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.Kaum stieg ich aus meinem Wagen, umgab mich der Schwarm, stach mir seine Mikrofonstachel ins Gesicht und brüllte mir in schneller Folge Fragen ins Ohr.«Kennen Sie den Mörder?«»Was hat das mit Ihnen zu tun?«»Fühlen Sie sich bedroht?«»Glauben Sie, dass es jemand aus ihrem Umfeld ist?«Sie folgten mir summend und stechend bis zu unserem Gartenzaun, wo ich das von meinem Vater selbst geschmiedete Gartentürchen so krachend hinter mir in sein verrostetes Schloss fallen ließ, dass sie kurz verstummten.Dann ging das Fragengeschrei wieder los.Ich verschloss das Gartentor, stieß die Haustür, die natürlich nur angelehnt war, auf und stürzte wutentbrannt ins Wohnzimmer meiner Mutter.»Bist du wahnsinnig geworden? Hast du gesehen, was da draußen los ist? Warum zum Teufel kannst du nicht daran denken, die Haustür zu schließen? Da draußen läuft ein wahnsinniger Mörder herum!«Es klirrte heftig und eine zartblaue Porzellantasse zerschellte auf dem Steinboden neben dem Wohnzimmertisch.Eine kleine Kaffeelache suchte sich durch die Scherben ihren Weg in die Freiheit.Aus den Sesseln und von der Wohnzimmercouch starrten mich sechs verschreckte, ältere Frauen an.Drei hatten sich an das, unter üppigen, berüschten und stark geblümten Busen versteckte Herz gegriffen, während die anderen drei sich an den gepolsterten Kanten ihrer Sitzgelegenheiten festklammerten.Rose-Lotte Stein, die, wie ich jetzt bemerkte, neben meiner Mutter saß, begann zu weinen.ErzEngel stellte ihre Tasse ruhig auf den Unterteller und legte ihre Hand auf den Arm der weinenden Seniorin neben sich.»Ich darf sie denen, die sie nicht kennen, vorstellen, das ist meine Tochter.« Sie wandte sich zu mir.»Charlotte, das sind die Damen aus meinem Computerkurs.Wir wollten uns hier in Ruhe über die Ereignisse austauschen.«Die Damen aus dem Computerkurs beäugten mich vorsichtig, so wie man einen streunenden Hund betrachtet, bei dem man nicht sicher ist, ob er als Nächstes wedelt oder beißt.Ich stand knallrot in der Mitte des Raumes und bemühte mich, harmlos auszusehen.Alles was mir jetzt noch fehlte, war die Schlagzeile.»Wütende Fußfinderin treibt wehrlose Rentnerinnen in den Herztod!«»Es tut mir leid, ich …« Meine Mutter schnitt mir das Wort ab.»Ist schon in Ordnung.Holst du bitte ein Kehrblech?«»Natürlich!« Nichts war mir lieber, als den Raum mit den erstarrten Computerdamen zu verlassen.Kaum war ich außer Sicht, begannen sie alle durcheinanderzureden.Ich holte in der Küche mehrmals tief Luft, bevor ich mich mit Kehrblech und Aufnehmer bewaffnet wieder ins Wohnzimmer wagte.»Charlotte nimmt das alles sehr mit, sie ist so sensibel«, meine Mutter holte mich mit einer Äußerung wieder zurück aus der Mitte der Furien und besorgte mir einen Platz im Kreise der menschlichen Gemeinschaft.Die Damen nickten verständnisvoll.Ich kehrte und wischte leidenschaftlich zu Rose-Lotte Steins Füßen, die mich wie hypnotisiert anstarrte.Als ich ihren Blick freundlich erwidern wollte, wurde sie rot und hielt sich eine Serviette vor das Gesicht.Offensichtlich war sie noch nicht ganz sicher, dass von mir wirklich keine Gefahr mehr ausging.»Wir sind auch in Sorge, Charlotte«, stellte meine Mutter fest, nachdem ich die Scherben im Abfall und den vergossenen Kaffee im Ausguss untergebracht hatte.»Wenn man bedenkt, dass er direkt vor unserer Tür war.