[ Pobierz całość w formacie PDF ]
.«Tiff lacht, als hätte sie Schnappatmung.»Ja, stell dir das mal vor.Auch wenn ich nicht weiß, wer diese Marianne ist.«»Äh ja, genau.Tja, dann ist wohl jetzt die Zeit gekommen, dass wir uns verabschieden.Ich werde heute Abend früh schlafen gehen, weil es für mich morgen noch mit dem Flieger zurück nach Deutschland geht.«Tiffany kommt auf mich zu und drückt mich fest an ihre Silikonbrüste.Wenn ich durch sie eine Erkenntnis gewonnen habe, dann die, dass Silikon und Intelligenz auf zwei verschiedenen Planeten leben.»Bye, Robert.Es war toll, dich kennenzulernen.Du bist zwar ein bisschen crazy, aber ich würde viel dafür geben, einen Mann wie dich zu finden.«»Danke, Tiff.Ich wünsche dir und Jerry auch alles Gute.Vielleicht sieht man sich ja mal.«Sie küsst mich zum Abschied auf die Wange und streichelt Romeo übers Fell.Und als wir die Kabine verlassen, ruft sie mir noch hinterher: »Ja, wenn du dir mal einen Porno ausleihst, ganz bestimmt.Sorry, war ’ne blöde Idee.Aber vielleicht ein Pornohörspiel.Gibt es so was überhaupt?«»Ich lasse es dich wissen«, erwidere ich und denke: So etwas wie Tiff kann man nicht erfinden.50Miss Melinda van CarlsonDie See ist heute noch ruhiger als an den Tagen zuvor.Ich stehe auf dem obersten Außendeck und lasse meinen Blick bis zum Horizont schweifen.Was für eine Woche! Was für ein Trip! Aber letztendlich ist alles gut gegangen.Die Eilhoffs bekommen ihren Romeo mehr oder weniger wohlbehalten zurück, Jana kann sich über die Gläser für ihre Mutter freuen, und ich habe sogar einen Trickspieler überführt und somit einer südamerikanischen Tierschutzorganisation geholfen.Nur mir habe ich nicht helfen können.Ich werde wohl mit meiner Allergie leben müssen oder unsere neue Wohnung in eine Salzgrotte umbauen lassen.Ich schlendere zurück in Richtung meiner Kabine, wo ich noch packen muss.Ich habe nicht vor, Tiffanys Taktik anzuwenden.Auch die anderen Gäste an Bord wirken anders als sonst.Viele der Leute, die mir entgegenkommen, tragen ein letztes Mal ihre besten Sachen spazieren.Überhaupt kommen mir heute viel mehr Leute entgegen als an all den vergangenen Tagen.Alle strömen in Richtung des großen Theaters und wirken nervös und aufgeregt.Neugierig lese ich, was heute dort für eine Show geboten wird, doch zu meiner Verwunderung ist es keine Show, sondern ein Vortrag: Melinda van Carlson proudly presents: »The gold magic inside you – Linderung aller körperlichen Leiden durch Selbstheilung.«»Kein Wunder, dass die Greise da alle hinrennen«, flüstere ich, entscheide mich aber, dem Ganzen ebenfalls beizuwohnen.Sei es auch nur für ein halbes Stündchen.Da auch die Unterrubrik allergische Reaktionen mit aufgeführt ist, mische ich mich unter die grauhaarige Zuhörerschaft.Einige schauen mich verwundert an, andere klopfen mir auf die Schulter, um mir Mut zu machen, andere zollen mir Respekt für meine Stärke und sehen mich sogar als Vorbild.»Hi, Catman.« Ein Rentner ruft mir zu.»You will make it, believe me.«Hatschi!»Okay, thank you.«Erst jetzt wird mir bewusst, dass diese Leute natürlich denken müssen, dass ich die Hoffnung in mir trage, durch diesen Vortrag und die Kraft der Selbstheilung meine Blindheit abzulegen und wieder sehen zu können.Schließlich hebt eine Fanfare an, und eine kleine, kaum einen Meter fünfzig große Dame Ende sechzig betritt die Bühne.Das Publikum feiert sie mit stürmischem Applaus.Aus dem Off ertönt eine tiefe Männerstimme: »Ladies and Gentlemen.All the way from Santa Barbara, California.She is known from her award winning TV-Show ›The gold magic inside you‹.Please welcome Miss Melinda van Carlson.«Die Massen grölen, und der Applaus wird geradezu frenetisch.So agil habe ich die Passagiere nicht ein einziges Mal auf der Reise erlebt.Miss van Carlson tanzt unter Gloria Gaynors stimmungsvollem »I am what I am« einmal von links nach rechts und wieder zurück über die Bühne.Dazu trägt sie ein Headset, in das sie beim Refrain immer wieder mit einstimmt: »I am what I am.« Viele der Gäste sind mittlerweile aus ihren Sitzen hochgeschnellt und tun es ihr gleich, klatschen rhythmisch zum Takt, recken beim Refrain ihre Fäuste in die Höhe und schmettern lauthals: »I am what I am.« Sichtlich geschockt ob der plötzlichen Energieleistungen der sonst so scheintot wirkenden Passagiere glotze ich mit offenem Mund in die tosende Menge.Ich bin dankbar dafür, dass ich angeblich blind bin, und kann getrost sitzen bleiben.Hat man sich die Kräfte für diesen letzten Abend aufgehoben? Alle Energie gebündelt, um hier und heute eine Art Carneval der Greise zu feiern? Es scheint so.Es folgt ein halbstündiger Vortrag zum Thema Selbstheilung, bei dem Melinda van Carlson ihre Lebensgeschichte erzählt, wie sie durch Eigen-Urin zunächst ihre Migräne und später ihre Arthrose wegurinierte.Immer wieder braust spontaner Beifall auf.Melinda van Carlson scheint in den USA einen gewissen Kultstatus innezuhaben, jedenfalls ticken die Amis nach jedem dritten Satz aus.Sie ist eine erstklassige Entertainerin und versteht es, die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen.Auch ich kann mich nicht davon frei machen und erliege ihrer Ausstrahlung.Sie beendet den Vortrag mit einem weiteren ohrenbetäubenden »I am what I am« und fragt ins Publikum, wer denn heute mit seiner Selbstheilung beginnen möchte.Sofort schießen diverse Greisenkörper aus ihren Samtsesseln und recken ihre bleichen Arme in die Höhe.Ein Meer aus Altersflecken schwebt über den Köpfen, und diejenigen, die am lautesten »I am what I am« grölen, werden sogleich von einem Spotlichtscheinwerfer ins rechte Licht gesetzt und mit heftigem Applaus bedacht.Eine Frau mit krampfadrigen Beinen, die mich an den Streckenverlauf des Frankfurter U-Bahn-Netzes erinnern, reckt ihre Krücken zu ihrem Schlachtruf in die Höhe, ein Mann im Rollstuhl klatscht frenetisch und stimmt in den Chor mit ein.Und dann passiert es.Aufgepeitscht von der hitzigen Atmosphäre im Saal klatsche auch ich mit.Sofort reagiert der Mann am Spotlichtverfolger und blendet mich mit geschätzten acht Millionen Lux.Wäre ich nicht schon blind, müsste ich es spätestens jetzt werden.Der ganze Saal schaut mich begeistert an und wartet auf meine magischen Worte, die mich zu einem von ihnen machen.Und ich möchte mein Publikum nicht enttäuschen
[ Pobierz całość w formacie PDF ]