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.Kein Ausweg, keine Chance, die Reiter holten noch ein wenig auf.Mit knappen Zurufen in ihrer Sprache verständigten sie sich.Einer lachte auf.Selbstsicher, gelassen.Auch er war sicher, dass es gleich vorüber sein würde.Dort – eine Lücke im Dunkel der Bäume.Bernina preschte darauf zu, rechts und links der Wald, und auf einmal klaffte die Erde vor ihr auf.Sie sah den felsigen Rand des Abgrundes.Im nächsten Augenblick befand sie sich in der Luft.Es blieb nicht einmal die Zeit, ihren Schock, ihre Todesangst hinauszuschreien.Der Sattel löste sich unter ihr, der Hengst war plötzlich einfach nicht mehr da.Nichts war mehr da, nichts außer dieser finsteren lautlosen Leere, in die sie kopfüber stürzte.Kapitel 3Eine kleine Welt aus Gold und SilberDas Krächzen von Krähen, ganz nahe.Als würden sie genau über ihrem Kopf fliegen.Die Schreie der Vögel, manchmal wie menschliche Stimmen.Da war die Krähenfrau, die lachte, da war der einschmeichelnde Akzent Anselmos, dessen Worte plötzlich seltsam klangen, sich veränderten, bis sie zu den harten Lauten des Wolfsjägers wurden.Und darüber lag ein Pochen, sanft und monoton, ohne Unterlass.Inmitten dieses Durcheinanders aus Geräuschen, die nah und fern zugleich waren, leuchteten gelegentlich Augen auf, fremde Augen, giftige Augen, klein wie Nadelköpfe.Die diffuse Dunkelheit wurde durchlässiger, flackerte.Nach und nach schien sie sich vollständig aufzulösen, nur um dann wieder alles zu beherrschen.Und weiterhin dieses Pochen, das niemals leiser oder lauter wurde.Erneut die Dunkelheit, erneut die funkelnden Augen, dann erwuchs ein Himmel wie aus dem Nichts, ein sonderbarer Himmel, der nicht mehr grau und wolkig war, allerdings auch nicht blau.In einem schmutzigen Weiß stülpte er sich tief über die Welt, sodass man ihn fast mit den Fingerspitzen berühren konnte.Das heisere Krächzen der Vögel verstummte ganz allmählich, die menschlichen Stimmen lösten sich auf.Es gab nichts mehr, nichts außer einem Schaukeln, einem gemächlichen, fortwährenden Schaukeln.Wann Bernina wieder klarer wurde, wann sie wieder Gerüche wahrnahm, das hätte sie nicht sagen können.Aber auf einmal roch sie Leder und Holz, auf einmal sah sie, dass das schmutzige Weiß nicht der Himmel, sondern die untere Seite einer Wagenplane war.Und das Geräusch kam vom Regen, der sie von Teichdorf verfolgt zu haben schien wie die Reiter mit den roten Umhängen.Sie erschrak, als blitzschnell diese beiden giftigen Augen vor ihrem Gesicht erschienen, und ein Stöhnen kratzte in ihrer Kehle.Boshaft wurde sie angestarrt.Jedenfalls kam es ihr so vor.Dann erneut der Schlaf.Doch nicht lange.Bernina hörte ein Stöhnen – ihr eigenes.Ihre Lider flatterten.Ihr Kopf brummte.Ihre Arme schmerzten, ebenso ihre Beine.Kratzer und tiefe Schnitte, wie von Klingen – überall auf ihren Unterarmen.Aber keine der Wunden wirkte entzündet.Offensichtlich waren sie gereinigt worden.Sie lag unter einer Decke, die recht sauber zu sein schien.Mitten in einem Wagen, zwischen vielen Kisten und Körben und anderen Behältern.Die Augen musterten sie mit prüfendem Blick.Immer noch.Oder schon wieder.Sie waren tief vergraben in einem schmalen, faltigen Gesicht.Am spitzen Kinn wehte ein faseriger weißer Bart.»Hi, hi, hi.