte Musikerseele! Wenn ich einer so schönen Frau wie Ihnen Freude bereiten kann, ob mit oder ohne Klavier, bekommt selbst dieses trübselige Dasein einen neuen Sinn
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