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.Am nächsten Tag haben die Mädels versucht, sie zu überreden, zur Polizei zu gehen, aber sie hat sich geweigert.Die anderen haben angenommen, dass sie mit einem anderen Typen zusammen war und ihnen nichts davon erzählen wollte.Ihr Freund hat denselben voreiligen Schluss gezogen und sich von ihr getrennt.Muss man Männer nicht einfach lieben?Danach wurde sie ein bisschen depressiv – was ja nicht weiter überraschend ist – oder, um es mit den Worten der anderen auszudrücken, »voll komisch«.Was sie damit anscheinend meinen, ist, dass sie plötzlich schreckhaft und nervös war, die meiste Zeit in ihrem Zimmer geblieben ist, eigentlich kaum mit anderen geredet hat, nicht mehr zu Vorlesungen gegangen ist und geklagt hat, sie könne nicht schlafen und hätte schreckliche Träume.Und außerdem hat sie eine ziemlich krasse Ratten-Fixation entwickelt.Ja, Sie haben richtig gelesen, Ratten.War anscheinend überzeugt, dass es in dem Gebäude nur so von den Viechern wimmelt.Niemand sonst hat was bemerkt, aber sie hat ständig welche gehört, Tag und Nacht.Hat sogar mal eine tote Ratte unter ihrem Bett gefunden und ist vollkommen abgedreht, und, ja, ich zitiere hier wieder meine neuen Busenfreundinnen.Die waren nämlich nicht mehr zu bremsen, nachdem sie einmal mit den Ratten angefangen hatten.Anscheinend sind Nicole zum Thema Ratten etliche fiese Streiche gespielt worden.Irgendjemand hat eines Tages eine zum Aufziehen in der Mensa losgelassen, und sie ist fast durchgedreht.Jemand anders ist in ihr Zimmer eingebrochen und hat die Wände mit Rattenfotos beklebt.Also, um es zusammenzufassen (und Ihr »wird auch Zeit« eben hab ich übrigens gehört), klingt Nicole für mich wie eine klassische Selbstmordkandidatin: Sie war depressiv, hatte Schlafstörungen und Albträume, wenn sie denn mal geschlafen hat, war mit dem Lernstoff in Verzug, hat sich zurückgezogen.Andererseits ist sie von ein paar Kommilitonen mit ziemlich verquerem Sinn für Humor gepiesackt worden, und außerdem, und das ist am erschreckendsten, war sie kurz vor ihrem Tod mehrere Tage verschwunden.Was meinen Sie, sollten wir uns deswegen Gedanken machen?Okay, ich melde mich ab, mein Kaffee wird kalt, und eine Sache gibt es da noch, die ich überprüfen möchte, bevor ich in Morpheus’ Arme sinke.Sie sehen, dieser ganze akademische Schwachsinn färbt allmählich ab.Ich hoffe, in London ist es ein bisschen wärmer als hier.Demnächst soll es schneien, aber ich habe zum Glück Stiefel mitgebracht.Schlafen Sie gut.Joesbury stand auf und ging zum Fenster.Sie hatte ihm die E-Mail vor gerade mal fünf Minuten geschickt.Bestimmt verließ sie gerade Starbucks, zog sich im Hinausgehen den Mantel um die Schultern und wickelte sich diesen dämlichen Collegeschal um den Hals.Er wandte sich um und betrachtete den Stadtplan von Cambridge auf seinem Schreibtisch.Wenn sie zu Fuß zum St.John’s College zurückkehrte, würde sie die St.Mary’s Street entlanggehen.Wenn.Er musste in zehn Minuten in der King’s Parade sein und könnte ihr durchaus über den Weg laufen.Allmählich wurde dieser Fall zur Farce.»Hier kommt der größte Volltrottel aller Zeiten«, brummte er halblaut vor sich hin, als er sich seinen Mantel und seine Brieftasche schnappte und das Zimmer verließ.38»Vier von den neun waren Patienten von uns«, stellte Nick fest.»Hast du sie persönlich gekannt?