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.Nora atmete durch und sammelte sich.»Sie waren 1986, mit siebzehn, an der Entführung der Bankierstochter Katharina von Kolbach beteiligt.Die Geldübergabe misslang, drei Tage später spürte man Sie und Ihre beiden Mittäter in einer Wohnung in Sossenheim auf.Ihre Komplizen waren tot, das Lösegeld sowie das Mädchen, beziehungsweise seine Leiche, sind bis heute verschwunden.«Rosen saß mit unbewegter Miene auf dem Stuhl, das leise Trommeln seiner Finger hallte von den Wänden wider.Nora konnte nicht einmal mutmaßen, was in ihm vorging.»Die Leichen Ihrer Komplizen waren enthauptet.«Keine Reaktion.Rosen machte keine Anstalten, eine Erklärung abzugeben, also fuhr Nora fort: »Nach Ihrer Festnahme durchsuchte man unter anderem die Wohnung Ihrer Pflegeeltern in Ginnheim.Man fand dort die Leichen der beiden, die sich seit geraumer Zeit in einer Tiefkühltruhe im Keller befanden, ihnen fehlten ebenfalls die Köpfe.Während der gesamten Zeit hatten Sie Sozialleistungen für Ihre Pflegeeltern erhalten.Der Gutachter im Strafverfahren, Professor Schröder, attestierte Ihnen gefühlsmäßige Verrohung.«Keine Regung.»Herr Rosen, ist das alles richtig so?«Ein scheues Lächeln.Immerhin.»Muss wohl, wenn der Herr Professor das so geschrieben hat.«Nora fragte sich, ob Rosen wirklich so begriffsstutzig war oder ob er ihr etwas vorspielte.Seine Intelligenz lag laut Testbericht unter dem Durchschnitt, wenn auch nicht gerade an der Grenze zur Debilität.Doch auch Tests konnte man unterlaufen – sofern man es darauf anlegte.»Während Ihrer Haftzeit und in der nachfolgenden Sicherungsverwahrung haben Sie an keiner einzigen Therapiemaßnahme teilgenommen.Wie kommt das?«»Was sollten die denn behandeln? Ich war ja unschuldig.«»Sie leugnen nach wie vor, dass Sie Ihre Pflegeeltern, Ihre Komplizen und das Mädchen getötet haben?«»Ich hab mir nix zuschulden kommen lassen.«»Die Spuren waren ziemlich eindeutig, Herr Rosen, wenn ich das mal so sagen darf.«»Das war’n abgekartetes Spiel von den Bullen«, sagte Rosen düster dreinblickend.Die Verantwortung für das eigene Unglück bei jedem, nur nicht bei sich selbst zu suchen, war ein typischer Aspekt soziopathischen Verhaltens, und Rosen war nicht der erste Täter, bei dem Nora es beobachtete.Trotzdem erfüllte es sie, die eher dazu neigte, Fehler zuerst bei sich selbst zu verorten, jedes Mal mit Verständnislosigkeit.»Aufgrund Ihrer Weigerung, sich mit den Taten therapeutisch auseinanderzusetzen, hat man Ihnen weder Hafterleichterungen noch eine vorzeitige Entlassung in Aussicht gestellt.Sie haben auch außer mit Herrn Professor Schröder, Ihrem Erstgutachter, alle weiteren Kontakte mit Sachverständigen abgelehnt.«»Weil der Schröder mich verarscht hat.Geht nicht gegen Sie, verstehn Sie das nicht falsch, aber diese Gutachter vom Gericht sind alle Idioten.«»Wie können Sie das denn wissen, wenn Sie mit keinem von denen gesprochen haben?«Rosen dachte nach.»Adam sagt das auch.«»Hören Sie immer auf das, was Adam sagt?«Schulterzucken.Diese Reaktion kannte Nora gut.Damit hatte sie auch immer auf das Verhör ihres Vaters geantwortet, wenn eine Freundin sie zu einer Schandtat angestiftet hatte: Wenn die anderen aus dem Fenster springen, springst du dann hinterher?»Haben Sie damit gerechnet, dass Sie je wieder freikommen, Herr Rosen?