« Die Damen erschauerten so synchron, dass ich nicht ausmachen konnte, welche von ihnen den Satz gesagt hatte.»Ich denke, dass es schon Grund gibt, vorsichtig zu sein, aber keinen Grund zur Panik.« Ich bemühte mich, vernünftig und sicher zu klingen und nicht wie jemand, die gerade panisch in eine Kaffeerunde gestürmt war.»So weit wir wissen, sind die Todesfälle schon ein ganzes Jahr her, und wir wissen nicht einmal, ob es wirklich Mord war.Es wäre vielleicht klug, wenn Sie in Zukunft nicht so viel allein unterwegs wären.« Meine Mutter warf mir einen warnenden Blick zu.»Aber wir wohnen doch alle allein.Unsere Männer sind doch alle schon tot.« Wieder konnte ich nicht genau ausmachen, wer das gesagt hatte, denn die berüschten Busen hoben und senkten sich alle schwer.Rose-Lotte Stein schlug schon wieder die Serviette vor das Gesicht und versteckte ihren traurigen Blick hinter einem leuchtend gelben Häschenmotiv.Ich war eine Idiotin.Natürlich, der auffallende Männermangel im Gemeindezentrum war nicht das Ergebnis einer feministischen Grundsatzentscheidung, sondern die natürliche Folge der männlichen Lebenserwartung.Und nun hatte ich die Damen nicht nur verschreckt, sondern auch noch zusätzlich an den Tod ihrer Ehemänner erinnert.Ich hatte eindeutig einen Lauf.Verdammt.ErzEngel rettete mich aus dem mit Treibsand gefüllten Erdloch, in dem ich langsam versank.»Wir stellen einen Plan auf.Wir versuchen so viele Erledigungen wie möglich zu zweit zu erledigen und rufen uns jeden Abend und Morgen an.Jede meldet sich von heute an ab, wenn sie längere Ausflüge macht.Wer hat ein Handy? Handzeichen.«Die geblümten Ärmel blieben am Busen und alle Damen schüttelten traurig ihre Köpfe.»Kein Problem.« ErzEngel hatte den Tonfall, mit dem sie Duislexic aus seiner buchstäblichen Isolation geholt hatte.Sie sah auf ihre Uhr und erhob sich.»723 Schritte von hier ist ein Elektronikhändler.Billige Handys, billiger Supermarkttarif.Wir zahlen das aus der Sparclubkasse! Los geht es!«Die Gruppe erhob sich schnell und griff nach ihren Handtaschen.»Soll ich euch begleiten?« Ich suchte den Blick meiner Mutter.»Nicht nötig.« Sie zog die leicht humpelnde Rose-Lotte Stein hinter sich her.Die Häschenserviette blieb zerknüllt auf dem Tisch liegen.Ich konnte durchs Fenster beobachten, wie meine Mutter den Journalistenschwarm vor dem Tor wie Moses mit einer Handbewegung teilte und danach trockenen Fußes mit ihrer kleinen Gruppe geblümter Israeliten die Straße hinabeilte.Wie geht es dir?Mein Handy hatte mit zwei simulierten Schlägen gegen ein feines Glas das Eintreffen einer SMS verkündet und ich las mir Irenes Frage laut vor.In Ermangelung einer anderen wichtigen Tätigkeit hatte ich die Kaffeetafel abgeräumt und stand jetzt schon seit einer halben Stunde weitgehend ratlos in meiner eigenen Küche am Fenster.Ich hatte überlegt, ob ich Irene anrufen sollte, um mich für meinen schnellen Abgang zu entschuldigen, es dann aber wieder verworfen.Und wieder in Betracht gezogen.Und wieder verworfen.Wir hatten uns noch nie getextet und der Anblick dieses einen Namens auf dem Display, machte mich auf eine Art unruhig, die in einer diffusen Zone zwischen Erlösung, Glück und Trauer lag.Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich von selber melden würde und trotz meines unfreundlichen Auftritts wissen wollte, wie es mir ging [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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