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.”Als sie dann gefragt wurde, warum sie ausgerechnet an diesem Tag, wo sie doch offensichtlich und zugegebenermaßen so gern Auto fahre, an diesem Tag mit der Straßenbahn zu Frau Woltersheim gefahren sei, sagte Katharina Blum, sie habe nicht gewusst, ob sie viel oder wenig Alkohol trinken würde, und es sei ihr sicherer erschienen, nicht mit ihrem Wagen zu fahren.Gefragt, ob sie viel trinke oder gar gelegentlich betrunken sei, sagte sie, nein, sie trinke wenig, und betrunken sei sie nie gewesen, nur einmal sei sie – und zwar in Gegenwart und auf Veranlassung ihres Mannes bei einem geselligen Abend des Trommlerkorps – betrunken gemacht worden, und zwar mit einem Aniszeug, das wie Limonade schmeckte.Man habe ihr später gesagt.dieses ziemlich teuere Zeug sei ein beliebtes Mittel, Leute betrunken zu machen.Als ihr vorgehalten wurde, diese Erklärung – sie habe gefürchtet, eventuell zu viel zu trinken – sei nicht stichhaltig, da sie nie viel trinke, und ob ihr nicht einleuchte, dass es so aussehen müsse, als sei sie mit Götten regelrecht verabredet gewesen, habe also gewusst, dass sie ihr Auto nicht brauchen, sondern in seinem Auto heimfahren werde, schüttelte sie den Kopf und sagte, es sei genau so, wie sie angegeben habe.Es sei ihr durchaus danach zumute gewesen, sich einmal einen anzutrinken.aber sie habe es dann doch nicht getan.Ein weiterer Punkt musste vor der Mittagspause noch geklärt werden: warum sie weder ein Spar- noch ein Scheckbuch habe.Ob es nicht doch noch irgendwo ein Konto gebe.Nein, sie habe kein weiteres Konto als das bei der Sparkasse.Jede, auch die kleinste ihr zur Verfügung stehende Summe benutzte sie sofort, um ihren hochverzinslichen Kredit abzuzahlen; die Kreditzinsen wären manchmal fast doppelt so hoch wie die Sparzinsen, und auf einem Girokonto gebe es fast gar keine Zinsen.Außerdem sei ihr der Scheckverkehr zu teuer und umständlich.Laufende Kosten, ihren Haushalt und das Auto, bezahle sie bar.25.Gewisse Stauungen, die man auch Spannungen nennen kann, sind ja unvermeidlich, weil nicht alle Quellen mit einem Griff und auf einmal um- und abgelenkt werden können, so dass das trockengelegte Gelände sofort sichtbar wird.Unnötige Spannungen aber sollen vermieden werden, und es soll hier erklärt werden, warum an diesem Freitagmorgen sowohl Beizmenne wie Katharina so milde, fast weich oder gar zahm waren, Katharina sogar ängstlich oder eingeschüchtert.Zwar hatte die ZEITUNG, die eine freundliche Nachbarin unter Frau Woltersheims Haustür geschoben hatte, bei beiden Frauen Wut, Arger, Empörung, Scham und Angst bewirkt, doch hatte das sofortige Telefongespräch mit Blorna Milderung geschaffen, und da kurz nachdem die beiden entsetzten Frauen die ZEITUNG überflogen und Katharina mit Blorna telefoniert hatte, schon Frau Pletzer erschienen war, die offen zugab, dass man Katharinas Wohnung natürlich überwache und aus diesem Grunde wisse, dass sie hier zu finden sei, und nun müsse man leider – und leider auch Frau Woltersheim – zur Vernehmung, da war der offenen und netten Art von Frau Pletzer wegen der Schrecken über die ZEITUNG zunächst verdrängt und für Katharina ein nächtliches Erlebnis wieder in den Vordergrund gerückt.das sie als beglückend empfunden hatte: Ludwig hatte sie angerufen, und zwar von dort! Er war so lieb gewesen, und deshalb hatte sie ihm gar nichts von dem Ärger erzählt, weil er nicht das Gefühl haben sollte, er sei die Ursache irgendeinen Kummers, Sie hatten auch nicht über Liebe gesprochen, das hatte sie ihm ausdrücklich – schon als sie mit ihm im Auto nach Hause fuhr – verboten.Nein, nein, es ging ihr gut, natürlich wäre sie lieber bei ihm und für immer oder wenigstens für lange mit ihm zusammen, am liebsten natürlich ewig, und sie werde sich Karneval über erholen und nie, nie wieder mit einem anderen Mann als ihm tanzen und nie mehr anders als südamerikanisch.und nur mit ihm, und wie es denn dort sei.Er sei sehr gut untergebracht und sehr gut versorgt, und da sie ihm verboten habe, von Liebe zu sprechen, möchte er doch sagen.dass er sie sehr sehr sehr gern habe.und eines Tages – wann, das wisse er noch nicht, es könne Monate, aber auch ein Jahr oder zwei dauern – werde er sie holen, wohin, das wisse er noch nicht.Und so weiter, wie Leute, die große Zärtlichkeit füreinander haben, eben miteinander am Telefon plaudern.Keine Erwähnung von Intimitäten und schon gar kein Wort über jenen Vorgang.den Beizmenne (oder, was immer wahrscheinlicher scheint: Hach) so grob definiert hatte.Und so weiter.Was eben diese Art von Zärtlichkeitsempfinder sich zu sagen haben.Ziemlich lange.Zehn Minuten.Vielleicht sogar mehr, sagte Katharina zu Else.Vielleicht kann man, was das konkrete Vokabularium der beiden Zärtlichen anbetrifft, auch auf gewisse moderne Filme verweisen, wo am Telefon – oft über weite Entfernungen hin – ziemlich viel und viel scheinbar belanglos geplaudert wird.Dieses Telefongespräch, das Katharina mit Ludwig führte, war auch der Anlass für Beizmennes Entspanntheit.Freundlichkeit und Milde, und obwohl er ahnte, warum Katharina alle spröde Bockigkeit abgelegt hatte – konnte sie natürlich nicht ahnen, dass er aus dem gleichen Anlass, wenn auch nicht aus dem gleichen Grund, so fröhlich war.(Man sollte diesen merk- und denkwürdigen Vorgang zum Anlass nehmen, öfter zu telefonieren, notfalls auch ohne zärtliches Geflüster, denn man weiß ja nie, wein man wirklich mit so einem Telefongespräch eine Freude macht.) Beizmenne kannte aber auch die Ursache für Katharinas Ängstlichkeit, denn er hatte auch Kenntnis von einem weiteren, anonymen Anruf.Es wird gebeten, die vertraulichen Mitteilungen, die dieses Kapitel enthält, nicht nach Quellen abzuforschen.es handelt sich lediglich um den Durchstich eines Nebenpfützenstaus, dessen dilettantisch errichtete Staumauer durchstochen, zum Abfluss bzw.zu Fluss gebracht wird, bevor die schwache Staumauer bricht und alle Spannung verschwendet ist.26.Damit keine Missverständnisse J./ entstehen.muss auch festgestellt werden, dass sowohl Else Woltersheim wie Blorna natürlich wussten, dass Katharina sich regelrecht strafbar gemacht hatte, indem sie Götten half, unbemerkt aus ihrer Wohnung zu verschwinden; sie musste ja auch, als sie seine Flucht ermöglicht hatte, Mitwisserin gewisser Straftaten sein, wenn auch in diesem Fall nicht der wahren! Else Woltersheim sagte es ihr auf den Kopf zu, kurz bevor Frau Pletzer beide zum Verhör abholte
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