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.Jahrhunderts den englischen Thron von Schottland aus zurückzuerobern, erscheint 1814 und Ivanhoe, die Geschichte des edlen Ritters zur Zeit von Richard Löwenherz und Robin Hood, 1819.Bei Scott oder in Susan Ferriers (1782–1854) Roman Marriage, der im selben Jahr wie Northanger Abbey herauskommt und öfter mit Jane Austens Büchern verglichen worden ist, gibt Schottland den literarischen Reiz her.Fast programmatisch weist Jane Austen den Leser schon im zweiten Kapitel darauf hin, dass sie vorhat, seine aufs Unwahrscheinlich-Phantastische gerichteten Erwartungen zu enttäuschen, indem sie das Märchenhafte im Leben einer Heldin ausmalt, aber dann als nicht wirklich entlarvt.In diesem Fall beschreibt sie Catherines Abschied, wie er nach den Romankonventionen der Zeit stattfinden müsste und wie er sich wirklich abgespielt hat, und dabei betont sie den eben skizzierten Gegensatz zwischen dem alten und dem neuen Typ von Roman: »Überhaupt wurde von Seiten der Morlands alles, was diese bedeutsame Reise anging, mit einem Grad von Mäßigung und Gefasstheit getan, die eher den alltäglichen Empfindungen alltäglicher Menschen entsprach als den hochgespannten Erwartungen, den zärtlichen Gefühlen, die die erste Trennung einer Romanheldin von ihrer Familie eigentlich auslösen sollte […].«Und so erscheint denn letztlich der Publikationstermin von Jane Austens verspätetem Jugendwerk doch als recht glücklich: Ihr Buch braucht den Abstand zum gotischen Roman, damit erkennbar wird, wie sie ihn im Bewusstsein neuerer Entwicklungen kritisiert, zu denen sie selbst beigetragen hat.Aber außerdem erscheint es nun im selben Jahr wie die andere glänzende, wenn auch intellektuellere und mehr auf die Romantik zielende Parodie des gotischen Romans, Nightmare Abbey von William Love Peacock (1785–1866), das mit der ironischen Beschreibung eines mittelalterlichen Familiensitzes beginnt, wie ihn Catherine Morland erst im zweiten Teil von Northanger Abbey zu sehen bekommt: »Kloster Alptraum, ein ehrwürdiger Familiensitz im höchst malerischen Zustand von Halbverfallenheit […].«2Die für die Entwicklung der gotischen Mode im England des 18.Jahrhunderts wichtigste Gestalt, die freilich auf früheren Ansätzen aufbauen kann, ist Horace Walpole (1717–97), vierter Earl of Oxford und langjähriges Mitglied des Parlaments.Er lässt sich in den sechziger Jahren sein Landhaus Strawberry Hill in gotischem Stil und mit unregelmäßigem Grundriss bauen und veröffentlicht 1764 den ersten gotischen Roman: The Castle of Otranto.Auch in Deutschland beginnt ja etwa um diese Zeit die Mittelalter-Begeisterung, für die Goethes Kult des Straßburger Münsters und sein Götz von Berlichingen (1773) frühe und bekannte Beispiele sind.Aber während sich in Deutschland diese gotischen Elemente erst in der Romantik wirklich durchsetzen und Teil einer Weltanschauung werden, bestimmen sie in England schon in den letzten dreißig Jahren des 18.Jahrhunderts die Mode.Man baut gotische Gebäude oder lässt sich seine Bibliothek mit gotischen Ornamenten verzieren, zimmert gotisches Mobiliar oder malt gotische Bilder mit pittoresk verfallenen Burgen, schreibt Friedhofsdichtung oder gotische Romane, die in den neunziger Jahren den populären Buchmarkt beherrschen und durch die Leihbüchereien eine weite Verbreitung finden; in ihnen bricht die Phantasie gerade in einer aufklärerisch-rationalen Epoche auf abenteuerliche Weise aus der bürgerlich-regulierten Welt aus.Vor allem die Minerva Press von William Lane (1745?