«, fragte Evi.Er schüttelte den Kopf, und ein kräftiger Hauch Rosa machte sich auf seinen Wangen breit.»Soweit möglich bringen wir die jungen Frauen bei den anderen Kollegen unter«, sagte er.»Ist wahrscheinlich übervorsichtig, aber Vorsicht ist besser als Nachsicht.Ich kriege die Männer und die Frauen über vierzig.«»Ich bin doch auch bei dir«, wandte Evi ein.»Und ich habe noch ein paar Jährchen bis vierzig.«»Wir sind davon ausgegangen, dass in deinem Fall Vertrautheit bereits für Immunität gesorgt haben würde.«Evi lächelte.Seit sie ihn kannte, hatten sich die Frauen Hals über Kopf in Nick verknallt.Dann blickte sie auf die Tabelle auf ihrem Schreibtisch hinunter.»Ich habe hier eine Liste von neunzehn Studenten, die sich in den letzten fünf Jahren das Leben genommen haben«, sagte sie.»Bryony Carter wäre die Zwanzigste gewesen.Jetzt haben wir außerdem noch neun Selbstmordversuche.«»Ich hab allmählich gar kein gutes Gefühl bei dieser Geschichte«, meinte Nick.»Willkommen im Club.«Draußen war der Abend sogar noch kälter geworden.Ich schlug den Kragen hoch, wickelte mir meinen neuen Collegeschal um Mund und Nase und machte mich auf den Weg.Ich wollte zum Schauplatz des ersten Selbstmordes in diesem Studienjahr.Ende Oktober hatte Jackie King sich unter einer Brücke ertränkt, die zum Clare College gehörte.Sie hatte Englisch studiert, im sechsten Semester.Die Brücke war aus hellem Mauerwerk, mit drei Bögen, damit die Boote darunter hindurchfahren konnten.Als ich sie erreichte, hatte ich mittlerweile ernsthafte Bedenken wegen meiner E-Mail an Joesbury.Wahrscheinlich hätte ich nicht so einen vertrauten Ton anschlagen sollen.Irgendwie war es einfach leichter, mit ihm zu reden, wenn er nicht in der Nähe war.Die ganze Brücke schimmerte vor Raureif.Ich hielt mich dicht an der Steinbalustrade auf der linken Seite und blieb genau in der Mitte stehen, so wie Jackie es getan hatte.Nur hatte sie ein Stück Wäscheleine mitgebracht.Das eine Ende hatte sie an der Balustrade festgemacht, das andere hatte sie sich fest um beide Fußknöchel gebunden.Die exakte Länge des Stricks war wichtig gewesen.Sie musste das im Voraus ausgetüftelt und die Wäscheleine sorgfältig zugeschnitten haben.Ich habe keine Ahnung, was in den nächsten paar Sekunden mit ihr passiert war, ich kann nur mutmaßen.Hier ist also meine Mutmaßung.Ich glaube, sie muss sich auf das steinerne Geländer gesetzt und die Beine darübergehoben haben.Bestimmt hatte sie hinuntergeschaut, so wie ich es jetzt tat, hatte das schwarze Wasser träge unter sich dahinfließen sehen.Sie musste gefroren haben, es war spät im Jahr gewesen.Außerdem war es gegen vier Uhr nachmittags, auf dem Weg hierher war sie von einer Überwachungskamera gefilmt worden.Bestimmt hatte sie auf das Wasser hinabgeblickt und sich gefragt, was in aller Welt sie eigentlich machte.Sie muss ernsthaft erwogen haben, es sein zu lassen und nach Hause zu gehen.Das hatte sie nicht getan.Sie war gesprungen.Jackie, Bryony und Nicole.Drei junge Frauen, die beschlossen haben, ihrem Leben ein Ende zu machen, und zwar auf eine Art und Weise, die Evi Oliver als sehr untypisch bezeichnete.Sie hatte recht [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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