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.Irgendwo verschwindet der Bärtige zwischen zwei Baracken.Sein Gang ist so gleichgültig …Auf einem anderen Bahnsteig steht ein Zug, der nach Deutschland fährt.Die Lokomotive dampft schon, und die Soldaten blicken mit bloßen Köpfen aus den Fenstern hin- aus.Warum steige ich nicht ein, denkt Andreas, das ist doch seltsam.Warum setze ich mich nicht in diesen Zug und fahre zurück an den Rhein? Warum kaufe ich mir nicht einen Urlaubsschein in diesem Land, wo man alles kaufen kann, und fahre nach Paris, Gare Montparnasse, und rolle die Straßen vor mir auf, eine nach der anderen, stöbere alle Häuser durch und suche, suche nach einer ein- zigen kleinen Zärtlichkeit von den Händen, die zu denAugen gehören müssen.Fünf Millionen, das ist ein Ach- tel, warum sollte sie nicht darunter sein … warum fahre ich nicht nach Amiens an das Haus, wo die durchbrochene Backsteinmauer ist, und schieße mir eine Kugel vor den Kopf, an der Stelle, wo ihr Blick ganz nah und zärtlich, wirklich und tief in meiner Seele geruht hat, eine Viertel- sekunde lang? Aber diese Gedanken sind so lahm wie sei- ne Beine.Es ist herrlich, die Beine auszustrecken, die Bei- ne werden lang und länger, und er meint, er müsse sie bis nach Przemysl hinein ausstrecken können.Sie liegen da und rauchen, sind träge und müde, wie man nur vom Schlafen und Hocken in einem Waggon werden kann.Die Sonne hat einen weiten Bogen gemacht, als Andreas erwacht.Der Bärtige ist immer noch nicht zurück.Der Blonde ist wach und raucht.Der Zug nach Deutschland ist abgefahren, aber es steht schon ein neuer Zug nach Deutschland da, und unten aus der großen Entlausungsbaracke kommen die grauen Ge- stalten mit ihren Paketen, ihren Tornistern, die Gewehre um den Hals gehängt, um nach Deutschland zu fahren.Ei- ner fängt an zu laufen, dann laufen drei, dann zehn, und dann rennen sie alle, sie rennen sich um, rempeln sich die Pakete aus der Hand … und die ganze graue trostlose und müde Schlange rennt, weil einer angefangen hat, Angst zu bekommen …»Wo hast du die Karte?« fragt der Blonde.Es ist das er- ste Wort, das sie seit langem miteinander wechseln.Andreas zieht die Karte aus seiner Rocktasche, entfaltet sie und richtet sich auf; er breitet sie auf den Knien aus.Seine Augen blicken dahin, wo Galizien steht, aber der Finger des Blonden liegt viel weiter südlich und östlich, esist ein langer, sehr feiner, mattbehaarter Finger, dem auch der Schmutz nichts von seiner Vornehmheit genommen hat.»Da«, sagt der Blonde, »da muß ich hin.Noch zehn Ta- ge habe ich zu fahren, wenn’s gut geht.« Sein Finger mit dem flachen und immer noch glänzenden, blauschim- mernden Nagel füllt die ganze Bucht aus zwischen Odessa und der Krim.Der Rand des Nagels liegt bei Nikolajew.»Nikolajew?« fragt Andreas.»Nein«, der Blonde zuckt zusammen und sein Nagel rutscht tiefer, und Andreas merkt, daß er auf die Karte ge- starrt, aber nichts gesehen und an etwas anderes gedacht hat.»Nein«, sagt der Blonde.»Otschakow.Bei der Flak bin ich, vorher waren wir in Anapa, im Kuban, weißt du, aber da sind wir ja weg.Und nun Otschakow.«Plötzlich blicken sich die beiden an.Zum ersten Male seit den achtundvierzig Stunden, die sie zusammengehockt haben, blicken sie sich an.Sie haben lange Karten mitein- ander gespielt, getrunken und gegessen und aneinanderge- lehnt geschlafen, aber jetzt erst blicken sie sich an.Es liegt eine seltsam ekelhafte, fast weißlichgraue, schleimige Haut über den Augen des Blonden.Es ist Andreas, als durchsteche er mit seinem Blick den schwachen ersten Schorf, der sich über einer eitrigen Wunde geschlossen hat.Jetzt begreift er plötzlich das abstoßende Fluidum, das von diesem Manne ausgeht, der einst gewiß schön war, als seine Augen noch klar gewesen sind, blond und schlank mit vornehmen Händen.Das ist es also, denkt Andreas.»Ja«, sagt der Blonde still, »so ist es«, als habe er begrif- fen, was Andreas gedacht hat.Er spricht still weiter, un- heimlich still.»So ist es.Er hat mich verführt, ein Wacht- meister.Ich bin vollkommen verdorben und verseucht,und an nichts in der Welt habe ich mehr Freude, auch nicht am Fressen, das scheint nur so, ich fresse automa- tisch, ich trinke automatisch, ich schlafe automatisch.Ich kann doch nichts dafür, sie haben mich ja verdorben«, er schreit plötzlich auf, dann wird er wieder still.»Sechs Wochen lang lagen wir in einer Stellung oben am Ssi- wasch … da war weit und breit kein Haus … nicht einmal eine umgestürzte Mauer.Sümpfe, Wasser … Weidenge- büsch … und die Russen flogen darüber, wenn sie die Ma- schinen angreifen wollten, die von Odessa nach der Krim flogen.Sechs Wochen lagen wir da.Man kann es nicht beschreiben.Wir waren nur ein Geschütz mit sechs Mann und der Wachtmeister.Keine Sau in der Nähe.Die Ver- pflegung brachten sie uns mit dem Auto an den Rand des Sumpfes, und da mußten wir sie holen und über unsere Knüppelstege in die Stellung tragen, immer gleich für vierzehn Tage, und eine Masse zu fressen.Das Fressen war unsere einzige Abwechslung, und Fische fangen und Mücken jagen … die irrsinnigen Massen von Mücken, ich weiß nicht, wieso wir nicht verrückt geworden sind.Der Wachtmeister war wie ein Tier.Er spuckte nur so den ganzen Tag mit Schweinereien um sich, die ersten Tage, und er fraß gräßlich.Fleisch und Fett, kaum Brot.Ja«, ein furchtbarer Seufzer entwindet sich seiner Brust, »ein Mensch, der kein Brot ißt, der ist verloren, sag ich dir.Ja…« Schreckliches Schweigen, während die Sonne über Przemysl golden und warm und schön steht.»Mein Gott«, stöhnt er, »er hat uns verführt, was ist da noch zu sagen? Wir waren alle so … bis auf einen.Der wollte nicht [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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