«Rosen schüttelte stumm den Kopf.»Ich habe in Ihren Akten bisher keine Einträge über Lockerungen des Strafvollzugs oder Freigänge im Rahmen der Entlassvorbereitung gefunden.Gab es etwas dergleichen?«Erneutes Kopfschütteln.»Es ist schon seit ein paar Monaten bekannt, dass Sie entlassen werden.Hat niemand mit Ihnen einen Plan ausgearbeitet?«»Wer soll das’n machen? Wissen Sie, wie viele Aufpasser es hier gibt? Zwei.Für sechzig Männer.«Nora schrieb eine Notiz nieder.Sie musste sich dringend noch einmal Rauch vornehmen.»Sie hatten vor Ihrer Inhaftierung eine Kochlehre begonnen.Seit Ihrer Unterbringung in Sicherungsverwahrung arbeiten Sie in der Anstaltsküche.Wollen Sie diese Art Arbeit in Freiheit weiterführen? Als Küchenhilfe?«»Ich geh hier nicht raus.«»Ich verstehe nicht?«»Ich bleibe im Gefängnis.Ich kann das bezahlen, ich hab Geld gespart.« Rosens Hände waren feuerrot vom fortwährenden Drücken und Kneten.Er schwitzte, der Ausschnitt an seinem T-Shirt hatte sich inzwischen dunkel vom Schweiß gefärbt.»Ich befürchte, das geht nicht, Herr Rosen.Am 31.Oktober ist der Termin beim Haftrichter.Danach werden Sie entlassen.«»Ich will hier nicht weg.Das geht nicht.«»Herr Rosen, kommen wir noch einmal auf die Entführung von Katharina von Kolbach zurück.Haben Sie …«»Ich geh hier nich weg.Auf keinen Fall.«»Ja, das sagten Sie bereits.Trotzdem möchte ich von Ihnen gerne wissen, ob Sie …«»Haben Sie mich nicht verstanden? Ich bleib hier.Ich geh jetzt zurück in mein Zimmer und es bleibt alles so, wie es ist.Bitte kommen Sie nicht noch mal.Ich … ich bin sehr zufrieden hier.« Rosen wuchtete sich hoch, dabei scharrten die Stuhlbeine über den Boden.Bei seinen letzten Worten war er laut geworden.Der Schließer an der Tür hatte sich erhoben und öffnete den Verschluss des an seinem Gürtel baumelnden Schlagstocks.Nora schüttelte kurz den Kopf – ein Eingreifen hielt sie nicht für erforderlich.Rosen marschierte zur verschlossenen Tür.Er stand reglos da, während der Schließer mit den Schultern zuckte und Nora fragend ansah.Mit Rosen würde sie im Moment kein vernünftiges Gespräch führen können, das war ihr klar.Allem Anschein nach versetzte ihn der Gedanke an die bevorstehende Freiheit in Angst und Schrecken.Dieser Fall war offenbar komplizierter, als sie vermutet hatte.Nora gab dem Schließer ein Handzeichen und die Tür öffnete sich.Wortlos verließ Rosen das Besprechungszimmer.Seine schweren Schritte wurden immer schneller, je weiter sie sich entfernten.Irgendwann hatte Nora das Gefühl, dass er rannte.Heinz Rosen lief vor der Freiheit davon.*Der Schließer namens Tillich blockierte einen Augenblick lang die Tür.»Ich muss Sie vorwarnen, Herrn Tiburskys Zelle ist … speziell.«Nora sah Tillich fragend an, aber mehr war dem kahlköpfigen Mann nicht zu entlocken.Betont langsam schob er die Tür auf.Nora glaubte, durch ein Fenster ins Blättermeer eines Urwalds zu schauen.Rund um sein Bett hatte Tibursky Dutzende Zimmerpflanzen aller Größen verteilt.Ein Geruch wie in einem Gewächshaus schlug Nora entgegen – die Blätter verströmten einen feuchten und süßlichen Duft.Zwischen den Pflanzen und in den Regalen entdeckte sie ein kunterbuntes Sammelsurium exotischer Tiere [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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