« Weniger ein Lachen oder Gekicher, eher das Meckern einer Ziege.»Wo bin ich?«, entfuhr es Bernina.Eine schmale Hand mit fast durchscheinender Haut hielt ihr eine Holzschale hin, und sie trank sofort, beinahe gedankenlos.Brühe.Kalt, aber schmackhaft.Der Mann war klein und schlank, geradezu zierlich.Weiß das Haar, das ihm in dünnen Strähnen über die Ohren fiel und von einem kleinen, nass gewordenen Barett bedeckt wurde.»Hi, hi, hi.«»Wer sind Sie?«»Die Frage ist eher: Wer sind Sie?« Er schüttelte den Kopf.»Konnte Sie aber schlecht liegen lassen, oder? Einfach so, oder?«»Was ist passiert?«»Ich fand erst Ihr Pferd mit gebrochenen Knochen.Und musste ihm leider den Gnadenschuss geben.Dann entdeckte ich Sie.Ich dachte schon, ich müsste mit Ihnen das Gleiche machen.« Erneut sein Ziegengemecker.»Aber die Bäume haben Ihren Sturz ganz gut abgefangen.Sie sind eben leichter als das Pferdchen.Kein einziger Knochen gebrochen.Glück gehabt! Nur Abschürfungen an den Armen, an den Beinen.Und einen Brummschädel.Und bestimmt tut Ihnen alles weh.Dürften aber bloß Prellungen sein.«Die Reiter, durchfuhr es Bernina, die erst jetzt wieder die flirrenden Bilder ihres Sturzes vor Augen hatte.»War noch jemand bei mir?«»Nein, nein«, lachte er auf.»Nur ein Frauenzimmer kann so blind sein und diesen Abhang übersehen.Schade um das Pferdchen.«»Dann sind wir jetzt auf dem Weg nach Ippenheim? Wie lange war ich bewusstlos?«Er lachte noch lauter und drehte sich ohne eine Antwort um.Gebückt lief er nach vorn und schlüpfte durch die Plane nach draußen auf den Bock.Ein Peitschenschlag, und das Geschaukel begann von Neuem.Bernina schlief ein und erwachte bei der nächsten Rast.Abermals erhielt sie Brühe, jetzt mit darin aufgeweichtem Brot.»Sagen Sie mir doch bitte, wie lange ich geschlafen habe?«, fragte sie erneut.»Wann werden wir Ippenheim erreichen? Wann wird es Abend sein?« Sie dachte an die Reiter, dachte an Norbys furchtbaren Tod – auch daran, dass in der Stadt weitere Gefahren warten mochten.Aber im Moment schien es kein anderes Ziel zu geben.Vielleicht würde sich dort etwas ergeben, aus dem sie neue Hoffnung schöpfen konnte.Der Mann nahm ihr die Schale ab.»Kindchen, Sie waren zwei Tage ohnmächtig.Und wir sind schon weit weg von der Stelle, wo ich auf Sie stieß.«Erst brachte sie kein Wort hervor.»Zwei Tage?«, wiederholte sie dann stumpf.»Aber … warum haben Sie mich nicht nach Ippenheim gebracht? Wir waren doch ganz in der Nähe und …«»Ippenheim, Ippenheim«, unterbrach er sie bissig.»Ich kam ja von dort und wollte ganz bestimmt nicht wieder hin.Da war die Hölle los.Überall Diebesgesindel.Ich war froh, dass man mir nicht den Wagen unter meinem alten Hinterteil weggeklaut hat.Zurück nach Ippenheim! Nur wegen einem ungeschickten Vögelchen wie Ihnen!«»Entschuldigung.« Etwas kleinlaut klang ihre Stimme.»Ich hätte mich lieber bei Ihnen bedanken sollen, anstatt mich zu beschweren.«Er winkte ab.»Was soll’s [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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