–1814), der selbst auch eine Kette von »lending libraries« unterhält und aus dessen Verlag alle von Isabella Thorpe im sechsten Kapitel von Northanger Abbey erwähnten gotischen Romane (vgl.Anm.14) stammen, versorgt zum Nutzen für den eigenen Geldbeutel den Markt mit Schauerliteratur.Diese Romane spielen manchmal äußerst geschickt, manchmal recht plump mit den Nerven der Leser und Leserinnen und haben bei den besseren Autoren durchaus tiefenpsychologische Dimensionen, die im Grauen aufleuchten.Dass sie das heutige Lesepublikum eher erheitern, hat sicher viele Gründe.Man braucht im Zeitalter von Sciencefiction, Kino und Fernsehen, in dem die täglichen Nachrichten schon eine Horrorschau darstellen, wohl stärkere Dosen des Grauens, um sich zu gruseln, und kann sich sicher auch nicht mehr recht vorstellen, wie furchterregend die Nacht war, als man nur Kerzenlicht und offenes Kaminfeuer kannte und Schatten über die Wände huschten, wenn alles im Halbdunkel lag; ganz abgesehen davon, dass die jungen Damen von heute weniger vor der omnipotenten Macht bösartiger Tanten, Vormünder oder Verführer zittern als die wohlbehüteten Mädchen um 1800, als der Jungfräulichkeit – dem Zeichen seelischer und sittlicher Intaktheit – ein ungeheuerlicher Wert zugemessen wurde.In Walpoles Roman sind die wesentlichen Elemente des Genres schon ausgebildet: die Faszination durch das katholische Südeuropa und die für die protestantischen Engländer unheimlichen Aspekte dieser Religion mit ihren geheimnisumwitterten Klöstern und Inquisitionsgerichten; die alte Burg, die in Northanger Abbey und vielen gotischen Romanen ursprünglich kirchlichen Zwecken diente, mit ihren Wällen, Türmen, Kellergewölben und unendlich vielen verwirrenden Räumen und Treppen, wo sich scheinbar oder tatsächlich gespenstische Dinge ereignen (bei Walpole wirklich, später häufig kunstvoll von Finsterlingen inszeniert); das unschuldige junge Mädchen, das schrecklichen Verfolgungen ausgesetzt ist und nachts durch dunkle Gänge irrt; der strenge oder gar böse Vater, Vormund oder Ehemann, der bei Walpole die Braut seines eigenen gerade durch übernatürliche Ereignisse getöteten Sohnes (ein riesiger Helm fällt aus heiterem Himmel auf ihn herab und erschlägt ihn) zur Heirat zwingen will; die märchenhaft-unglaubliche Weise, auf die sich scheinbar arme Gestalten plötzlich als hohe Aristokraten oder steinreiche Erben (häufig die Heldin selbst) herausstellen; der junge Held, der das Mädchen den Verfolgungen entzieht, und die auf amüsante Weise abergläubischen und naiven Bediensteten.Bis zum Ende des gotischen Romans bleibt dies der Prototyp der Gattung, aber es darf nicht übersehen werden, dass sich alle möglichen Varianten entwickeln.So wird in Mary Shelleys schon erwähntem, durch die unsäglichen Verfilmungen in ein völlig falsches Licht geratenen Frankenstein das Faustthema der ins Verbotene vordringenden, verbrecherischen menschlichen Neugier und in William Beckfords (1760–1844) Vathek (1786) die grausame exotische Welt des alten Arabien dargestellt.Shelleys Roman, ein wahres Kompendium romantischer Motive, und The Monk (1796) von Matthew Lewis (1775–1822), das E.T.A.Hoffmanns Elixiere des Teufels beeinflusst hat, bilden für mich den Höhepunkt des gotischen Romans; Lewis’ Buch unter anderem deshalb, weil kein anderer Autor die unheimlichen und finsteren Elemente der katholischen Welt in Spanien so atemberaubend heraufbeschwört und tiefenpsychologisch durchdringt und den Mut hat, den schönen jungen Damen all die fürchterlichen Dinge tatsächlich zuzufügen, mit denen die meisten anderen gotischen Romanciers sie immer nur bedrohen.Sowohl Shelley als auch Lewis waren interessanterweise erst etwa zwanzig Jahre alt, als sie ihre Bücher schrieben [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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